Der Zulieferer hat die Beteiligungsgesellschaft Zukunft Ventures GmbH gegründet, die sich gezielt an Technologieschmieden beteiligen soll. Eine finanzielle Deckelung ist bei dem Projekt nicht vorgesehen.

Stuttgart - Der Zulieferer ZF will sich künftig vermehrt an Start-ups und Technologieunternehmen beteiligen und sich so verstärkt Zugang zu Technologien verschaffen. Deshalb hat der Hersteller von Getrieben und Fahrwerkkomponenten die Tochter Zukunft Ventures GmbH mit Sitz in Friedrichshafen gegründet. „Mit der Gründung der Zukunft Ventures GmbH können wir technologische Lücken schneller füllen und neue Geschäftsfelder erschließen“, wird ZF-Chef Stefan Sommer in einer Mitteilung zitiert. ZF habe bereits die Technologien, die für das autonome Fahren von Pkw und Nutzfahrzeugen notwendig sind. „Um diese Position zu wahren und dauerhaft auszubauen, benötigen wir schnellen Zugang zu innovativen Technologien“, so Sommer weiter.

 

Die Friedrichshafener wollen nicht nur bei jungen Unternehmen einsteigen, sondern auch bei kleineren, bereits etalblierten Unternehmen. Angestrebt werde keine Übernahme, sondern eine maßgebliche Beteiligung. Die unternehmerische Verantwortung soll bei den jeweiligen Firmen bleiben, „weil wir sie eben nicht vom Markt nehmen wollen“, fügte Torsten Gollewski, Geschäftsführer der Zukunft Ventures GmbH, hinzu. Sie sollen auch künftig mit Dritten und nicht ausschließlich mit ZF Geschäfte machen. „Mit dem flexiblen und schnellen Instrument der Zukunft Ventures stellen wir sicher, dass die Innovationsgeschwindigkeit in den Unternehmen aufrechterhalten wird“, sagte Vorstandschef Sommer.

Ein nach oben gedeckelten Etat gibt es nicht

Die neue ZF-Beteiligungsgesellschaft, die im September gestartet ist, verfügt über keinen festen Etat, der in junge Unternehmen investiert kann. Auch ist nicht festgelgt, an wie vielen Unternehmen sich die Friedrichshafener beteiligen wollen. „Wir sind nach oben offen, wenn sich Gelegenheiten bieten“, sagte Gollewski, der in Personalunion auch der Leiter der ZF-Vorausentwicklung bleiben soll. In dieser Position verantwortet er auch Projekte, die künftig angestoßen werden sollen. Eigene Mitarbeiter hat die neue ZF-Tochter bisher nicht; vielmehr würden je nach Bedarf Beschäftigte aus anderen Bereichen hinzugezogen. „Wir wollen schlank bleiben und keinen großen Apparat aufbauen“, begründet ein ZF-Sprecher das Vorgehen.

Unter das Dach der Beteiligungsgesellschaft dürften demnächst zwei Unternehmen schlüpfen. Eine davon ist das Hamburger Unternehmen Ibeo, an dem sich ZF im August mit 40 Prozent beteiligt hat. Gemeinsam wollen beide Unternehmen nun die nächste Generation von Lidar-Sensoren entwickeln. Lidar ist ein Verfahren, bei dem ein Lichtpuls ausgesendet wird und über die Laufzeit dann eine Entfernung berechnet werden kann. Die Methode kommt beim Autonomen Fahren zum Einsatz.

Ebenfalls mit 40 Prozent ist der Zulieferer beim Software-Anbieter Double-Slash in Friedrichshafen eingestiegen. Double-Slash beschäftigt 100 Mitarbeiter und ist im Bereich Fahrzeugvernetzung aktiv. Weitere Beteiligungen sollen noch in diesem Jahr dazu kommen, kündigte ein ZF-Sprecher an. ZF habe sich dafür weder technologische noch geografische Grenzen gesetzt. ZF schaue sich Firmen im Silicon Valley an, im asiatischen Raum, in Israel, aber auch in Berlin.