Im erst vor knapp zwei Jahren bezogenen Neubau des Innenministeriums an der Willy-Brandt-Straße schwächelt die innovative Heizanlage. Abhilfe soll eine vorübergehend im Schlossgarten abgestellte externe Heizung schaffen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Wieder bereitet ein Bauprojekt des Landes Sorgen. In dem vor knapp zwei Jahren bezogenen Neubau an der Willy-Brandt-Straße funktioniert die Heizung nur so eingeschränkt, dass von außen zusätzlich Wärme zugeführt werden muss. Dafür steht eine sogenannte „mobile Heizzentrale“ im Mittleren Schlossgarten. Die Bauverwaltung des Landes war auch schon mit dem pannenbehafteten Umbau des Kleinen Hauses sowie mit dem Neubau des Menschenaffenhauses in der Wilhelma in die Schlagzeilen geraten. Beim Bau an der Willy-Brandt-Straße gab es zuvor immer wieder Verzögerungen.

 

Auf der Webseite wird das Energiekonzept noch gelobt

An warmen Worten für den 65 Millionen Euro teuren Bau mangelt es nicht: „Das Gebäude setzt Maßstäbe mit seinem nachhaltigen Energiekonzept“, heißt es auf der Internetseite des Innenministeriums. Und weiter: „Innovativ ist vor allem, dass zur Beheizung und Kühlung des Neubaus das städtische Abwasser energetisch genutzt wird“. Doch gerade dieser technische Kniff bereitet nun die größten Probleme. Die Anlage zur Abwärmenutzung funktioniere noch nicht, erklärt eine Sprecherin des für die Landesimmobilien zuständigen Wirtschafts- und Finanzministeriums auf Anfrage. Man bemühe sich in Absprachen mit den Baufirmen um Mängelbeseitigung. Regressforderungen hat das Land aber noch nicht gestellt. Der Gesprächsstoff dürfte dabei nicht ausgehen. Denn nicht allein die Wärmezufuhr aus dem Abwasserkanal des Nesenbachs will nicht so recht klappen. Die Ministeriumssprecherin erwähnt ganz allgemein „aktuell noch vorhandene Mängel im Bereich der Heizungstechnik.“

2,3 Tonnen schwere Anlage im Park

Damit die Ministerialen auch in der kalten Jahreszeit arbeitsfähig bleiben, steht ein 2,3 Tonnen schweres Heizgerät im Mittleren Schlossgarten. Das Land als Eigentümer des Parks konnte sich selbst die Genehmigung zum Aufstellen und zum Betrieb erteilen. Nach dem Ende der Heizperiode soll der Anhänger wieder verschwinden und die eigens für ihn geschotterte Fläche wieder in Rasen umgewandelt werden. Die Anlage, die aus einem eigenen 1500 Liter Heizöltank gespeist wird und warmes Wasser produziert, ist nicht allein für das Raumklima an der Willy-Brandt-Straße zuständig. Das Gebäude ist auch an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen. Wegen der von der Maschine ausgestoßenen Abgase versichert die Ministeriumssprecherin, dass „hinsichtlich der Schadstoffwerte alle gesetzlichen Anforderungen“ erfüllt werden. Wie viel Geld das Land für den Betrieb der 500-Kilowatt-Anlage investieren muss, lasse sich noch nicht abschließend sagen. Das hängt von der Mietdauer und der Menge an verfeuertem Heizöl ab.

Leitungen sehen aus wie fürs Grundwassermanagement

Auf das Geld wurde auf jeden Fall bei der Montage geachtet. Die gut 20 Meter Abstand zwischen dem Standort im Park und den Löchern in der rückwärtigen Ministeriumsmauer am Reithausweg werden von blauen Rohren überbrückt, die auffallend jenen ähneln, die für das Grundwassermanagement (GWM) beim Bahnprojekt Stuttgart  21 Verwendung finden. Der Eindruck trügt nicht. „Aus Kostengründen“ habe man die selbe Firma mit den Arbeiten betraut, die auch das GWM betreibt. Und aus „logistischen Gründen“ sei das selbe Material zum Einsatz gelangt.

Der Neubau für das Innenministerium, das sein Domizil bis 2013 an der Dorotheenstraße hatte und wegen des dort neu entstehenden Einkaufsquartiers wich, stand unter keinem guten Stern. Immer wieder kam es zu Verzögerungen beim Bau des 207 Meter langen Riegels, der Platz für 500 Büros bietet. Erst anderthalb Jahre nach dem ursprünglich angepeilten Einzugstermin konnte das Land zur Eröffnungsfeier für den vom Berliner Architekten Volker Staab geplanten Bau bitten. Vertreter des Generalunternehmers, der den Bau am Rande des Schlossgartens hochzog, standen damals nicht auf der Gästeliste.

Experten für Energieeffizienz sitzen im Haus

Heute rückt dem Gebäude jene Baustelle auf die Pelle, auf der die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ihre Haltestelle Staatsgalerie neubauen – was dem Durchgangsbahnhof von Stuttgart 21 geschuldet ist.

Doch in dem Bau an der Willy-Brandt-Straße ist nicht nur das Innenministerium untergebracht. Es teilt sich das Gebäude mit Abteilungen anderer Ministerien, wie etwa dem für den Ländlichen Raum oder dem Umweltministerium. Dieses hat auch sein Referat 62 dort hin ausgelagert – zuständig für Energieeffizienz von Gebäuden.