Von Montag an gibt es bis zum 15. April 2018 im VVS als Anreiz für Umsteiger günstige Tagestickets. Doch der Teufel liegt dabei im Detail.

Stuttgart - Zur neuen Feinstaub-Alarmsaison wird es im gesamten Gebiet des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) vom 16. Oktober 2017 bis zum 15. April 2018 günstigere Tagestickets geben. Die Fahrkarten werden vom VVS unabhängig vom Alarm verkauft und sollen einen kleinen Vorgeschmack auf die große, für 2019 geplante Tarifreform geben. Dann soll es für ganz Stuttgart nur eine statt zwei und im Verbund deutlich weniger Zonen geben.

 

Die im vergangen Winter für Erwachsene gültigen Kindertickets können von Erwachsenen nicht mehr genutzt werden. Wer sich einen Vorrat beschafft habe, könne sie als 1.-Klasse-Zuschlag in der S-Bahn oder in einem Regionalzug nutzen, für die Radmitnahme in der Sperrzeit in diesen Zügen oder natürlich für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Darauf weist der VVS hin. Wer partout keine Verwendung finde, dem erstatte der Verbund den Ticketpreis per Banküberweisung zurück.

Rabattgenuss teils erst ab Januar

Der VVS rechnet für das halbe Jahr durch die billigeren Tagestickets mit bis zu vier Millionen Euro weniger Einnahmen, das Land wird die Hälfte davon ausgleichen. Die Tagestickets in drei Preisstufen kosten nicht mehr als eine Hin-und Rückfahrt der günstigeren Zonenzahl. Für ein und zwei Zonen werden 4,80 Euro (bei Kauf mit Handy 4,50, bisher 6,90 Euro), für drei und vier 8,20 (bisher 11), ab fünf Zonen 12,80 (15,30) Euro fällig. „Die VVS-Preise sind so kalkuliert, dass Monats- und Jahreskarten immer billiger sind“, sagte VVS-Aufsichtsratschef OB Fritz Kuhn (Grüne) am Donnerstag. Zu Jahresbeginn hatte es Proteste der treuen Kunden wegen der Kindertickets für Erwachsene gegeben.

Wer nur eine, drei oder fünf Zonen fährt, erlangt mit dem Umwelttagesticket bis 31. Dezember keinen Preisvorteil. Da aber die Fahrpreise zum 1. Januar 2018 steigen, das Umwelttagesticket im Preis konstant bleibt, kommen auch diese Fahrgäste dann in den Genuss des Rabattes.

Weitere Vergünstigungen

Vergünstigungen, aber nur bei Feinstaubalarm, haben auch wieder der Carsharing-Anbieter Car2go (www.car2go.com) und die Mobilitätsplattform Moovel (www.moovel.com/stuttgart) angekündigt. Car2go senkt den Minutenpreis auf 25 statt bisher 29 Cent und verzichtet bei Neukunden auf die Registrierungsgebühr. Der Anbieter Moovel verspricht, per Zufallsgenerator die Kosten jeder zweiten Fahrt beim Einzel-, Kinder- und Kurzstreckenticket im VVS zu übernehmen.

Der Start in die dritte Feinstaubsaison geschehe unabhängig von einer möglichen Entscheidung über Fahrverbote Ende Februar 2018 durch das Bundesverwaltungsgericht Leipzig, sagte Kuhn. „Wir kämpfen um jedes Milligramm Reduktion, egal, was vor Gericht entschieden wird.“ Freude mache das nicht, aber es sei notwendig. Mit der Alarmphase werde auch das Kehren entlang der Feinstaub-Messstelle am Neckartor unter der Regie der Dekra wieder aufgenommen.

Kuhn: Werte werden besser

In Stuttgart ist der Feinstaub-Grenzwert mit einem Durchschnitt von mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft schon an 39 Tagen überschritten, an maximal 35 Tagen im Jahr ist das zulässig. Auch die Stickoxidbelastung ist hoch, allerdings ist der Spitzenwert von 200 Mikrogramm bisher nur in drei Stunden des Jahres erreicht worden. „Wir werden besser, das will ich auch vermitteln, aber wir sind noch nicht am Ziel“, erklärte der Oberbürgermeister. Wegen der Feinstaubbelastung gelte auch wieder bei Alarm das vom Land verfügte Verbrennungsverbot für Komfort-Kamine, sofern diese nicht die einzige Heizung darstellten. Die Holzfeuerung sei nicht als Hauptursache der Überschreitungen anzusehen, stellte die Landesanstalt für Umwelt und Messungen 2016 fest, bei Daten knapp über dem Grenzwert könne ihr Beitrag aber relevant werden.

Zehn Fakten zum Feinstaub sehen Sie in unserem Video: