Thomas Schüler, Architekt und Sieger des Planungswettbewerbs für das Olga-Areal, erklärt den Baugemeinschaften die Gestaltungsmöglichkeiten.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-West - Alle beschreiten Neuland bei der Bebauung des Olgäle-Areals: Die Baugruppen, die Stadt und der Düsseldorfer Architekt Thomas Schüler, der das Rahmenkonzept für das neue Stadtquartier liefert. Am Montagabend war er zu Gast bei der Bürgerinitiative „ Projektgruppe Olgäle 2012“ und setzte sich mit den Vertretern der bisher sieben Baugruppen und der zwei Mieterprojekte auseinander. Dabei ging es um so konkrete Anliegen wie die Dachbegrünungen, die Fassadengestaltung oder die gemeinsame Nutzung des fußballfeldgroßen neuen Olgaplatzes.

 

Vor allem aber diskutierte er mit den Baugemeinschaften, welche Schritte sie jetzt in Angriff nehmen sollten, denn im Herbst 2013 soll der Bebauungsplanentwurf stehen. Bis Ende März will das Stadtplanungsamt weitere Konkretisierungen vornehmen, sagt Rüdiger Arendt, einer der Sprecher der Projektgruppe . „Das muss ein Vorzeigestadtteil werden. Alles andere wäre Durchschnitt. Aber die Leute sollen sagen: Stuttgart toll“, das wünscht sich Schüler, dessen Büro unter 90 Mitbewerbern den ersten Preis des städteplanerischen Wettbewerbs gewonnen hat. Sein Konzept mit Baufeldern, die in Form eines vierblättrigen Kleeblattes angeordnet sind, gibt die Strukturen für die Ausgestaltung vor.

Im Innenbereich gibt es nur vierstöckige Häuser

Festgelegt sind dadurch die Bau- und Sichtachsen sowie die öffentlichen Wege. Die Geschosshöhen liegen im Außenbereich zur Bismarck-, Hasenberg-, Breitscheid-und Senefelderstraße hin bei fünf bis sechs Etagen, in den Innenbereichen wird nur vierstöckig gebaut. Hier wird es auch keinen Autoverkehr geben. Klar ist außerdem, dass in den äußeren Gebäuden Gewerbe und Einzelhandel einziehen werden und dass auf dem Areal eine Kindertagesstätte und ein Spielplatz gebaut werden.

Alles andere auf dem 1,6 Hektar großen Areal kann noch individuell gestaltet werden. Geplant sind 200 Wohnungen. Die Hälfte davon entsteht im Rahmen des Stuttgarter Innenentwicklungsmodell als geförderter Wohnungsbau. „Wir haben deshalb Wohnungen für junges Wohnen, für mittlere Einkommen und 13 Sozialwohnungen dabei“, gab Arendt bekannt.

Die Zufahrten zur Tiefgarage sind noch nicht festgelegt

Neuland beschreiten die Baugruppen schon beim Bau der zwei Geschosse unter der Erde liegenden Tiefgarage. Nach Schülers Vorstellungen soll sie unterirdisch die Wohn-und Geschäftskomplexe verbinden. Wo die Zufahrten sein werden, ist noch offen, aber nach Schülers Wunsch soll es keinesfalls von allen vier Straßenseiten aus Ein-und Ausfahrten geben. „Die Tiefgarage ist eine logistische Herausforderung. Wir sind hier nicht in Tübingen oder Freiburg auf der grünen Wiese. Die Frage ist auch, wer baut die Tiefgarage? Sind es die Baugruppen? Die Stadt hat damit keine Erfahrungen“, lautet der Einwand des Architekten.

Er stellte auch zur Diskussion, ob die Gebäudezüge mit Wohnungen und Gewerbeflächen jeweils von verschiedenen Architekten geplant werden oder ob es Gemeinschaftsprojekte geben sollte. Dies alles muss im Vorfeld des Bebauungsplanentwurfs entschieden werden. Jetzt gelte es, mit der Stadt die Parzellen zu definieren und dafür Interessenten zu finden. Deshalb empfiehlt Schüler den Baugruppen, rasch ihren jeweiligen Favoriten auf dem Areal ausfindig zu machen.

In Schülers Entwurf sind bereits Vorschläge für Treppenhäuser und Grundrisse enthalten, aber nicht zwingend. „Wir haben die Grundlage für Parzellen geschaffen, die von den Architekten bebaubar sind. Das ist eine einzigartige Chance. Wie jeder mit seiner Parzelle umgeht, wird von den jeweiligen Architekten reglementiert oder aber es werden im Bebauungsplan beispielsweise schon die Materialien festgelegt.“

Das Olgäle-Areal gehört zu den begehrten Lagen

Die späteren Wohnungen auf dem Areal des heutigen Olgäle, das abgerissen und beim Katharinenhospital neu gebaut wird, zählt zu den besonders begehrten Lagen im ohnehin gefragten Stuttgarter Westen. Deshalb empfiehlt Schüler der Projektgruppe, mit der Stadt einen Festpreis für die Grundstücke auszuhandeln. „Wenn ein sozialer Mix erwünscht ist, geht das nicht anders“, betont der Düsseldorfer Architekt.

Die beiden Sprecher der Projektgruppe Rüdiger Arendt und Gerhard Ebertshäuser haben bereits eine Einladung von Finanzbürgermeister Michael Föll, der zusammen mit ihnen Kriterien festlegen will, nach denen die Grundstücke vergeben werden. Vorbild ist neben Hamburg vor allem Tübingen. Dort verkauft die Stadt Grundstücke nur noch zum Festpreis und nicht mehr gegen Höchstgebot wie in Stuttgart bisher üblich.

22 Millionen Euro muss die Stadt aus den Grundstücksgeschäften erlösen, denn diese Summe benötigt sie für den Neubau des Kinderkrankenhauses. Die Projektgruppe hat sich für dieses Jahr ein festes Arbeitsprogramm vorgenommen. Im ersten Halbjahr werden städtebaulichen Aspekte diskutiert. Danach geht es um das soziale Miteinander auf dem Areal.