Dem Mangel an Fachkräften versucht die Stadt Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) ab Februar mit dem Einsatz von Malteser-Mitarbeitern zu begegnen. Die Nachfrage für die Spielzeitbetreuung ist aber geringer als erwartet. Zudem gibt es Kritik am Modell.
Erzieherinnen zu finden ist auch für eine große Kreisstadt wie Bietigheim-Bissingen mittlerweile eine echte Herausforderung. Der Mangel hat schon zu Kürzungen bei den Betreuungszeiten in den städtischen Kitas, Kindergärten und Kinderhäusern geführt. Ab Februar will die Stadt nun neue Wege gehen, um dem Mangel etwas entgegenzusetzen: Die Malteser steigen bei der Kinderbetreuung in den Einrichtungen mit ein.
Konkret geht es um täglich zwei Stunden betreuter Spielzeit in zwei Kinderhäusern, die die Malteser übernehmen. Das Vorgehen nennt sich Offenburger Modell – nach der Stadt, in der es zuerst erprobt wurde. Der Vorteil für die Stadt ist, dass sie trotz Personalmangels annähernd ihre bisherigen Betreuungszeiten einhalten kann. Die Eltern haben die Sicherheit, dass ihre Kinder in der Einrichtung bleiben können.
Allerdings „liefern“ die Malteser in diesem Projekte keine Fachkräfte. „Wir haben auch keinen pädagogischen Anspruch während der Zeit“, sagt Diana Busch. Sie leitet das Projekt bei den Maltesern im Bezirk Neckar-Enz und hat selbst früher als Erzieherin gearbeitet. Die für Bietigheim eingestellten Mitarbeiter für die sogenannte Spielzeitbetreuung seien aber eben keine Fachkräfte. „Sie haben aber einen pädagogischen Hintergrund, etwa Pädagogik studiert oder bereits in dem Bereich mal gearbeitet“, sagt die Malteser-Bezirksgeschäftsführerin Jessica Koch. Alle Mitarbeiter in dem Bereich würden vorab geschult.
Die Spielzeitbetreuung in den beiden Kinderhäusern Malefiz und Domino geht täglich von 15 bis 17 Uhr. Von 7 bis 15 Uhr läuft das städtische Betreuungsangebot in den Einrichtungen. Dann erfolgt eine Übergabe und die Malteser sind am Ruder. Koch berichtet von anderen Städten, in denen das Modell erfolgreich umgesetzt wurde, etwa am Bodensee oder in Nürtingen. Für je sieben Kindern ab drei Jahren gibt es eine Betreuungskraft. „Wir werden mit den Kindern spielen, basteln oder andere Aktivitäten machen“, sagt Diana Busch.
Werden Fachkräfte aus Kitas gedrängt?
Bereits im vergangenen Herbst gab es die erste Info zum Projekt beim Gemeinderat der Stadt, im Januar folgte nun auch ein Elternabend. Immer wieder wird auch Kritik am Projekt laut. Koch habe schon aus Fachkreisen gehört, die Maltesern trügen auf die Weise dazu bei, die Fachkräfte aus den Kitas zu drängen. „Das stimmt nicht. Gäbe es genügend Fachkräfte, bräuchte es das Offenburger Modell gar nicht“, sagt Koch. Angesichts der Fülle an Aufgaben hätte sie auch ganz gut ohne ein weiteres Betätigungsfeld leben können, aber die Stadt sei auf die Malteser zugekommen. „Es gehört zu unserem Selbstverständnis da zu helfen, wo wir benötigt werden“, sagt Koch.
Beginnen wird das Projekt in Bietigheim-Bissingen mit 16 angemeldeten Kindern in den beiden Einrichtungen. Anfangs werden Erzieher in der Spielzeitbetreuung dabei sein, um die Gewöhnung der Kinder an die neuen Bezugspersonen zu erleichtern. Die Stadt hatte den Bedarf für die Spielzeitbetreuung auf 45 Kinder geschätzt. Bei den Maltesern geht man davon aus, dass im Laufe der Zeit aber noch mehr Eltern ihre Kinder anmelden werden.
Aber für einige ist es offensichtlich ein Problem, dass die Malteser nur Kinder ab drei Jahren betreuen. Wer zwei Kinder in der Einrichtung hat, hat so unter Umständen zwei Abholzeiten. „Einige Eltern haben uns auch gesagt, dass ihnen die Betreuungszeiten von 8 bis 16 Uhr lieber wären, aber das ist nicht unsere Entscheidung“, sagt Jessica Koch. Die Zeiten habe die Stadt Bietigheim-Bissingen festgelegt. Generell sei die Rückmeldung aus der Elternschaft allerdings positiv gewesen. Es sei eben ein neues Modell und bei den Maltesern baut man auf wachsende Akzeptanz.