Im Galerieverein Leonberg öffnet am Sonntag eine neue Ausstellung mit Arbeiten von Susanne Ackermann und Brigitte Stahl.
Die neue Ausstellung im Galerieverein Leonberg mit Arbeiten von Susanne Ackermann und Brigitte Stahl trägt den Titel „Flaneur“. Ackermann sagt, sie habe den Titel schon länger im Hinterkopf gehabt. Es habe für die Schau jetzt auch andere Ideen gegeben. Aber dann dachte sie: „Wir müssen den Raum oben so gestalten, dass der Gang durch die Ausstellung wie ein Spaziergang ist.“ Ein Flaneur hat Zeit und wandert mit den Augen. Beiden Künstlerinnen ist es wichtig, dass sich der Ausstellungsbesucher treiben lässt und in Ruhe schaut. Sie heben die Leichtigkeit, mit der ein Flaneur unterwegs ist, hervor.
Susanne Ackermann und Brigitte Stahl kennen sich bereits vom Studium in Karlsruhe. Das ist in der Ausstellung im Galerieverein spürbar. Die Bilder und Zeichnungen Ackermanns und die Objekte und Installationen Stahls sind bei der Hängung wohl überlegt zusammengeführt worden.
Die Künstlerinnen kennen sich seit ihrem Studium
Ackermanns großformatige Arbeiten beeindrucken durch die geschwungenen Linien, die dadurch etwas Dynamisches ausstrahlen. In der Schau finden sich unter anderem Bilder, bei denen die Künstlerin mit Acrylfarbe auf Nessel oder Dibond gemalt hat. Die Farbaufträge sind dünn. Immer wieder legt sie Farbschichten übereinander, wodurch Schnittmengen entstehen und sich besondere Farben ergeben. Sie setze nicht viele Farben ein, so Ackermann. „Die Farbvielfalt ergibt sich durch die Überlagerung und das Weiß dazwischen.“ Aber vor allen Dingen entstehen dabei Räume – darum geht es der Künstlerin. Und: „Der Raum soll sich öffnen,“ fügt sie hinzu. So entsteht auf den Bildern auch eine gewisse Tiefe. Verweilt der Betrachter länger vor Ackermanns Bildern, springt ihm immer Neues ins Auge.
Auf anderen Werken Ackermanns finden sich filigrane geschwungene Linien. Wie Netze legen sie sich über das Papier. Geht man näher heran, sieht man einzelne feine Striche. Für diese Bilder hat Susanne Ackermann polychrome Buntstifte auf einer Kunstfolie, deren Oberfläche hart und nicht durchsichtig ist, verwendet. Sie lege die Struktur in einer Farbe an, ist von Ackermann zu erfahren. „Über jedes Segment kommen dann nochmal zwei Farben.“ Dabei fange sie immer oben an. Was sich dann entwickelt, „ist nicht komplett geplant“, betont die Künstlerin. „In Maßen kann ich es beeinflussen.“ Auffallend ist, wie die Farben harmonieren, und beeindruckend, dass bei der Malerei Verwölbungen entstehen, die beim Betrachter den Eindruck einer Art Dreidimensionalität entstehen lassen.
Arbeiten thematisieren Faltungen
„Die Falte begleitet unser Leben. Sie zeigt und verbirgt etwas. Sie hat eine Ambivalenz“, sagt Brigitte Stahl und macht damit deutlich, warum sie sich bei ihrer Arbeit mit dem Thema Faltungen auseinandersetzt. Um dieses umzusetzen, verwendet sie Materialien, die andere bereits aufgegeben haben, die also im Müll oder einem Container gelandet sind. „Ich arbeite auch viel mit Stoffen, die ich färbe“, verrät Stahl. Was ihr am Stoff gefällt, ist, dass er sich im Vorübergehen bewegt. „Ich will keinen Status quo“, hebt sie hervor. Dazu passt, dass von einigen ihrer Objekte Fädchen herabhängen, die sich im Luftzug bewegen.
Die Materialien seien erst einmal nichts Besonderes, so Brigitte Stahl. Bei ihrer Arbeit treibt die Künstlerin die Frage an: „Wie kann ich ein Fundstück mit einem Stoff oder einem anderen Stück in Verbindung bringen.“ Über ihre Fundstücke sagt sie, sie würden sie „triggern“. Durch das Zusammenführen von Stücken und Stoffen entstehe ein Dialog. Alles stehe in einem Kontext zueinander, betont Stahl. Wichtig ist es ihr, mit ihrer Arbeit Fragen zu stellen.
Fischmarkt von Venedig als Inspiration
Im oberen Stockwerk des Galerievereins zeigt Brigitte Stahl einen hoch gezogenen und dadurch gerafften roten Fenstervorhang. Die Raffung impliziere eine Bewegung, macht sie deutlich. Es ist eine Arbeit, zu der sie ein Besuch auf dem Fischmarkt in Venedig inspiriert hat. „Ich schaue und sehe Dinge“, sagt die Künstlerin. Deshalb gefällt ihr der Titel „Flaneur“ für die Ausstellung. Man müsse etwas betrachten, damit man Dinge wahrnimmt. Im Hinblick auf ihre Werke fügt sie hinzu: „Es braucht Zeit, um sie zu lesen.“
Der Galerieverein Leonberg, Zwerchstraße 27, zeigt ab Sonntag, 9. März, Bilder und Zeichnungen von Susanne Ackermann sowie Objekte und Installationen von Brigitte Stahl. Die Vernissage beginnt um 11.15 Uhr. Die Ausstellung ist bis 20. April geöffnet, jeweils donnerstags, freitags, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.