Beziehungen zu beenden ist schwer. In der herrlichen neuseeländischen Komödie „Trennung auf Bestellung“ bei Netflix kann man dafür zwei Spezialistinnen heuern. Aber die Paarknackerinnen haben selbst Probleme.

Wellington - Was für eine abgezockte Geschäftsidee! Die Freundinnen Mel (Madeleine Sami) und Jen (Jackie van Beek) bieten in der neuseeländischen Komödie „Trennung auf Bestellung“, die neu im Angebot des Streamingdienstes Netflix ist, genau das, was der Titel verspricht: Sie knacken Beziehungen im Auftrag jener, die zu feige sind, mit einem Partner offen Schluss zu machen.

 

Mel und Jen verkleiden sich etwa als Polizistinnen und legen der Ehefrau eines Kerls, der sich aus dem Staub machen will, Männes Uhr auf den Tisch. Das, sagen sie mit einem Gehabe, das wir alle aus Fernsehkrimis kennen, sei gefunden worden, der Rest des Mannes wohl ertrunken.

Panoptikum ohne Boshaftigkeit

Es gibt auch andere Varianten der Blitzentfremdung. Ein Plastikschwangerschaftsbauch unter dem Kleid etwa kann ganz prima eine Hochzeit sprengen. Wichtig ist in diesem neuen Gewerbe: keine Sentimentalitäten, kein Verwickeltwerden ins Unglück der Klienten und Geprellten. Was in dieser Komödie natürlich doch passiert.

Mel und Jen haben sich vor 15 Jahren kennengelernt, als sie beide mit demselben untreuen Typen zusammen waren. Jen wirkt ein bisschen verbittert, was man nachvollziehen kann. Denn „The Breaker Upperers“, so der Originaltitel, führt ja – erstaunlicherweise ohne Boshaftigkeit, eher mit einer Art verzweiflungskicherndem Erbarmen – ein Panoptikum der Figuren und Beziehungsqualen vor. Mit manchmal fast surrealen Albereien pirscht der Film sich von hinten an die Wahrheit an, um dann aufzuspringen und sie durch die Bilder zu reiten: Liebe gebiert Peinlichkeit.

Freundschaft in Gefahr

Aber auch die tägliche Konfrontation mit dem Elend anderer Beziehungen schützt nicht vor Sehnsüchten. Mel jedenfalls lässt sich mit einem Klienten ein, leider dem jüngsten seit langem, einem 17-Jährigen. Obendrein will sie das Unrecht wiedergutmachen, das sie im Lauf eines Jobs einer Verlassenen zugefügt hat. Freundschaft spürt man am innigsten, wenn Freundschaft in Gefahr ist. Jen wird unausstehlich, weil sie aus Mels geschäftsgefährdendem Gebaren die Botschaft herausliest: „Du genügst mir nicht mehr.“

Wo andere ihre Komödie zunehmend ins Seriöse und Empfindsame gedreht hätten, bleiben Madeleine Sami, Jahrgang 1980, und Jackie van Beek, Jahrgang 1976, bei ihrer Mischung aus vergnügter Vulgarität, beseelter Ruppigkeit und hintersinniger Blödelei. Eigentlich dürfte das nur so gut funktionieren wie eine Knoblauchzehe als Atembonbon, das positive Ergebnis ist daher umso beglückender: als werde einem vorgeführt, dass der Ausgang von gar nichts pessimistisch sicher vorhersagbar ist.

Kratzbürstigkeit und Galle

Die beiden Komikerinnen, die auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt haben, gehen mit ihrem respektlosen Hofnarren-Humor nicht nur Beziehungen an. Auch den Alltagsrassismus in Neuseeland handeln sie mal eben nebenbei bissiger und hoffnungsvoller ab als mancher Problemfilm. Vor allem aber schaffen sie es, ein positives Ende nicht als feiges Filmklischee dastehen zu lassen. Ihre voller Kratzbürstigkeit und Galle steckende Gaudi ist authentisch hoffnungsvoll. Sie stößt uns darauf, dass Freundschaft nicht dann aufhört, wenn die Schwierigkeiten anfangen, sondern dann aus dem Mittagschläfchen erwachen und sich beweisen muss. Schön altmodisch, aber schön!

Abrufbar beim Streamingdienst Netflix