Im Süden Hemmingens entsteht trotz Protesten ein Neubaugebiet. Anwohner befürchten zu viel Verkehr und große Wohnklötze vor der Nase.

Einstimmig hat der Gemeinderat dem vorletzten möglichen Baugebiet im Süden von Hemmingen weiter den Weg geebnet. Rund 260 Menschen sollen einmal im Schöckinger Weg leben, südlich der Bebauung entlang der Pestalozzistraße, zwischen der Theodor-Heuss-Straße und der Alten Schöckinger Straße. Geplant sind Ein- und Mehrfamilienhäuser, in Teilen ist eine verdichtete Bebauung angedacht.

 

Ausführlich erläuterte Manfred Mezger vom Planungsbüro mquadrat den Entwurf des Bebauungsplans, der wohl von Mitte Mai bis Mitte Juni im Rathaus ausliegt sowie im Netz einzusehen ist. Dann hat die Bevölkerung auch die Gelegenheit, Stellungnahmen abzugeben. Was Bürgerinnen und Bürger vermutlich tun: Im Februar 2021 saßen und standen mit gelben Plakaten etwa 20 Personen in der Gemeinschaftshalle, um in der Gemeinderatssitzung gegen das Baugebiet zu protestieren. Die Anwohnerinnen und Anwohner, von denen einige die Gemeinderatssitzung am Dienstagabend besuchten, fürchten nach wie vor eine hohe Verkehrsbelastung vor der Haustür und Hochhäuser.

SPD fordert sozialen Mietwohnungsbau

Mehr Einwohner und damit mehr Verkehr – auch im ohnehin zu Stoßzeiten schon stark befahrenen Ortskern – seien eine Herausforderung, stimmte Ute Freitag (CDU) zu – und bezeichnete die Höhe der höchsten Häuser von 15,50 Metern als einen „Brocken, der da kommt“. Doch es gebe Abstand zur bestehenden Bebauung, und jeder könne Einwände einbringen. Elke Kogler (SPD) sagte, sie erwarte, dass alle Grundstücke bebaut werden und Sozialwohnungen entstehen. In ihrer Rede zum Haushalt hatte sie gefordert, mindestens ein Viertel der bebaubaren Grundstücksflächen für den sozialen Mietwohnungsbau zu reservieren.

Läuft alles nach Plan, könnte der Schöckinger Weg im Jahr 2024 erschlossen, ein Jahr später könnten auf den Grundstücken die Häuser errichtet werden. Sabine Waldenmaier (Freie Wähler) hofft, dass sich sowohl Investoren als auch Nutzer finden – angesichts vieler, strenger Auflagen zum Beispiel für die Entwässerung und gestiegener Bauzinsen, die Bauprojekte verteuern. Um das Neubaugebiet sowie die Umgebung vor Starkregen beziehungsweise Hochwasser zu schützen, sind unter anderem eine Barriere „Süd“ vorgesehen – ein circa 70 Zentimeter hoher Wall – und Rückhaltemulden.

Die Wohnungsnot entschärfen

Mit dem Baugebiet will Hemmingen die Wohnungsnot etwas entschärfen. Die Gemeinde ist – wie die gesamte Region Stuttgart – sehr nachgefragt. „Konkrete Zahlen zum Wohnungsdruck führen wir nicht, aber sowohl beim Bauamt als auch bei mir kommen je zwei bis drei Anfragen wegen Bauplätzen pro Woche an“, sagt der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Das letzte mögliche Neubaugebiet ist im Norden Hemmingens der Varnbülersche Herzengrund.