Für den Neubau der Maickler-Grundschule gibt es jetzt einen preisgekrönten Entwurf. Die Idee ist, dass die Kinder sich wohlfühlen sollen, um besser lernen zu können. Wettbewerbssieger sollen die weitere Planung übernehmen.

Fellbach - Mit dem geplanten Bau einer neuen Maickler-Grundschule auf einer Freifläche angrenzend an die Kirche Maria Regina und an die Auberlen-Realschule geht die Stadt Fellbach nach sechs Jahre langer Diskussion den ersten Schritt, das ganze gleichnamige Schulzentrum zu erneuern. Das Konzept des Siegers eines Architektenwettbewerbs liegt vor. Der Entwurf des Büros Löhle Neubauer aus Augsburg ist am Dienstagabend dem Gemeinderat vorgelegt worden, um die weitere Planung zu beauftragen. Grundsatzbeschlüsse über die künftige Nutzung des Altgebäudes, über Sanierungen und weitere Neubauten im Schulzentrum und über den zu erwartenden Abriss des Provisoriums im Friedrich-Schiller-Gymnasiums stehen weiterhin noch aus.

 

Die Schüler bilden Gruppen, erhalten auch Rückzugsräume

Ein erster Blick auf das vorgeschlagene Konzept zeigt, dass die neue Maicklerschule für derzeit geschätzte 17 Millionen Euro wie keine andere Bildungsstätte in Fellbach sein wird. Architekt Rainer Löhle vom Preisträgerbüro verkündet den Abschied von langen Gängen und daran angeschlossenen Klassenzimmern. Schon mit dem in den vergangenen vier Jahren in Workshops mit Lehrern, Sozialarbeitern und Eltern ausgearbeiteten Raumprogramm haben Stadtverwaltung und Gemeinderat auf sogenannte Jahrgangscluster gedrängt. Alle Räume einer Jahrgangsstufe sind bei diesem Konzept nebeneinander angeordnet und gruppieren sich genauso wie Inklusionsraum, Gruppenräume oder Differenzierungsräume um eine mit Tageslicht beleuchtete Lernmitte. Frontalunterricht ist abgeschafft, je nach pädagogischen Anforderungen und Schüler-Leistungen werden die Kinder differenziert unterrichtet. Die Schüler bilden Gruppen, erhalten auch Rückzugsräume. „Die Schüler sollen sich in der Schule wie zu Hause fühlen. Wohlfühlen, um besser lernen zu können“, fasst Architekt Löhle das Konzept der Clusterschulen zusammen. Dafür dient auch die Wahl der Baustoffe: Das Preisträgerbüro schlägt Parkett für die Böden vor: Fast schon eine „Wohnzimmer-Atmosphäre“.

Entschieden ist über die Materialwahl aber noch nicht, aber das Konzept kommt in Fellbach an

Andere Jahrgänge müssen gemäß diesem Konzept ihre Räume erreichen können, ohne durch einen fremden Jahrgangscluster zu gehen und die Gemeinschaft dort zu stören. Rainer Löhle beschreibt den Aufbau der neuen Schule als vier „Häuser“, die in den beiden Obergeschossen des quadratischen Schulgebäudes jeweils für sich eingerichtet sind. Das Foyer, die Mensa für den Ganztagsbetrieb sowie Schulverwaltungsräume sind im Erdgeschoss angesiedelt. „Seit sechs bis sieben Jahren werden solche Clusterschulen gebaut. Es werden immer mehr“, sagt Löhle, dessen Büro im bundesweiten Bau von Schulen einen Schwerpunkt hat.

Entschieden ist über die Materialwahl aber noch nicht, aber das Konzept kommt in Fellbach an: „Mit zwei begrünten Innenhöfen, einem überdachten Eingangsbereich, einer durchdachten multifunktionalen Fläche und einer guten Orientierung bieten wir Flexibilität und natürlich belichtete Lernflächen“, wirbt Rainer Löhle für den Entwurf. Bürgermeisterin Beatrice Soltys lobt „Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und die hervorragende Ausnutzung des Raums“ des Siegerentwurfs unter 28 Entwürfen, die von einer 13-köpfigen Jury bewertet worden sind. Klar, einladend und dabei doch zurückhaltend wirke der dreigeschossige Entwurf für den Ganztagsbesuch von etwa 100 Schülern, wobei die Grundschulförderklasse sowie zwei Vorbereitungsklassen integriert sind.

Der Entwurf wird nicht sofort verwirklicht. Beatrice Soltys rechnet mit einer weiteren mehrjährigen Planungsphase, bis erst die Bagger anrücken. Nach Abschluss der Verträge mit Architekten und Fachplanern sollen nach der Sommerpause die Nutzer, also die Schulleiterin, das Kollegium und die Eltern gehört und um ihre Vorschläge gebeten werden. Angesichts schnell steigender Baupreise gibt Baubürgermeisterin Soltys auch zu, dass der Planungsprozess wegen der Kostensteigerungsrisiken „spannend“ wird. „Momentan glauben wir aber, mit dem Kostenrahmen gut hinzukommen“, sagt Löhle.