Eine besondere Überraschung hat sich der Künstler Mathias Schweikle zur Halbzeit des Skulpturenpfades von Waldenbuch nach Grafenau überlegt – weitere könnten folgen.

Landkreis Böblingen - Zwei Wochen vor dem Ende der Fastenzeit hat der Osterhase offensichtlich den Skulpturenpfad „Sculptoura“ besucht. Wie sonst wären die drei riesigen blauen Eier auf der Vogelnest-Plastik unweit von Ehningen zu erklären? Oder sollten es etwa Dracheneier sein?

 

Eine weniger fantasievolle Erklärung ist, dass das Landratsamt Böblingen zur Auftakt der Radfahrersaison die Aufmerksamkeit auf die 30 Kilometer lange Strecke lenken möchte. Diese führt von Waldenbuch nach Grafenau und ist von 80 Skulpturen regionaler und überregional bekannter Künstler gesäumt. Dem Vogelnest des Pfalzgrafenweiler Künstlers Mathias Schweikle kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: sie wurde als erste Plastik aufgestellt, hat eine imposante Höhe von zwölf Metern und ist auch von der Autobahn 81 aus gut zu sehen. Die blauen Eier, die jeweils etwa 130 Kilogramm wiegen, machen sie vor Ostern zu einem besonderen Blickfang.

Kettensägen-Festival und Literatur-Workshop

Seit vergangenem Juli können Fahrradfahrer – das erklärte Publikum der „Sculptoura“ – die Plastiken entlang der Strecke bestaunen. Im Herbst sollen diese dann abmontiert werden. Zur Halbzeit zieht Simone Hotz vom Böblinger Landratsamt eine positive Bilanz der Aktion: „Die Bürgermeister der angrenzenden Kommunen berichten, dass sich die Strecke deutlich belebt hat“, sagt sie. An den 15 „Sculptoura“-Veranstaltungen im Jahr 2014 – diese reichten vom Holzgerlinger Kettensägen-Festival bis zum Literatur-Workshop auf dem Schloss Mauren – nahmen nach den Schätzungen von Hotz etwa 1400 Menschen teil. Dieses Jahr sollen rund ein Dutzend weitere Veranstaltungen folgen.

Von der zunehmenden Beliebtheit der Strecke profitieren viele. „Mittags kommen mehr Gäste, die auf der ,Sculptoura’ unterwegs sind“, berichtet beispielsweise Joachim Seeger, Geschäftsführer des Waldenbucher Gasthofes Rössle. Er hat vergangenes Jahr bereits Pedelecs an die Besucher vermietet. In wenigen Wochen will er die Fahrräder mit elektronischem Hilfsantrieb für die neue Saison startklar machen.

Kunstwerke könnten fünf bis sechs Jahre stehen bleiben

„Auch wir merken, dass viele unserer Besucher mit dem Rad kommen – für eine Galerie ist das eher ungewöhnlich“, berichtet Günter Baumann. Er ist Mitarbeiter der Galerie Schlichtenmaier, die ihren Sitz im Grafenauer Schloss Dätzingen hat – daneben aber auch Kurator der „Sculptoura“. Der Kunstpfad endet praktischerweise direkt an der Galerie.

Im Herbst 2015 sollte die „Sculptoura“ eigentlich enden und die Plastiken sollten wieder verschwinden. Doch der Böblinger Landrat Roland Bernhard hatte bei der Vorstellung des Osternestes eine weitere Überraschung parat: „Ich könnte mir vorstellen, dass herausragende Werke über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren an ihrem Standort bleiben“, sagte er am Dienstag. Dabei könnten Kommunen entlang der Strecke oder Unternehmen die Patenschaft für ein Kunstwerk übernehmen. Konkrete Absprachen gibt es aber noch nicht. Ungeklärt ist auch, ob die Plastiken Wind und Wetter über einen so langen Zeitraum trotzen könnten. „Die hölzernen Pfähle meines Vogelnestes sind beispielsweise in den Boden gerammt und könnten im Lauf der Jahre verrotten“, erklärt Mathias Schweikle. Für die kommenden Monate sind sie allerdings stabil genug. So können Besucher wohl bald beobachten, ob Küken oder doch kleine Drachen aus den blauen Eiern geschlüpft sind.

Aktuelle Termine am Skulpturenpfad

Der Fotograf Andreas Sporn hat die 80 „Sculptoura“-Kunstwerke auf Bildern festgehalten. Diese werden von Donnerstag, 23. April, an im Foyer des Böblinger Landratsamtes gezeigt; die Vernissage findet um 18.30 Uhr statt.

Eine Radtour von Holzgerlingen ins Maurener Tal wird am Freitag, 17. April, von 16 Uhr an angeboten (Anmeldung unter 0 70 31/ 7 35 87 06 oder a.klausner@lrabb.de). Für den „Sculptoura“-Lauf von Holzgerlingen bis Ehningen am Sonntag, 19. April, kann man sich unter axel@stahlsportshop.com oder der Nummer 0 70 31/80 70 99 registrieren lassen.