Neu auf dem Marienplatzfest: „Fitty Bar“ Eine Hommage an den Stuttgarter Kult-Imbiss Fritty Bar

Die drei Damen von der Pommesbude: Lilly Rosa Wellner, Sophie Bergemann und Lisa-Devi Vollrath vermissen die Fritty Bar. Foto: Tanja Simoncev

„Wo Pommes?“ – aktuell auf dem Marienplatz bei der „Fitty Bar“. Moment, fehlt da nicht ein „R“ und gibt’s die originale Fritty Bar eigentlich gar nicht mehr? Verwirrung trifft auf erhörte Gebete. Was hat es mit der „Fitty Bar“ auf sich? Wir klären auf.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Wahrscheinlich können sich die Stuttgarter – zumindest die Imbiss-Fans – noch gut an den Moment erinnern, als die Fritty Bar am Rotebühlplatz in Mitte die letzte Pommestüte über den Tresen reichte. Aus. Schluss. Vorbei. Eine Kultstätte verabschiedete sich Anfang des Jahres aus dem Stuttgarter Stadtbild – und fehlt seitdem.

 

Unter anderem weinte auch eine Gruppe von Studierenden der Akademie der Bildenden Künste (AbK) ihrer Lieblingspommesbude nach und verwandelte vor fast genau einem Jahr ihren Abschiedsschmerz in etwas Kreatives. Das Ergebnis sorgte nun als „Fitty Bar“ am Marienplatz für große Verwirrung.

Aber zurück auf Anfang. Sophie Bergemann und Lilly Rosa Wellner sind mittlerweile Absolventinnen der AbK. Die eine hatte Kunst studiert, die andere Architektur und Lisa-Devi Vollrath studiert Kommunikationsdesign. Was die drei – neben ihrer Liebe zu Pommes – vereint, ist ein Interesse an Hochschulpolitik. „Außerdem haben wir auch mehrere Projekte realisiert, die sich immer zwischen unseren Disziplinen abgespielt haben.“

Pommes für den AbK-Rundgang

Beim jährlichen AbK-Rundgang kam der motivierten Gruppe dann die Idee: „Hey, wir brauchen eine günstigere und familienfreundliche Alternative zum etwas überteuerten Gastro-Angebot, Pommes wären toll!“, erinnert sich Sophie.

Es sollte schließlich eine Bude sein, die jedes Jahr wieder aufgebaut werden kann. „Und weil wir alle große Fritty-Bar-Fans sind und unsere Generation dort auch oft war, wussten wir gleich: Wir wollen eine sehr gute Pommesbude an den Start bringen.“

Die Idee sei gerade zu dem Zeitpunkt aufgekommen, als die Fritty Bar frisch geschlossen hatte und und nicht nur die drei Studentinnen merkten: „Hier fehlt was. Ein Kulturort weniger im Kessel“, betont Lisa-Devi und Lilly Rosa ergänzt: „Das war eine sehr frische Wunde, die wir da hatten.“

Ein Kulturort weniger im Kessel

Und weil es weder einen Instagram-Kanal, noch irgendeinen anderen Hoffnungsschimmer gab, riefen die drei Pommesfans die „Fitty Bar“ als Hommage, aber auch als eine Art Protestaktion ins Leben. „So ein Kulturort wird aus dem Stadtbild verdrängt, ein Ort, der uns fehlt. Und wir finden es richtig schade“, so die Macherinnen. Man habe mit der Fitty Bar dem Entsetzen darüber Ausdruck verleihen wollen. „Die Fritty Bar war so ein krass wichtiger Ort im Nachtleben und für die jungen Leute im Kessel.“

Die Idee von bezahlbaren Snacks und der Kombi aus den drei Fachrichtungen im Studium ergab schließlich ein Projekt, das sehr stark konzeptionell aufgearbeitet wurde. Auch grafische Arbeit floss mit rein, genauso wie architektonische Akzente, bestehend aus der Markise und dem Leuchtschild an der Bude.

Die Bude wurde übrigens von Architekturstudenten kreiert. Man habe etwas nachgeahmt, das eine große Lücke hinterlassen hat – und das im Rahmen eines Kunstprojekts. „Dafür haben wir auch einen Akademiepreis bekommen, weil hier an der Hochschule allen klar war, was wir damit bezwecken wollen.“

Kein Großprojekt für kommerzielle Zwecke

Zu keinem Zeitpunkt sei die „Fitty Bar“ als Großprojekt geplant gewesen, das zu kommerziellen Zwecken wird. Die Macherinnen sahen die Bude viel mehr auch als Gastro-Alternative für Studierende beim AbK-Rundgang.

Aber weil das Theater Rampe am Marienplatz für ihr „10-Tage-Freischwimmer“-Festival eine Pommesbude suchte, wurde die Fitty Bar kurzerhand ein Teil davon – allerdings performativ, im Theaterkontext. Das passte. „Weil wir fürs Festival falsch kalkuliert hatten, schenkten wir die übrig gebliebenen Pommes dem Café Galao und so wurde Betreiber Reiner Bocka auf uns aufmerksam“, so die Macherinnen.

Die Fitty Bar ohne „R“ auf dem Marienplatzfest

Aus dieser Verbindung ergab sich schließlich der Stand beim Marienplatzfest. „Wir waren erst verunsichert, haben uns dann aber gedacht: So kriegen wir nochmal eine andere Bühne für unser Projekt und das ist doch cool.“

Seit Donnerstag präsentiert sich die Fitty Bar, die mittlerweile das Schild verhüllt hat, also auf dem Festival in Stuttgart-Süd. „Wir wollen nicht im Entferntesten so tun als wären wir die Fritty Bar, sondern uns mit den Menschen austauschen. Deshalb haben wir erstmal auch nichts gegen den Verwirrungsmoment, weil wir ständig bemüht sind, ihn aufzuklären.“

Eigentlich nur Kunst

Schließlich fehle die Fritty Bar in der Stadt – ebenso wie der Fitty Bar das „R“. Die Leute würden nicht richtig lesen, auch weil ihnen durch die Leuchtschrift und Markise alles so bekannt vorkomme. „Und dann fragen sie uns: Ach, gibt’s euch wieder? Und wir klären direkt auf. Daraus ergeben sich so schöne Gespräche.“

Kontakt mit der Fritty Bar konnten die Macherinnen bislang nicht aufnehmen, lange gab es keinen Instagram-Kanal oder ähnliches. Aber ihre Absicht ist ohnehin eine andere. „Es ist keine Gastronomie, die wir da machen, sondern wir träumen uns gemeinsam zurück. Wir wollen niemanden ärgern, wir machen eigentlich nur Kunst. “

Rundgang, Akademie der bildenden Künste, Am Weißenhof 1, 19.-21.7.

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