Die meisten Ludwigsburger kennen ihn als Musikmanager, jetzt hat ihn der Kunstverein als Ideengeber und Netzwerker verpflichtet: Seit September ist der Scala-Gründer Thomas Rothacker künstlerischer Leiter.

Ludwigsburg - Die meisten Ludwigsburger kennen ihn als Musikmanager. Seit September aber zieht Thomas Rothacker beim Kunstverein die Fäden. So fremd wie es vielleicht scheine, seien ihm Malerei, Skulptur und Performance gar nicht, sagt der 60-Jährige. Immerhin habe er in den siebziger Jahren an der Pädagogischen Hochschule Kunst studiert. Im Übrigen seien für das Kuratieren von Ausstellungen auch künftig andere zuständig. Seine Sache sei die Vernetzung und das Ausloten möglicher Kooperationen.

 

Nicht alles in Personalunion

Thomas Rothacker betrachtet sein neues Engagement auch als Rückkehr in seine Heimatstadt. Das heißt genauer: eine Rückkehr in die Ludwigsburger Öffentlichkeit. Denn nach elfeinhalb Jahren in Ulm, wo er das Kulturhaus Roxy geleitet hat, und einem längeren Frankreichaufenthalt kam Rothacker bereits 2012 wieder nach Hause. Gemeinsam mit einem Freund baute er hier das Label Stereo Süd auf.

Auf diese Arbeit mit dem musikalischen Nachwuchs will er auch nicht verzichten. Als ihn im Frühjahr der Anruf von Harald Jahnke, dem Vorsitzenden des Kunstvereins erreichte, war er erst einmal „nur überrascht“. Nach dem Weggang der künstlerischen Leiterin Andrea Wolter-Abele hatte der Verein beschlossen, sich neu zu ordnen. Im Grundsatz hieß das: die Arbeit soll auf mehrere Schultern verteilt werden. „Vielleicht war es einfach etwas zu viel, wenn jemand in Personalunion als künstlerische Leiterin, Kuratorin und Sprecherin arbeiten sollte“, sagt Cornelia Wesemann, die seit diesem Frühjahr für die Pressearbeit des Kunstvereins zuständig ist. Und das mit meist nur ehrenamtlich beschäftigten Mitarbeitern. Dafür sei der Verein einfach zu groß und die Erwartungen der 900 Mitglieder zu hoch.

„Kuratieren würde ich mir zurzeit nicht zutrauen“, sagt Rothacker. Dafür sei er zu wenig auf dem laufenden. Um das Besondere zu entdecken oder erfolgreiche Ausstellungen wie die aktuelle mit der Bodyart-Künstlerin Cho Hikaru nach Ludwigsburg zu holen, müsse man sehr viel tiefer in der Szene drin sein. Zum Glück könne er aber als künstlerischer Leiter auf Kuratoren zurückgreifen. Aktuell verhandle der Verein mit einem türkischen und einem indischen Künstler, sagt Wesemann. Beide seien sehr schwer zu erreichen. Und wenn, dann nur über Kuratoren ihres Vertrauens.

Menschen zusammenführen

„Mein Talent ist es dagegen Menschen zusammenzuführen“, sagt Rothacker, der 1986 in einem ehemaligen Pornokino an der Stuttgarter Straße das Scala gegründet hatte. Im neuen Kleinkunstzentrum war er für das künstlerische Programm zuständig – bis es zum Streit mit dem Scala-Verein kam und er 1998 das Handtuch warf. 1990 hatte Thomas Rothacker das Gebäude gekauft, 2009 kaufte es ihm die Stadt ab.

Statt Musiker und ihr Publikum zusammenzubringen, gehört es nun zu Rothackers Aufgaben, Sponsoren aufzutun und dauerhaft gute Kontakte zur Tanz- und Theaterwerkstatt, zu den Schlossfestspielen oder zum städtischen Kulturamt herzustellen. Eine Neupositionierung in der Stadt gehöre zu den erklärten Zielen des Vereinsvorstands. Die Kunst solle eine größere Rolle in der Stadt spielen. Ein anderes Ziel ist es, mehr Publikum zu erreichen. „Es wird nicht immer möglich sein, wie bei Cho Hikaru schon in den ersten Wochen 300 Besucher anzulocken“, sagt Wesemann. Aber es müsse häufiger als bisher gelingen.