Auf der neuen Bahnstrecke von Wendlingen nach Ulm kann mit bis zu 250 Kilometern pro Stunde gefahren werden. Reisende im Fernverkehr sparen dadurch 15 Minuten.

Stuttgart - Wenn die Deutsche Bahn im Dezember 2022 ihre Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm für den Regelverkehr freigibt, sollen nicht nur ICE-Züge mit bis zu 250 Kilometern pro Stunde über die Gleise rasen. Das Land will dann erstmals auch den Nahverkehrshalt in Merklingen anfahren. Er war nachträglich in die bereits fertig geplante Neubaustrecke gefügt worden.

 

Der endgültige Netzfahrplan existiere noch nicht, er liege erst mit der Trassenvergabe im Sommer 2022 vor. Die Verbindung Wendlingen–Ulm solle aber, teilt das Verkehrsministerium auf Anfrage mit, stündlich mit einem Interregio-Express-Zug bedient werden. In Wendlingen ergäben sich „gute, stündliche Anschlüsse an die Züge der Neckar-Alb-Bahn nach Stuttgart“, auf der Gesamtstrecke Stuttgart–Ulm im Nahverkehr wegen des Umstiegs aber kein Reisezeitgewinn. Der begrenzende Faktor für die Nutzung der Neubaustrecke ist die zuführende Trasse zwischen Plochingen und Wendlingen. „Sie ist schlicht zu voll“, sagt ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Deshalb endet die neue Verbindung in Wendlingen.

Engstelle begrenzt Zugzahl

Der Regionalverkehr über die Neubaustrecke solle ein „komplett neues und zusätzliches Angebot für die Reisenden sein“. Auf der bisherigen Verbindung auf der Filstalbahn von Stuttgart über Plochingen, Göppingen und Geislingen nach Ulm „werden im Regionalverkehr keine Verbindungen entfallen“, so das Ministerium. Zwischen Stuttgart und Ulm sind ab Dezember 2022 stündlich ein Regionalexpress und ein Metropolexpress (MEX) vorgesehen, im Abschnitt Stuttgart–Geislingen außerdem stündlich ein weiterer MEX. Er soll so getaktet werden, dass die beiden MEX-Linien einen Halbstundentakt bilden.

Im Fernverkehr, für den die Deutsche Bahn zuständig ist, sollen möglichst viele Linien auf die Neubaustrecke gelenkt werden. Die Anzahl der Fahrten könne erst im Sommer 2022 genannt werden, so das Ministerium, gespart werden 15 Minuten Reisezeit.

Warten auf Stuttgart 21

Die Strecke Wendligen–Ulm war mit 3,259 Milliarden Euro Baukosten berechnet worden, die Bahn nennt nun 3,985 Milliarden. Das Land zahlt 950 Millionen Euro. Mit seiner Beteiligung „sichert das Land zudem eine gleichzeitige Fertigstellung von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke“, heißt es im Internetauftritt des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm. Stuttgart 21 verzögert sich allerdings und soll erst Ende 2025 in Betrieb gehen.