Dany Boon spielt den Pfennigfuchser François Gautier, der einst an der falschen Stelle gespart hat und nun mit den Folgen konfrontiert wird: einer sechzehnjährigen Tochter, von der er nichts ahnte.
Stuttgart - Knackige Dialoge, schrullige Typen und schnelle Witze machen den Reiz guter Komödien aus. Seit einigen Jahren genießen vor allem französische Filmemacher den Ruf, begnadete Spaßmacher zu sein. Dabei beginnt der Siegeszug der französischen Komödie in Europa schon viel früher als erst mit „Willkommen bei den Sch’tis“ (2008). In „Louis, der Geizkragen“ etwa adaptierte Louis de Funès mit Jean Girault 1980 Molières klassischen Hit „Der Geizige“ aus dem Jahr 1668.
Mit „Nichts zu verschenken“, einer weiteren Geschichte über einen krankhaften Knauserer, setzt Fred Cavayé allerdings eher auf die Machart moderner Filmerfolge. Im Gegensatz zu den historischen, irrwitzig verwickelten Dramenstoffen bleibt der Plot überschaubar. Dany Boon spielt den Pfennigfuchser François Gautier, der nach dem Tod seiner Eltern in deren Reihenhaus als ewiger Junggeselle hockt. Eine Rückblende erzählt, wie François schon pränatal aufs Sparen geeicht wird: „Werde bloß nicht wie dein Vater“, beschwört FrançoisʼMutter den Embryo in ihrem Bauch, nachdem ihr Gatte mit allerlei Klimbim von einer Einkaufstour zurückgekehrt ist.
Die Muster der Wandlung sind sattsam bekannt
In kurzen, lustigen Episoden streift Cavayé durch Françoisʼfrugale Kindheit und Teenagerzeit und bleibt schließlich bei einer entscheidenden Szene hängen: Beim Sex mit seiner ersten und auch letzten Freundin greift Françoisʼzum Gratiskondom mit längst abgelaufenem Verfallsdatum. Sechzehn Jahre später steht Laura (Noémie Schmidt), das Ergebnis der mangelnden Investitionsbereitschaft, vor Françoisʼ Tür.
Die Muster der daraus resultierenden Komplikationen und auch die Versuche der Tochter, den durch seine extreme Sparwut einsam gewordenen Vater zu einem großzügigen Menschen zu wandeln, sind sattsam bekannt. Dafür versucht Cavayé die Gratwanderung, den im Grunde unsympathischen, von Zwängen und Ängsten behausten Charakter des François als Identifikationsfigur zu etablieren.
François steht sich selbst im Weg
Das Komisch-Liebenswerte entsteht in Dany Boons Spiel vor allem aus der alltäglichen Tragik und das funktioniert teilweise sehr gut. Wenn die Nachbarn François den Stinkefinger entgegenrecken, weil der sich nicht an dringend notwendigen Renovierungen in der Siedlung beteiligt, zeigt sich das Ausmaß von Françoisʼsozialer Ausgrenzung – ein sauer-lustiger Moment. Auch in der Liebe zur neuen Kollegin Valérie (Laurence Arné) steht sich François selbst im Weg. Das erste Date in einem Haute-Cuisine-Restaurant inszeniert Cavayé als überdrehtes Katastrophenszenario, das in einen Feuerwehreinsatz mündet.
So schön der Regisseur diese einzelnen Situationen gestaltet: Er wagt letztendlich zu wenig. Aus dem interessanten Geizigen wird ein Papa und Liebhaber aus dem Bilderbuch.
Nichts zu verschenken. Frankreich 2017. Regie: Fred Cavayé. Mit Dany Boon, Laurence Arné, Noémie Schmidt. 90 Minuten. Ohne Altersbeschränkung. EM, Ufa