Neu nach Sillenbuch zu kommen, heißt für Friedbert Baur gleichzeitig, wieder nach Deutschland kommen. Der 55-jährige Pfarrer hat die vergangenen neun Jahre in Norwegen gelebt. In Sillenbuch will er an der Kirche der Zukunft arbeiten.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sillenbuch - Er ist schon etwas angekommen. Und das sogar doppelt: in Deutschland und in Sillenbuch. Friedbert Baur ist der neue Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, er folgt Hans-Ulrich Gehring. Seine offizielle Einführung ist am kommenden Sonntag, doch er mischt schon seit einer Weile mit. Baur hat seit Sommer schon viele Hände geschüttelt, Gespräche geführt und Gedanken ausgetauscht.

 

Seine Kinder sind in Norwegen geblieben

Neu nach Sillenbuch zu kommen, ist die eine Sache. Die andere ist, dass neu nach Sillenbuch zu kommen in seinem Fall heißt, wieder in Deutschland zu sein. Friedbert Baur, 55 Jahre, hat während der vergangenen neun Jahre mit seiner Familie in Oslo gelebt. Bereits während seines Theologiestudiums hatte er ein Jahr in der norwegischen Hauptstadt verbracht. Seine Kinder sind in Norwegen geblieben. „Sie sind richtige Norweger“, sagt er.

Er hat alles herausgeholt, was an Auslandszeit möglich war. „Das war eine ganz tolle Sache“, sagt er. „Norwegen ist ein super Land.“ Er war ausgeliehen als Pfarrer für die evangelische Gemeinde deutscher Sprache mit circa 650 Mitgliedern. „Ich war Pfarrer auf eine ganz andere Weise.“ Sein Haupteinsatzort war Oslo, doch er ist vier-, fünfmal im Jahr in entlegenere Teile Norwegens gereist. Das hat er genossen. Der Job war mit viel Freiheit verbunden, sagt er. „Alles war viel lockerer.“ Gleichzeitig kam ihm die Gemeinde recht isoliert vor, er musste sich um vieles selbst kümmern. In Deutschland sei alles besser organisiert: „Man hat eine gewisse Sicherheit.“ Allerdings manchmal auf Kosten der priesterlichen Freiheit.

Mehr Zeit für das Eigentliche

Zurück in Deutschland will er sich gewisse Freiheiten nicht nehmen lassen. Friedbert Baur möchte zusammen mit der Gemeinde in Sillenbuch an der Kirche der Zukunft arbeiten. „Das beschäftigt mich sehr.“ Bevor er nach Norwegen umgesiedelt ist, war er Pfarrer auf der Schwäbischen Alb. Damals war er viel mit Papierkram beschäftigt und wenig mit dem Eigentlichen. Mit dem Glauben, mit dem Nachsinnen, mit der Kreativität. „Ich sehe meine Hauptaufgabe nicht darin, den Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagt er.

Was ihn in Norwegen beeindruckt hat: dass Pfingstler, Agnostiker und Katholiken zusammen Gottesdienste feiern. „Die Milieugrenzen sind dort aufgebrochen“, sagt er. „Das ist nicht so abgegrenzt wie hier.“ Die Gemeinde sei „eine bunte Mischung“.

Zudem sucht der neue Pfarrer nach Ideen, wie die Kirche neue Zielgruppen für sich gewinnen könnte. Kirche dürfe nicht mehr bedeuten, dass man Orgelmusik mag und am Sonntag aufsteht, um zum Gottesdienst zu gehen. „Neue Formen zu suchen, das finde ich sehr wichtig“, sagt er. In Sillenbuch findet Friedbert Baur einiges vor, was ihm gefällt. „So um 5 in der Kirche“ zum Beispiel, der Gottesdienst für kleine Leute oder das Waldheim. „Das spricht mich an. Die Menschen hier sind sehr engagiert.“ Es seien schon gute Strukturen vorhanden. „Und ich komme her und darf einfach mitmachen.“

Feier am Sonntag

Der neue Pfarrer Friedbert Baur wird am Sonntag, 13. Dezember, feierlich in sein Amt eingeführt. Los geht es um 10 Uhr in der Luther-Kirche an der Oberwiesenstraße 28. Nach dem Gottesdienst gibt es einen Stehempfang.