Trotzdem versucht die türkische Familie bis heute, die Homosexualität von Hakan Öztürk nicht nach außen zu tragen. Der 27-Jährige aber sagt, dass er inzwischen gut mit der Situation leben könne und sogar schon seinen Partner zu Familienfeiern mitbringen konnte. „Ich kenne genug schwule Türken, die verheiratet sind, Kinder haben und ein Doppelleben führen. Das ist eine schwierige Situation.“

 

Der deutsche Psychologe Jochen Kramer und der türkische Religionswissenschaftler Olcay Miyanyedi wollen in den nächsten Monaten nicht nur homo- und transsexuelle Migranten beraten, sondern auch Informationen sammeln. Sie wollen auf Moscheegemeinden und Migrantenvereine zugehen und fragen, wie dort mit dem Thema Homosexualität umgegangen wird. „Wir wollen wissen, ob sie schwule Männer und lesbische Frauen in ihren Reihen haben und wir fragen die Verantwortlichen, wie sie zu sexuellem Anderssein stehen“, erklärt Miyanyedi. Es gehe aber nicht darum, sich moralisch zu erheben und Verhaltensregeln aufzustellen. Ziel sei es vielmehr zu sensibilisieren. Befragt werden sollen auch betroffene Homosexuelle im Alter von 14 bis 27 Jahren.