Stefan Zweigs „Schachnovelle“ erzählt vom psychischen Widerstand eines Mannes gegen das Nazi-Regime. Am Donnerstag, 23. Septembner, kommt Philipp Stölzls Filmadaption ins Kino.

Stuttgart - Wien, 1938: Noch hält der Anwalt und Lebemann Josef Bartok (Oliver Masucci) den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland für einen miesen Witz. Gemeinsam mit Gattin Anna (Birgit Minichmayr) und Bekannten aus der Wiener Hautevolee feiert er noch rauschende Bälle, da haben die Faschisten ihn schon ins Visier genommen. Bartok hat als Vermögensverwalter für wohlhabende Juden gearbeitet, nun wollen ihn die Nazis zur Herausgabe der Kontodaten erpressen. Als man Bartok am Vorabend seiner Abreise nach Amerika ins Gestapo-Hauptquartier im Luxushotel Metropol verschleppt und dort mit psychischer Folter quält, entwickelt Bartok eine besondere Überlebensstrategie. Um seinem Peiniger, dem Gestapo-Chef Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) zu entkommen, flüchtet Bartok ins innere Exil seiner Gedanken, wo er gegen sich selbst eine unendliche Schachpartie beginnt.

 

Bartok kämpft um seinen Verstand und seine Integrität

Stefan Zweigs schon 1942 erstveröffentlichte „Schachnovelle“ ist ein harter Text, nicht weniger hart fällt nun Philipp Stölzls hervorragende Filmadaption aus. In poetischen, teils brutalen Bildern schildert der Filmemacher das Martyrium eines Mannes, der in Isolationshaft nicht nur um den eigenen Verstand und seine Integrität, sondern auch um das Vermächtnis seiner Klienten kämpft.

Stölzl und dessen Drehbuchautor Eldar Grigorian setzen auf eine komplexe Struktur mit fast unmerklichen Wechseln zwischen Zeit- und Bewusstseinsebenen; gemeinsam mit Bartok driftet man teils orientierungslos zwischen Szenen der einjährigen Isolationshaft in Wien und den späteren Erlebnissen Bartoks auf seiner Schiffspassage nach Amerika hin und her. Äußerlich gebrochen und innerlich gespalten verliert Bartok den Bezug zur Realität, ist aber den eigenen Werten treu geblieben. Mit seiner virtuosen Erzählkunst und den menschlich nachvollziehbaren Figuren – besonders im Zusammenspiel der Charakterköpfe Albrecht Schuch und Oliver Masucci – gehört Stölzls „Schachnovelle“ zum ehrlichsten und anrührendsten, was das deutsche Kino in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Gerade auch zum Themenkomplex Drittes Reich.

Schachnovelle. Deutschland 2021. Regie: Phillip Stölzl. Mit Oliver Masucci, Birgit Minichmayr, Albrecht Schuch. 112 Minuten. Ab 12 Jahren.