Achtung! Der „Drachenreiter“-Film nach dem Roman der Bestseller-Autorin Cornelia Funk ist nichts für die Fans des Buchs.

Stuttgart - In einem einsamen Tal, verborgen vor den Menschen, gibt es noch einige Drachen und andere Fabelwesen. Doch das geheime Refugium gerät in Gefahr. Lärm ist zu vernehmen, Baumaschinen fräsen sich in ihr Areal hinein und beginnen, die Natur platt zu machen. Während sich der Drachenanführer für Rückzug entscheidet, träumt der junge Silberdrache Lung davon, den sagenumwobenen „Saum des Himmels“ zu finden, einen Ort, an dem Drachen der Legende nach frei leben können. Gemeinsam mit seiner Freundin, dem Koboldmädchen Schwefelfell bricht er in ungewisse Abenteuer auf.

 

Kabbelnde Teenager

„Inspiriert von Cornelia Funkes Weltbestseller“ sei der Animationsfilm „Drachenreiter“, wie im Vorspann zu lesen ist. Das sollten Fans des 1997 erschienen Buchs als Warnung verstehen. Denn das Langfilmdebüt von Tomer Eshed nach dem Drehbuch von John R. Smith greift zwar viele Episoden der literarischen Vorlage auf, akzentuiert die Charaktere aber völlig anders. Lung und Schwefelfell treffen auf den Menschenjungen Ben, einen kleinen Aufschneider, dessen Waisenkindsschicksal ihn auch nicht sympathischer macht und bilden hier fortan einen Dreierbund miteinander kabbelnder Teenager. Zwischentöne wie Toleranz, Freundschaft und Solidarität verpuffen dabei. Die Figuren berühren einen nicht.

Der Fantasy-Kosmos will an der Realität anknüpfen. Da kollidiert Lung etwa beim ersten Flugversuch fast mit einem Flugzeug, und das Koboldwesen möchte „das Internet“ bei den Menschen suchen, um Näheres über ihr Ziel herauszufinden. Ein abstruser Gag, welcher der Verborgenheit ihrer Existenz schon inhaltlich widerspricht. Stimmiger wäre es gewesen, das anfangs eingeführte Ökothema weiterzuspinnen, das mit gruselig beeindruckenden Bildern vom Tagebau aufwartet.

Der Zauber fehlt

Die Anleihen an Erfolgsproduktionen wie „Zoomania“ – Schwefelfell erinnert optisch leicht an die Hasenheldin daraus – vor allem aber an den drei Animationen „Drachen zähmen leicht gemacht“, mit denen der Film sogar spielt, stören noch am wenigstens. Die plumpe, jeglichen Zauber vermissende Erzählart allerdings irritiert. Kurzum: besser das Buch lesen!