Immer mehr Urnenbestattungen und der gesellschaftliche Wandel erfordern ein Umdenken bei der Friedhofsplanung. Die Stadt Waldenbuch reagiert mit neuen Bestattungsformen.

Waldenbuch - Die Stadt Waldenbuch schlägt beim Thema Friedhofskultur ein neues Kapitel auf. Auf dem Gräberfeld am Steinenberg und in der Glashütte sollen Angehörige künftig unter einer Vielzahl von Bestattungsformen wählen können. Der Friedhofsgestalter Joachim Ebinger aus Trossingen hat im Auftrag der Kommune ein Konzept ausgearbeitet, das zusätzliche Grabarten vorsieht. Dazu gehören unter anderem Rasen- und Baumgräber, die nur wenig Pflegeaufwand erfordern.

 

Das Bestattungswesen ist im Wandel. Auf dem Waldenbucher Friedhof Steinenberg wird nur noch etwa ein Viertel der Verstorbenen im Sarg beigesetzt. Bei 30 von 40 Beerdigungen im Durchschnitt pro Jahr entscheiden sich die Angehörigen für ein Urnengrab. In der Glashütte sind beide Bestattungsformen noch etwa gleich stark nachgefragt, doch ein Umdenken zeichnet sich auch hier ab. Der Friedhofsexperte kommt deshalb zu dem Schluss: „Der Platz auf beiden Friedhöfen reicht bis zum Jahr 2033 aus.“ Halte die Tendenz zur Feuerbestattung an, sei sogar ein längerer Zeitraum denkbar.

Mit einem Friedhofsentwicklungsplan will die Kommune auf den demografischen Wandel und den Wunsch vieler Hinterbliebener nach pflegefreien Gräbern reagieren. Die Empfehlungen des Gutachters bilden die Grundlage dafür. „Die Vorschläge sind gut durchdacht und nehmen die Wünsche auf, die vonseiten der Bürger an uns herangetragen werden“, lobten die Vertreter der Fraktionen im Technischen Ausschuss. Das Gremium beauftragte die Stadt damit, die notwendige Änderung der Friedhofsordnung vorzubereiten. Das letzte Wort – auch im Hinblick auf die Gebührengestaltung – hat dann im Frühjahr 2019 der Gemeinderat.

Das Grabfeld für Muslime soll erweitert werden.

Folgende neue Grabarten sind auf dem Friedhof Steinenberg vorgesehen: Rasengräber für Sargbestattungen, Gemeinschaftsbaumgräber für Urnenbestattungen, Familiengräber für Urnenbestattungen, Partnergräber für Urnenbestattungen und eine Grabstätte für Sternenkinder, die bereits während der Schwangerschaft oder bei der Geburt verstorben sind. Außerdem soll das Grabfeld für Muslime erweitert werden. Fünf entsprechende Grabstellen gibt es bereits. 15 weitere sollen hinzukommen. Bisher hat es in Waldenbuch zwar noch keine muslimische Bestattung gegeben. Joachim Ebinger rechnet jedoch fest damit, dass der Bedarf steigt. „In der zweiten und dritten Generation wird die Neigung, sich im Herkunftsland bestatten zu lassen, abnehmen“, prognostizierte er. Der Gottesacker in der Glashütte wird durch folgende Angebote ergänzt: Baumgräber für Urnenbestattungen und ein Gemeinschaftsgrab für Urnenbestattungen.

Außerdem soll die Aufenthaltsqualität auf beiden Friedhöfen verbessert werden. Dazu gehören unter anderem die Asphaltierung des Hauptwegesystems im historischen Friedhofsteil am Steinenberg, der behindertengerechte Zugang zu den Gräbern, die Auslichtung des Hecken- und Baumbestands, die Sanierung des Ehrenmals für die Opfer der Weltkriege in der Glashütte sowie die Neugestaltung einiger Wasserstellen. Sie sollen frostsichere Leitungen erhalten, so dass die Friedhofsbesucher sie auch im Winter nutzen können.