Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Die Bahn hat Großprojekte von rund 55 Milliarden Euro in Planung und Bau. Sie laufen teils schon seit Jahrzehnten. Viele haben mit Kostensteigerungen zu kämpfen. So musste die DB unlängst einräumen, dass die Kosten für eine zweite unterirdische S-Bahn-Strecke quer durch München um 400 Millionen Euro gestiegen seien.

 

Im Quartalsbericht ist der Fertigstellungstermin 12/2020 für die Strecke mit einem Sternchen versehen. In der Fußnote heißt es: „Inbetriebnahme wird nach Entscheidung über Filderdialog überprüft.“ Die Einschränkung ist nötig, denn die Planung des Bereichs am Flughafen hinkt dem in der Finanzierungsvertrag genannten Plan fast vier Jahre hinterher – nicht nur, aber auch wegen des Dialogs.

Strecke ist zu steil für normale Güterzüge

Neben dem Zeitplan ist auch die Wirtschaftlichkeit umstritten. Der Nutzen-Kosten-Faktor lag schon bisher nur marginal über dem Mindestwert von 1,0. Um ihn überhaupt zu erreichen, hat die Bahn Fahrten „leichter Güterzüge“ unterstellt, die es nicht gibt. Und es gibt dafür auch keine Nachfrage. Für normale Güterzüge ist die Strecke zu steil. Kritiker erwarten, dass die Kostensteigerung nicht nur eine Debatte auslöst, wer die Mehrausgaben finanziert, sondern nun in anderen Bundesländern die Frage aufgeworfen wird, ob der Bund die knappen Steuermittel nicht für den Ausbau wirtschaftlicherer Bahnstrecken einsetzen sollte. Im Südwesten gilt vor allem der schnellere Ausbau der Rheintaltrasse für den Güterverkehr auf der Schiene als weitaus dringender. Zudem sei eine Erweiterung der stark überlasteten Verbindung Frankfurt–Mannheim überfällig.