Das Gremium will, dass ein Fußweg auch gegen den Widerstand der Stuttgarter John-Cranko-Schule entlang des Neubaus gebaut wird. Die Sicherheitsbedenken des Intendanten ernten Spott.

S-Mitte - Nicht die Spur von Verständnis für die Position der John-Cranko-Schule war im Bezirksbeirat Mitte zu finden. Das Gremium diskutierte erneute über den im Bebauungsplan vorgesehenen, von der Schule aber abgelehnten Gehweg entlang des Neubaus. Frank Schweizer vom Anwohnerverein Casa Schützenplatz erhielt die Erlaubnis, sich von den für die Öffentlichkeit reservierten Plätzen aus in die Debatte der Lokalpolitiker einzuschalten. Er teilte heftig gegen die Ballettschule aus. Diese warnt vor einer Einsehbarkeit ihrer Proberäume und einer Gefahr für ihre Eleven durch Täter mit pädophilen Neigungen. „Das Argument ist derart an den Haaren herbeigezogen, dass diejenigen, die sich so äußern, sich lächerlich machen“, meinte Schweitzer.

 

Er erinnerte daran, dass viele Anwohner künftig von Terrassen und Balkonen, die Schule in den Blick nehmen könnten. „Wird denen dann verboten, sich dort aufzuhalten?“, fragte er. Aus den Reihen des Bezirksbeirats widersprach niemand dem Anwohner und Vereinsvorsitzenden. Die Grünen brachten in die Debatte ein, dass der CDU-Antrag zum Weg entlang der John-Cranko-Schule schärfer formuliert werden sollte. Bezirksvorsteherin Kienzle regte dies gleichfalls an. Das Gremium votierte schließlich für den CDU-Antrag unter dem Titel „Hochkultur bremst Fußgänger“, nachdem dort nun ein Durchgangsweg nicht nur „gewünscht“, sondern „gefordert“ wird.

Stadt soll auf ihr Recht pochen

Die Stadt soll gegenüber der Schule und dem Land auf den gültigen Bebauungsplan verweisen, lautete der Tenor der Diskussion im Bezirksbeirat. Dort ist das Recht der Stadt für einen Gehweg entlang des Neubaus festgehalten. Allerdings ist auch notiert, dass Schule und Stadt einen Konsens über den Weg finden sollen.

Der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, plädierte jüngst dafür, dass Sicherheitsexperten sich bei den Gesprächen zwischen Schule und Stadt über den Gehweg einschalten. Sie könnten die Gefährdungslage der Schule durch pädophile Straftäter bestimmen und Empfehlungen für den Bau des Gehwegs abgeben, argumentierte er.

Die Bezirksbeiräte äußerten sich bei ihrer Sitzung nicht zu dem Vorschlag des Intendanten. Bezirkschefin Veronika Kienzle erklärte ihr Unverständnis für dessen Bedenken gegen einen Sichtschutz. Fenster, die von außen keine Blicke in einen Raum lassen, seien doch technisch möglich sagte sie. „Den Ausblick auf einen Park für sich alleine zu haben, ist natürlich verlockender“, mutmaßte Kienzle.