Der geplante Neubau des Versicherers an der Heßbrühlstraße könnte sich über ein größeres Areal erstrecken – wenn die Allianz die städtischen Flächen entlang der Liebknechtstraße übernimmt.

Vaihingen - Die Idee, soviel schon mal vorweg, stammt nicht von der Allianz. Stattdessen will das Stuttgarter Rathaus dem Versicherungskonzern entgegenkommen, und verfolgt damit wohl auch ein eigenes Ziel. „Das ist ein Vorschlag aus dem Stadtplanungsamt“, sagt Peter Pätzold, seines Zeichens Baubürgermeister der Landeshauptstadt. Es geht um einige Flächen, auf die die Stadt Zugriff hat und die sie gerne dem Unternehmen überlassen würde. „Um mehr Möglichkeiten zu haben, den Eingang in das Gewerbegebiet neu zu regeln“, sagt Pätzold.

 

Die Allianz will, wie berichtet, im Synergiepark genannten Gewerbegebiet entlang der Heßbrühlstraße eine neue Verwaltungszentrale in Stuttgart bauen. Die beiden bisherigen Standorte in der Innenstadt sollen aufgegeben werden. Bis 2020, so der Plan, soll der Bau fertig sein und die rund 4000 Mitarbeiter nach Vaihingen ziehen.

Die SWSG-Häuser an der Liebknechtstraße sollen weichen

Als Standort hat sich der Konzern nach einem längeren Suchlauf für eine Fläche entschieden, die bereits in seinem Besitz ist, aber derzeit anderweitig benutzt wird. Es geht um den Sportplatz des TSV Georgii Allianz, der von der Ankündigung ebenso überrascht wurde wie die Lokalpolitik. Der Konzern hat angekündigt, den Verein nicht opfern zu wollen und zeigt sich offen für Lösungen, etwa in Form einer großen Turnhalle. Auch steht das Angebot, zum Beispiel den im Untergrund verlaufenden Schwarzbach wieder zu renaturieren. Denn die Allianz weiß, dass sie, um auf dem Sportgelände überhaupt bauen zu dürfen, auf die Zustimmung der Stadt angewiesen ist. Die wiederum will einen Arbeitgeber von dieser Größe in Stuttgart halten und ist bereit, dafür auch in Grünflächen einzugreifen.

Zusätzlich hat die Stadt nun eben auch vor, weitere Flächen dazuzugeben, die direkt an das Sportgelände anschließen. Konkret geht es dabei zum einen um eine Außenstelle des Tiefbauamts. Wenn zum Beispiel irgendwo im Bezirk Straßen geflickt werden müssen, rücken die Arbeiter von dort mit ihrem Gerät und nötigen Schildern aus. Gleich nebenan befindet sich zudem eine Betriebsstätte der Abfallwirtschaft Stuttgart. In hohen Hallen parken die orangefarbenen Lastwagen der Müllabfuhr. Hinzu kommen Büroräume des städtischen Eigenbetriebs. Und an der Ecke von Liebknecht- und Heßbrühlstraße stehen einige Wohnhäuser, die sich im Besitz der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft, kurz SWSG, befinden.

Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen

Würde die Allianz diese Fläche, die insgesamt in etwa die Größe eines Fußballfeldes hat, übernehmen und in ihre Pläne einbeziehen, wäre das „eine Aufwertung des gesamten Gebiets“, sagt Baubürgermeister Pätzold. Noch sei keine Entscheidung getroffen. Es hänge auch davon ab, „ob man einen Alternativstandort für die Abfallwirtschaft findet“, sagt Pätzold. Die Allianz jedenfalls „findet das interessant und wartet auf unsere Vorschläge“.

Der Konzern wiederum will dazu nicht konkret Stellung nehmen. „Wir prüfen alle Optionen“, sagt die Allianz-Sprecherin Anna Sleegers. Mehr könne sie dazu nicht sagen und verweist auf das frühe Stadium der Planungsphase. Jedenfalls „ist noch nichts entschieden“, sagt sie.

Nicht betroffen von den Überlegungen ist im Übrigen der nahe Wertstoffhof, der ebenfalls an der Liebknechtstraße von der Abfallwirtschaft betrieben wird. Dieser sei „von den Planungen nicht tangiert und steht auch nicht zur Disposition“, teilt das technische Referat der Stadt Stuttgart schriftlich mit. Der Wertstoffhof war im Frühjahr 2014 eröffnet worden und beheimatet auch eine Salzsiloanlage, die für den Winterdienst benötigt wird. In der jüngsten Bezirksbeiratssitzung hatte es in diesem Zusammenhang missverständliche Äußerungen des Baubürgermeisters gegeben.

Vor den Sommerferien fällt der Startschuss

In den kommenden Wochen muss sich die Stadt nun intern erst einmal darüber klar werden, ob sie für sich selbst Alternativen für die angebotenen Flächen finden kann. Und sie muss darüber hinaus mit der Allianz handelseinig werden. Denn die Zeit drängt. „Noch vor den Sommerferien sollte das klar sein“, sagt Baubürgermeister Pätzold. Dann soll nämlich der sogenannte Aufstellungsbeschluss im Gemeinderat gefasst werden. Der ist sozusagen der Startschuss für eine Änderung des Bebauungsplans, ohne die der Versicherungskonzern auf dem Sportgelände ja gar nicht erst bauen darf.