Zwei Tage im Wald inklusive Übernachtung? Das kann anstrengend sein. Der Förster und Bestseller-Autor Peter Wohlleben lädt Prominente in der SWR-Serie „Der mit dem Wald spricht“ dazu ein. Ob alle durchhalten?

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Wershofen - Revierförster ist nur eine ungenügende Berufsbezeichnung für Peter Wohlleben. Das ist der Mann aus der Eifel zwar auch. Aber mit dem bereits 2015 erschienenen Sachbuch „Das geheime Leben der Bäume“ – noch immer auf der „Spiegel“-Bestsellerliste – wurde er zum Walderklärer der Deutschen. Seit er jüngst mit seiner Meinung zu den Rodungsplänen für den Hambacher Forst nicht hinterm Berg hielt und mit dem Personal seiner Wershofener Waldakademie bei einem der Protest-Sonntagsspaziergänge auftauchte, ist er endgültig zum inoffiziellen Presse- und Fürsprecher des deutschen Waldes avanciert. Der hat es offenbar bitter nötig.

 

Wohlleben und der Wald ergänzen einander aufs Vortrefflichste. Denn Wohlleben kann anschaulich erzählen. Das ist sein Kapital in einer Welt permanenter Reizüberflutung. Er schlägt Schneisen im Denken. Ziel all seiner Lobbyarbeit für den Wald ist dabei die naturnahe Waldbewirtschaftung, die nicht den Baum als Rohstoff, sondern den Wald als wichtiges Ökosystem betrachtet, das man auch mal in Ruhe lassen muss, damit es sich erholen kann.

Wiener und Horn im Neuland

Das neue, 45-minütige SWR-Fernsehformat „Der mit dem Wald spricht“ tut genau das freilich nicht. Hier lädt der 54-Jährige Prominente immer paarweise zu einer zweitägigen Erlebnistour ins Dickicht des Waldes. Natürlich in leicht pädagogischer Absicht, aber auch zum Amüsement des Publikums. Denn zur Waldlektion gehört die Übernachtung in der Natur. Da wird man ganz Voyeur und schnell sehr gespannt, welche Allüren die ins Freie Geladenenen an den Tag legen.

Den Auftakt der Walderkundung liefern die Köchin Sarah Wiener und der Sänger und Entertainer Guildo Horn, beides Gäste mit Fernseherfahrung. Im Wald junge Buchenblätter zu naschen, eine Fichte zu fällen oder mit einfachsten Mitteln Feuer zu machen, ist jedoch Neuland für sie. All das gehört zum Erlebnispaket, dem Wohlleben sie aussetzt. Wobei eine Sorge entfällt. In Begleitung eines Drehteams geht niemand verloren. Zumal der Wald der Startfolge der Hauswald Wohllebens in der Ahreifel ist.

Weg mit den Plateausohlen

Dennoch sind sowohl der Gastgeber als auch die Gäste gespannt. Wohlleben räsoniert vorab in die Kamera, wie es wohl sein werde, wenn Wiener, eine Frau, die weiß, was sie will, und er, ein Mann mit ähnlicher Charaktereigenschaft, aufeinandertreffen. Und da man mit Plateausohlen, einem Markenzeichen Guildo Horns, nicht wandern kann, schaut er auch dessen Ankunft gespannt entgegen.

Die drei machen ihre Sache dann gut. Horn tauscht die Schlaghose und das Lederjäckchen gegen Outdoorkluft. O-Ton Horn: „Ich zieh mich mal zum normalen Menschen um“. Während Sarah Wiener sich zumindest von einem Tütchen mit Keksen, die sie den beiden Herren später anbieten kann, nicht trennen möchte. Soviel Zivilisation ist aber auch erlaubt. Kochen wird sie Kartoffeln im Freien, abgeschmeckt mit frisch gesammelten Brennnesseln. Die Töpfe dazu kommen ins Gepäck, dann geht’s los. Erst noch auf den Wegen, schließlich hinein ins Herz der Finsternis.

Mancher tut sich auch schwer

Die Gäste lernen, wie große Buchen die kleinen Triebe unterirdisch mit Nährstoffen versorgen. Dass die Dunkelheit die kleinen Buchentriebe davor bewahrt, zu schnell zu wachsen und ihre Kräfte zu verschwenden. Und dass ein Förster nie die Früchte seiner Arbeit ernten kann, wenn er so wie Wohlleben denkt und arbeitet.

Der Gruppenkoller bleibt aus. Guildo Horn schlägt sich redlich trotz des manchmal unwegsamen Geländes. Und Sarah Wiener würde am Ende glatt noch eine Woche weiterwandern. Der Literaturkritiker Denis Scheck, der in einer späteren Folge mit der Wiener „Tatort“-Kommissarin Adele Neuhauser sein Haupt im Wald betten muss, tut sich da schwerer. Er sehnt sich nach der abendlichen Buchlektüre.

Was das Format entschieden nicht gebraucht hätte: eine Stimme aus dem Off, die das Geschehen wie ein Märchenonkel betextet. Da fehlte den Machern offenbart das Zutrauen in die Kraft der eigenen Bilder und die Faszination des Waldes.

Ausstrahlung: SWR, 23. Oktober 2018, 21 Uhr. Weitere Folgen jeweils dienstags; nach Ausstrahlung in der Mediathek des Senders.