Für den Fanclub von Äffle & Pferdle geht ein Traum in Erfüllung: Am Samstag startet die neue Ampel der Schwabenstars in Stuttgart. Aus diesem Anlass blicken wir zurück auf die Geschichte der Zeichentrickhelden. Hinter den Kulissen herrscht nicht nur Freude.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Viele Schwaben sind mit Äffle & Pferdle groß geworden und können Dialoge Wort für Wort mitsprechen. Die Trickfilmkumpel zählen zu den großen Komikern des Landes und treffen die schwäbische Seele und die schwäbische Logik im Kern. Am Arnulf-Klett-Platz beim Hauptbahnhof übernehmen die beiden vom kommenden Samstag an eine neue Aufgabe. Ein rotes Äffle signalisiert: stehen bleiben! Ein grünes Pferdle erlaubt: nun bitte gehen!

 

Seit 2016, als die Mainzelmännchen an einem Fußgängerüberweg zu leuchten begannen, haben sich der damalige Äffle-&-Pferdle-Autor Heiko Volz und der Fanclub der Schwabenstars für eine Ampel nach dem Mainzer Vorbild eingesetzt. Wegen Corona wurde die lange geplante Eröffnung aber mehrfach verschoben. Die Leuchtzeichen der Trickfilmhelden stehen nur symbolisch neben der „normalen“ Ampel. Wenn am Samstag bei der Feier für die neue Touristenattraktion Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und OB Frank Nopper (CDU) ihre Rede halten, wird auch Markus Zipperle auftreten, der neue Synchronsprecher, der seit zwei Jahren sowohl dem Äffle als auch dem Pferdle die Stimmen verleiht.

Die Anwälte sind eingeschaltet

Nicht dabei sind dagegen Volker Lang, der die Figuren im Trickfilmteam seines Bruders Armin Lang Ende der 1950er mitentwickelt hat und von 2010 bis 2020 die Synchronstimme des Pferdle war, sowie Heiko Volz, der von 1999 bis 2020 Autor der Geschichten war und dem Äffle die Stimme gab. Beide wurden zwar vom Fanclub eingeladen, haben aber abgesagt, weil der heftige Streit mit Armin Lang junior, dem heutigen Rechtebesitzer, noch nicht überwunden ist. Möglicherweise wird sich noch ein Gericht damit beschäftigen müssen. Die Anwälte sind eingeschaltet. Es geht dabei nicht nur um Geld, sondern vor allem um die Ehre und das Benennungsrecht der Miturheberschaft im Fall von Volker Lang. Ein Treffen mit seinem Neffen Armin Lang junior will der von ihm ausgebootete 87-Jährige bei einem so freudigen Ereignis wie einer Ampeleröffnung vermeiden.

Das Äffle kam 1963 dazu

In den 1950ern hat eine schwäbische Erfolgsgeschichte begonnen. In Anlehnung an das Rössle, an das Stuttgarter Stadtwappentier, entwickelten 1959 Armin und Volker Lang, die gebürtigen Bayern, sowie der Grafiker Werner Klein das Pferdle. Der SDR hatte einen Pausenfüller fürs Werbefernsehen gesucht. 1963 kam das Äffle dazu, das recht ernst aussah. Volker Lang, der etwas im Schatten von seinem um sechs Jahre älteren Bruder Armin Lang stand, sorgte dafür, dass das Äffle später kindliche Züge erhielt.

Der Dominanz des Älteren wollte der Jüngere irgendwann entgehen. Anfang der 1970er stieg er aus persönlichen Gründen aus und gründete mit Erfolg seine eigene Filmproduktionsfirma. Privat verstanden sie sich weiterhin sehr gut, Volker Lang erinnert sich an „Sitzungen“ in Kneipen, bei denen sie ihre Stimmen verstellten, etwa den Hans Moser oder Häberle und Pfleiderer machten, und dabei auf Ideen für neue Filme kamen.

Von den Trennern des Werbefernsehens sind die Trickfilmkumpel selbst zu Stars der Werbung geworden – als Reklamefiguren für Sprudel oder Möbel. Sponsoren haben auch die Fußgängerampel finanziert, von der öffentlichen Hand gibt’s keinen Cent dafür.

Bis 2001 kamen nur noch Wiederholungen

1996 ist Armin Lang senior im Alter von 68 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Sein Sohn mit demselben Namen führt das Erbe bis heute weiter. Mit Hinweis auf die große Zahl der gedrehten Spots, auf die Produktionskosten und vor allen Dingen durch den Wegfall des Werbeblocks hat der SWR 1999 den Geldhahn für die Produktion neuer Zeichentrickfilme zugedreht und den Machern der langjährigen Werbepausenfüller keine neuen Aufträge mehr erteilt. Bis 2001 sind nur noch Wiederholungen gezeigt worden. Aber Äffle & Pferdle fanden eine neue Bühne. Im Internet haben sie viele junge Fans dazugewonnen und sind in der Reichweite erfolgreicher denn je. Dies ist auch Verdienst ihres Fanclubs, der im nächsten Jahr seinen 30. Geburtstag feiert.

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