Rund um die Hauptstätter Straße eröffnen in den kommenden Wochen und Monaten vielversprechende neue Clubs und Bars. Aus der Stadtautobahn könnte eine Theodor-Heuss-Straße mit mehr gastronomischem Anspruch werden.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Die Hauptstätter Straße gehört zu den vielen städtebaulichen Sünden Stuttgarts, die einst in der Zeit des Mantras von der autogerechten Stadt verwirklicht wurden. Richtig lange aufhalten will man sich an der Feinstauboase als Flaneur nicht. Das könnte sich bald ändern. Zwischen Leonhardsviertel und Eberhardtstraße eröffnen einige viel versprechende Clubs und Bars, die das Gesicht der Straße nachhaltig verändern könnten.

 

Die ersten im Bunde der Retter der Hauptstätter Straße sind Janusch Munkwitz und Dawit Porwich. Die beiden Gastronomen – Porwich war zuletzt Barchef im Scholz am Marktplatz, Munkwitz betreibt bereits drei andere Lokale in Stuttgart – werten nebenbei auch noch das Leonhardsviertel auf, wenn ihre Bar ab dem 13. März an der Weberstraße 3 täglich ab 18 Uhr geöffnet hat.

Das Paul & George sieht nach New York in Stuttgart aus

Die Paul & George getaufte Gastronomie sieht aus, als hätte man sich die schönste Bar in New York geborgt und in Stuttgart wieder aufgebaut. Der Raum mit den Backsteinwänden, einer ellenlangen Bar und maßgeschneiderten runden Tischen ist eine einzige Design-Ansage: „Wir wollen, dass sich bei uns jeder wohlfült. Der Student Mitte 20 genauso wie mein Vater und seine Freunde“, sagt Munkwitz. Zugleich liegt dem gelernten Architekten das Leohnardsviertel am Herz, mit seiner wunderschönen alten Bausubstanz, die an viel zu vielen Ecken verfällt. „Wir wollten das Haus so renovieren, dass der Gast den Originalzustand erahnen kann“, so Munkwitz.

Dieses Ansinnen ist ganz nach dem Geschmack von Gerhard Goller, der bis 2007 die Gaststättenbehörde der Stadt Stuttgart geleitet hat. Goller ist der Experte, wenn es um die Geschichte der Vereinigten Hüttenwerke geht. Er hat den oberen Teil der hier abgedruckten Karte gestaltet: Einst wurde auf der anderen Seite der Altstadt nämlich schon einmal im Sinne einer Großstadt gefeiert. Zwischen Animierbars und Jazz-Lokalen fand ein spannendes Nachtleben statt, das sich in Baracken und Hütten abspielte, die der damalige Oberbürgermeister Arnulf Klett „Vereinigte Hüttenwerke“ taufte. „Das war eine Ausgehlandschaft, die nicht so uniformiert wie die heutige daherkam“, sagt Goller. In jedem Lokal sei man in eine völlig neue Welt eingetaucht.

Das White Noise und ein Libero-Nachfolger folgen bald

So könnte das im besten Fall bald wieder sein, wenn an der Hauptstätter Straße sozusagen die Hüttenwerke 2.0, eine Art Gegen-Theodor-Heuss-Straße entsteht. Als nächstes eröffnet Mitte April die Gastronomie White Noise an der Stelle, an der einst das gefeierte Litfass residierte. Teil eins besteht aus einer Bar für 150 Gäste, ein Club mit der Größe für 300 Besucher soll danach folgen. „Wir wollen das Publikum mit qualitativ hochwertiger elektronischer Musik locken“, sagt Manuel Klink, der sich um das Booking des Clubs kümmert.

Das White Noise könnte zur ersten Anlaufstelle für das Ausgehpublikum des Hans-im-Glück-Brunnens werden, das schon jetzt gerne in der Bar Romantica an der Hauptstätter Straße weiterfeiert. Ab Ende Mai gibt es für die Verlagerung der Szene dann noch einen weiteren Grund: Henriette Trauer, die 19 Jahre lang im legendären Libero im Stuttgarter Süden tätig war, eröffnet gemeinsam mit Stefan Arzt und Kersten Knödel eine „unaufgeregte Bar ohne Cocktail-Chi-Chi“ (Trauer) an der Hauptstätter Straße 45. Die autogerechte Stadt kann sich warm anziehen.

Die Ausgehmeile an der Hauptstätter Straße 1977 und heute