Der Neubau der Oscar-Paret-Schule braucht wegen der Nähe zur Autobahn einen besonderen Schutz. Ein spezielles Lüftungssystem und schalldämpfende Spezialfenster müssen eingebaut werden, fordert ein Gutachten.

Freiberg/Neckar - Die rund 1700 Schüler, die von 2021 an im geplanten Neubau der Oscar-Paret-Schule (OPS) unterrichtet werden sollen, müssen vor dem Lärm und Schmutz der nahegelegenen Autobahn 81 besonders geschützt werden. Ungefähr die Hälfte des Gebäudes braucht deshalb ein spezielles Lüftungssystem und schalldämpfende Spezialfenster, die zumindest zunächst nicht geöffnet werden dürfen. Dies empfiehlt ein Lärm- und Schadstoffgutachten, das die Freiberger Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hat.

 

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz hat die Stickstoffbelastung in einem Zeitraum von fünf Monaten bereits 2016 gemessen. Im Abstand von 30 Metern zur Autobahn wurde dabei der zulässige Wert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft teils deutlich überschritten. Bis zu 55 Mikrogramm wurden dort erreicht. An einer zweiten Messstelle in 87 Metern Entfernung lagen die Werte mit bis zu 39 Mikrogramm im zulässigen Bereich. Die bestehende Schule ist 90 Meter von der Autobahn entfernt. Der Neubau rückt an der äußersten Stelle bis auf 40 Meter an die A 81 heran.

Der Sachverständige für Immissionsschutz, Frank Dröscher, hat errechnet, dass die Schüler bis zu Bereichen, die 82 Meter von der Autobahn entfernt sind, besonderen Schutz bräuchten. Eine Lüftungsanlage mit Aktivkohlefiltern könne helfen. Durch die Nutzung spezieller Filter würden die Gesamtkosten für den Neubau den geplanten Rahmen von 70 Millionen Euro aber nicht übersteigen. „Wir planen Schulgebäude nicht mehr wie 1975“, sagt der Bürgermeister Dirk Schaible. Jede Schule brauche ein Lüftungssystem, damit die Nutzer bei guter Luft einen klaren Kopf behielten. Deshalb sei eine solche Anlage bereits eingeplant. Außerdem sei davon auszugehen, dass die Spezialfilter nicht ewig genutzt werden müssten. Die Schadstoffbelastung sinke im Laufe der Jahre. Motoren würden immer umweltfreundlicher, so Dröscher. Deshalb empfiehlt er Fenster, die eines Tages geöffnet werden können.

Im Außenbereich gelten andere Grenzwerte

Sport treiben die Schüler allerdings schon jetzt in schwer belastetem Luftraum. Die Laufbahn und ein Sportplatz liegen nur 40 Meter von der Autobahn entfernt. „In Außenbereichen gelten andere Bestimmungen“, erklärt der Gutachter. Da sich die Schüler dort nicht dauerhaft aufhielten, sei die Schadstoffbelastung unbedenklich. Auch die Lärmbelastung durch die Autobahn wird in diesen Bereichen toleranter bewertet. Anders im Schulgebäude: Dort soll Ruhe zum Lernen herrschen. Spezielle schalldämpfende Fenster sollen deshalb an den betroffenen Gebäudeseiten die Geräusche dämmen. Auch der Bau einer Lärmschutzwand wurde geprüft, ist aber nicht machbar und würde die Lautstärke eh nur um zwei Dezibel mindern. An der lautesten Stelle wurden 70 Dezibel gemessen. „Das ist vergleichbar mit der Belastung an einer innerstädtischen Hauptstraße“, sagt Dröscher.

BUND protestiert weiterhin gegen den Neubau

Die Vorschläge aus dem Gutachten wurden mit großer Mehrheit im Freiberger Gemeinderat angenommen. Die Ortsgruppe des BUND, die bereits zuvor gegen den Schulneubau an dieser Stelle protestiert hatte, ist damit aber nicht einverstanden und teilt in einem Schreiben an die Presse mit: Die Planungen seien nicht mit der gesundheitlichen Vorsorgepolitik für die örtliche Bevölkerung vereinbar, zumal im schadstoffbelasteten Gebiet auch neue Wohnungen und Sozialeinrichtungen entstehen sollen.

Der BUND fordert: „Die Stadt muss sich im Verbund mit dem Land und dem Bund im Interesse ihrer Bürger um eine Verminderung der Schadstoffemissionen von der Autobahn kümmern.“