Der baumbestandene Grünstreifen an der Ludwigsburger Fuchshofstraße sollte weitestgehend erhalten bleiben. Doch von Grün wird auch im Frühjahr nicht mehr viel zu sehen sein.
Nicht wenige der Menschen, die in der letzten Zeit am Baufeld für das Neubaugebiet Fuchshof gegenüber des Stadiongeländes unterwegs waren, blieben erschrocken oder kopfschüttelnd stehen, wenn ihr Blick zur Kleingartenanlage schweifte, die als sogenannte grüne Fuge Nord das westliche vom östlichen Baufeld trennen soll. Denn auf einmal entdeckt man Häuser im Alten Oßweiler Weg, die früher wegen der zum Teil sehr großen Bäume nicht zu sehen waren. 33 Bäume sind weg, der traurige Rest macht den Verlust noch deutlicher.
„Das ist furchtbar, was die hier machen“, sagt eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Eigentlich hieß es mal, das solle alles stehen bleiben, nur die kranken Bäume sollten gefällt werden.“ Tatsächlich sagte die Baubürgermeisterin Andrea Schwarz in einer der Sitzungen zum Neubaugelände, der Bereich solle erhalten bleiben. Sie könne aber nicht ausschließen, dass der eine oder andere Baum nicht erhalten werden könne.
Baumbestand sollte eigentlich so weit wie möglich bleiben
In der Vorlage für den Mobilitäts- und Umweltausschuss ließ auf den ersten Blick nichts auf das Ausmaß der Baumfällungen schließen. Darin war die Rede von einem „größtmöglichen Erhalt des Baumbestands der Kleingartenanlage und des ehemaligen Privatgartens“ – mit der Einschränkung: „Einige Bäume können durch die gestiegenen Sicherheitsanforderungen einer öffentlichen Grünanlage oder bauliche Veränderungen nicht erhalten werden.“ Ebenfalls betont wurde: „Der Bereich der grünen Fuge soll unter Berücksichtigung des bestehenden Baumbestands seinen parkartigen Charakter behalten.“
Tatsächlich, so ist es in der Vorlage zur Genehmigung der Fällungen durch den Gemeinderatsausschuss zu lesen, waren lediglich drei Bäume nicht verkehrssicher. Weitere acht Bäume sollten den Erschließungsanlagen am Fuchshof zum Opfer fallen, elf Nadelbäume, darunter einige sehr große, „aufgrund von Schäden, dichtem Stand und ungünstiger Zukunftsprognose“ gefällt werden.
Auch deutlich geschwächte Bäume wertvoll fürs Klima
Diese Aussage ist besonders überraschend, wenn man weiß, wie die Stadtverwaltung noch vor zwei Jahren bei der Vorstellung des Stadtentwicklungskonzepts argumentiert hat. Damals sagte die Fachbereichsleiterin Ulrike Schmidtgen, dass auch „deutlich geschwächte Bäume“ noch zehn bis 15 Jahre stehen und einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten. Ins selbe Horn stieß seinerzeit Bürgermeister Sebastian Mannl: Man müsse das Augenmerk stärker auf den Erhalt des Bestandes legen. „Es bringt nichts, 200 Bäume neu zu pflanzen, wenn uns woanders 200 absterben.“ Vor allem, weil alte Bäume wesentlich mehr fürs Klima und den Artenschutz bringen als neu gepflanzte – und letztere einen erhöhten Pflegeaufwand haben, wenn sie anwachsen und gedeihen sollen.
Umso bemerkenswerter ist es, dass sich kaum Widerstand gegen die Baumfällungen regte. Lediglich Christine Knoß von den Grünen merkte in der Ausschusssitzung an, sie wünsche sich den Erhalt der Nadelbäume trotz schlechter Prognose. Letzten Endes, sagte sie nun auf Anfrage dieser Zeitung, müsse man sich aber fragen: „Ist eine Sache so wichtig, dass man deshalb den Bebauungsplan kippt?“
Dass am Ende nochmals zehn Bäume mehr gefällt wurden als beschlossen worden war, erklärt eine Sprecherin der Stadt so: „Bei der Ausführungsplanung für den neuen Fußweg in der Fuchshofstraße wurde erkannt, dass die Standsicherheit an sieben Bäumen nicht gewährleistet werden kann. Zwei Obstbäume in einem Kleingarten waren durch die Vermessung nicht aufgenommen und standen auf der zukünftigen Verkehrsfläche des Quartiersplatzes, zwei Obstbäume sind im Sommer 2023 abgestorben.“ Neu gepflanzt würden 17 Bäume.
Doch nicht nur an der grünen Fuge sind durch die Bauarbeiten viele Bäume verschwunden. „Auch bei dem sogenannten grünen Ring ist auf dem ehemaligen Kegreiß-Gelände nur ein Baum übrig geblieben“, klagt die Anwohnerin. „Überlebt hat hier sonst nichts.“ Und sie fürchtet: „Wenn hier einmal die Stadtbahntrasse entlang führt, wird es noch weniger.“ Da bringen aus ihrer Sicht auch die südlich der Fuchshofstraße neu gepflanzten Bäume nicht viel.