Der Neckar hat jetzt einen eigenen Ausstellungsbereich im Haus der Geschichte. Im begleitenden Digitalprojekt kann jeder seine Fluss-Geschichte erzählen.

Stuttgart - In Stuttgart wird immer wieder viel über die „Stadt am Fluss“ diskutiert, manchmal auch gestritten. So richtig ans Neckarwasser kommt man allerdings nach wie vor kaum. Das Haus der Geschichte mitten in der Stadt hat das Thema jetzt aufgegriffen und den Neckar zu einem ansprechend-informativen Ausstellungsstück gemacht. Das Museum will damit auch zum Nachdenken über die Frage „Wem gehört der Fluss?“ anregen.

 

Der Neckar ist von seinem Ursprung bei Schwenningen bis zur Mündung in den Rhein in Mannheim 367 Kilometer lang. Er ist laut Wikipedia gemessen an der Zuflussmenge der fünftgrößte Nebenfluss des Rheins, nach Länge und Wasserführung der zwölftgrößte Fluss Deutschlands. 98 Prozent des Neckarlaufs befinden sich in Baden-Württemberg, die übrigen zwei Prozent sind hessisch, etwa im Bereich zwischen Hirschhorn und Neckarsteinach. Nach Berechnung der Ausstellungsmacher lebt etwa ein Fünftel aller Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger am Neckar. Und in der Geschichte des Landes hat er auch immer eine bedeutende Rolle gespielt.

Archiv umfasst 27 000 Bilder

„Der Neckar ist Landschaftsmarke, Erholungsgebiet und Verkehrsader – das Rückgrat Baden-Württembergs“, sagte die Direktorin des Haus der Geschichte, Paula Lutum-Lenger, bei der Vorstellung des neuen Ausstellungsbereichs. „Die Großprojektion und prägnante Ausstellungsstücke wie der frühere Quellstein machen den Fluss im Museum erlebbar. Die historischen und aktuellen Aufnahmen veranschaulichen, was der Neckar für das Land und seine Leute bedeutet.“ Der von Kurator Jan Trautmann und Thomas Hundt von der Stuttgarter Agentur jangled nerves konzipierte Ausstellungsbereich nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise am Fluss entlang von der Mündung bis zum Ursprung. Ausgangsbasis für die elfminütige Tour mit zehn Stationen war das riesige Bildarchiv des einstigen Tübinger Ansichtskartenverlags Gebrüder Metz. Das rund 270 000 Bilder umfassende Archiv gehört inzwischen dem Haus der Geschichte.

Tour von Mannheim nach Heidelberg

Die Tour führt vom Mannheimer Hafen als einstigem wichtigem Petroleum-Umschlagplatz von Standard Oil (Esso, gebildet nach der Aussprache der Anfangsbuchstaben) nach Heidelberg und seiner alten, einst im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten gesprengten Neckarbrücke. US-amerikanische GIs haben die zerstörte Brücke damals fotografiert, die Fotos hat sich das Haus der Geschichte aus Washington organisiert. An weiteren Stationen geht es um den Weinbau am Neckar (Mundelsheim), um die Energiegewinnung aus Wasserkraft (Bad Niedernau) oder eben auch um den Neckar als Freizeitort, und das ausgerechnet mit Stuttgart als Station. Die historischen Gründe dafür werden in Bildern von badenden Menschen am Stuttgarter Neckarufer gezeigt. Das ist schon lange her, die Aufnahmen stammen aus den 1920er Jahren.

Mitmachen ausdrücklich erwünscht

Für die Reise dienen der Boden, eine Holzwand, eine große Wandkarte und eine menschengroße Holzstele als Projektionsflächen, dazu kommen Ausstellungsstücke wie der erwähnte Quellstein, den das Heimatmuseum Schwenningen zur Verfügung gestellt hat, ein Stück Kette von der einstigen Kettenschifffahrt auf dem Neckar und auch ein Surfbrett, das auf die Versuche des Vereins Neckarwelle, den Fluss auch in Stuttgart wieder erlebbar zu machen, verweist. Das für den Ausstellungsbereich verwendete Holz ist selbstverständlich aus Baden-Württemberg, Weißtanne aus dem Schwarzwald.

Freier Eintritt an Donnerstagen

Begleitend zu dem neuen Ausstellungsbereich startet das Haus der Geschichte auch ein Digitalprojekt. Auf dem Instagram-Account @menschen.am.neckar kann jeder seine persönlichen Neckar-Geschichten erzählen und zeigen. Wer mitmachen will, kann Fotos und kurze Texte entweder als Direktnachricht auf Instagram oder per E-Mail an neckar@hdgbw.de schicken.

Bis 9. September ist der Eintritt in alle Ausstellungen im Haus der Geschichte an allen Donnerstagen frei. Und wem es draußen an den noch bevorstehenden Sommertagen einmal zu heiß werden sollte: die Ausstellungsräume sind angenehm klimatisiert.