Die Tage des Wangener Jugendhauses B 10 sind gezählt. Im Frühjahr nächsten Jahres soll das Gebäude abgerissen werden. An seiner Stelle entsteht ein Neubau. Kostenpunkt: 3,7 Millionen Euro.

Wangen - Das Jugendhaus in Wangen war 34 Jahre lang fester Bestandteil des städtischen Lebens. Dass es tatsächlich einmal so lange stehen wird, hatte 1983 wohl niemand zu hoffen gewagt – errichtet wurde das Gebäude mit Material, das aus Abrisshäusern stammte, gebaut haben es ausschließlich Studenten und arbeitslose Jugendliche. Für 500 000 Mark – heute rund 250 000 Euro – entstand so ein Haus, das von Fachfirmen erstellt Schätzungen zufolge gut das Vierfache gekostet hätte. Allerdings war schon damals klar, dass die Lebensdauer des Gebäudes begrenzt ist. Ausgegangen ist man von höchstens 30 Jahren.

 

Nun sind die Tage der „Burg“, wie das Jugendhaus einst genannt wurde, tatsächlich gezählt. Im Frühjahr 2019 soll der Abriss erfolgen, sagt Sieghard Kelle, Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft. Sie verwaltet das „B 10“, wie die Einrichtung heute heißt. Ein genauer Termin, wann die Bagger anrollen, stehe noch nicht fest. Denn noch sei die Baugenehmigung nicht erteilt. „Den Antrag werden wir in den nächsten Tagen einreichen“, kündigt Kelle an. Wenn das Prozedere reibungslos abläuft, könnten die Arbeiten voraussichtlich im Februar oder März beginnen. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von 18 bis 20 Monaten. Das neue Jugendhaus könnte also 2021 eingeweiht werden.

Architekten von einst planen wieder

Der Entwurf stammt vom Architektenbüro plus+ bauplanung GmbH. Die Neckartenzlinger sind 2015 als Sieger aus einem Wettbewerb hervorgegangen – es sind jene Architekten, auf deren Idee das bestehende, zwischenzeitlich erweiterte Jugendhaus basiert. Ihr Sieg sei „reiner Zufall“ gewesen, erklärt Kelle. „Wir waren auch überrascht vom Ergebnis des anonymen Verfahrens.“ Der Entwurf hatte sich gegen die Konzepte von vier weiteren Büros durchgesetzt.

Entlang der B 10 – von dieser abgewandt – soll ein dreigeschossiges Gebäude entstehen, das neben Büro, Werkstatt und Gruppenräumen im oberen Bereich ein Jugendcafé mit Küche sowie einen Bewegungsraum im Erdgeschoss beherbergen wird. Beide Räume sind zusammen und getrennt nutzbar, was unterschiedliche Veranstaltungen ermöglicht. Ein zweiter Eingang garantiert eine gesonderte Erschließung zum Gruppenraum für die Teenies und Kinder ab sechs. Deren Freibereich gliedert sich unmittelbar in Richtung Sporthalle an. Vorgesehen sind eine großzügige Terrasse im ersten Obergeschoss, die den ansonsten kleinen Freibereich erweitert, sowie eine Freitreppe zwischen Terrasse und dem Laubengang in zweiten Obergeschoss.

DIN-Normen beim Bau nicht beachtet

Der Neubau ist erforderlich, weil beim Bau „anerkannte Regeln der Technik, beziehungsweise DIN-Normen teilweise nicht beachtet“ wurden, erklärt Isabel Fezer, Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, in einer Beschlussvorlage, über die der Sozial- und Gesundheitsausschuss am 22. Oktober abstimmen soll. Nach einem Wassereinbruch im Dachbereich im Jahr 2013 wurden eklatante Mängel am Bauwerk festgestellt. Daraufhin wurde unverzüglich eine eingehende Untersuchung des gesamten Gebäudes unter Hinzuziehung eines Statikers und eines Sachverständigen für Brandschutz durchgeführt. „Die brandschutztechnische Untersuchung ergab, dass eine Nutzung zu untersagen ist“, so Fezer. Daraufhin wurden vernetzte Rauchmelder installiert und weitere Präventivmaßnahmen umgesetzt. Der Fortbestand war gesichert – allerdings unter Auflagen. Das Baurechtsamt hat verfügt, das sich im gesamten Gebäude maximal 60 Personen aufhalten dürfen. Das Dachgeschoss darf nicht mehr genutzt werden, im ersten Obergeschoss sind höchstens zehn Personen mit einem hauptamtlichen Betreuer zulässig. Das Hochbauamt sprach sich nach intensiver Prüfung der Gegebenheiten für einen Neubau aus.

Die Weichen dafür hat der Gemeinderat bereits gestellt. Im Doppelhaushalt 2018/19 wurden knapp 3,64 Millionen Euro als Zuschuss für die Jugendhausgesellschaft eingeplant. Bisherigen Berechnungen zufolge wird der Neubau mindestens 3,7 Millionen Euro kosten. Ob der Zuschuss für den Träger erhöht wird, ist noch nicht entschieden.