Mal geht es um Gesichter, mal um die großen Fragen der Menschheit: Der Ludwigsburger Kunstverein zeigt Werke von Markus Vater und Brigitta Loch.

Ludwigsburg - Beide sind begeisterte Maler und Zeichner, und beide lieben das ganz große Format – in ihren künstlerischen Anliegen aber sind sie grundverschieden. In einer Doppelausstellung beim Ludwigsburger Kunstverein präsentieren Brigitta Loch und Markus Vater eine Auswahl ihrer Arbeiten der letzten Jahre. In der sogenannten Salonausstellung dreht sich alles um Gesichter, in der Schau im Galeriesaal werden die großen Fragen der Menschheit aufgeworfen. Die Vernissage im MIK an der Eberhardstraße 1 beginnt an diesem Donnerstag um 19 Uhr.

 

„Lasst alle Hoffnung fahren“

Wer den Galeriekubus betreten will, steht erst einmal vor einem großen Hindernis. Eine enorme Leinwand ist wie ein Riegel in den Raum geschoben worden. Doch dieses Gemälde scheint nicht nur den Zugang zum Raum zu blockieren, es widersteht auch den Blick des Betrachters. „Ich male keine Fensterbilder“, sagt Markus Vater, und es ist, als wolle er schon am Eingang zur Ausstellung „What You See is not What You Look at“ (etwa: Was du siehst, ist nicht, was du betrachtest) den Beweis für diese Behauptung liefern.

Zu sehen sind erst einmal nur graue und schwarze Farbfelder, aus denen sich nur langsam so etwas wie Äste und ein Nachthimmel abzeichnen. Dass irgendwo auch ein paar seltene Sterne aufblitzen und echte Stacheln aus der Leinwand herausragen, sieht nur, wer wirklich lange hingeschaut hat. Er lasse gängige Erwartungen gern ins Leere laufen, sagt der in Düsseldorf geborene und heute in London lebende Künstler. Mit dem Eingangsbild wolle er die Galeriebesucher mit der „existenziellen Grundsituation des Menschen“ konfrontieren.

Wer sich von dieser schroffen Inszenierung in Dante’scher Manier („Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren“) nicht abschrecken lässt, findet dahinter tatsächlich nicht nur Düsteres. Immer wieder tauchen Augen auf, in Kritzeleien, Gemälden oder in kurzen Bildergeschichten. Mal hüpfen sie in einem Mobile – losgelöst von Körper und Gesicht – mal ersetzen sie das Wappen eines Segelschiffes aus der Ära der großen Entdecker und der Freibeuter. „Dem Maler geht es immer um die mit dem Auge erfahrene Welt“, sagt der 48-Jährige Künstler, der auch Animationen und einige Kurzfilme mit nach Ludwigsburg gebracht hat. Daran wolle er auch innerhalb seiner Werke erinnern. Es gehe um die Wahrnehmung der Welt und deren Veränderung im künstlerischen Prozess.

Große Formate, großer Pinsel

Brigitta Loch fühlt sich dagegen nur dann frei, wenn sie Gesichter malen kann. Dabei interessiert sie sich aber nicht für eine lebensechte Wiedergabe, sondern für die Vielfältigkeit menschlicher Gesichter. „Wenn jemand will, dass ich ihn porträtiere, dann mache ich das nur unter der Bedingung, dass er mir alle Freiheiten lässt“, sagt sie. Lieber holt sie sich ihre Anregungen in Zeitschriftenfotos oder beim Blick auf die Gesichter vorbeihastender Passanten.

„Eigentlich male ich schon ewig nur Gesichter“, sagt die 1960 in Lauffen geborene Künstlerin. Mindestens jedoch seit 2000. Denn damals hat sich die studierte Architektin vom Hochbau ab- und der Malerei zugewandt. Genau genommen male sie auch keine Porträts, sondern Gesichter, die ihre persönliche Stimmung widerspiegelten, sagt sie. „Für mich ist das immer eine Frage der Energie.“ In Sachen Technik bedeutet das: Brigitta Loch beginnt mit Kohlestiften vorzuzeichnen, um dann mit großem Pinsel die Farbe aufzutragen.