Die stellvertretende Bezirksvorsteherin Andrea Lindel wechselt in der kommenden Woche als Chefin nach Plieningen/Birkach. Mitnehmen wird sie einige gute Ideen, aber auch gute Erinnerungen an die Zeit in Mühlhausen.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Mühlhausen - Fast sechs Jahre war Andrea Lindel die Stellvertreterin von Mühlhausens Schultes Bernd-Marcel Löffler. Ende Juli ist die 45-Jährige zur neuen Bezirksvorsteherin in Plieningen und Birkach gewählt worden. Nach zwei Wahlgängen, die keine absolute Mehrheit ergaben, wurde schließlich ausgelost, ob Lindel oder Sybille Hiller, die Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen im Sportamt, Nachfolgerin von Edgar Hemmerich werden würde: das Los entschied für Lindel. „Ich hatte Frau Hiller schon gratuliert“, erinnert Andrea Lindel sich. „Wenn ich den Posten nicht bekommen hätte, wäre ich hier geblieben und damit auch glücklich gewesen. Verantwortung habe ich hier auch getragen.“ Aber nun hat sie Lust auf Neues.

 

Stuttgart hat für mich hinter dem Hauptbahnhof aufgehört“

Einer hat Andrea Lindel von Anfang an unterstützt: ihr Chef Bernd-Marcel Löffler. „Als er erfuhr, dass Edgar Hemmerich als Bezirksvorsteher in Plieningen aufhört, hat er mir geschrieben: Tschüss, ich werde dich vermissen“, meint Lindel lachend. Die Zusammenarbeit mit Löffler habe immer gut funktioniert. „Er reklamiert nicht jede gute Idee für sich: er freut sich, wenn Projekte gut laufen.“

Der Abschied wird ihr nicht leicht fallen. Lindel, die in den vergangenen Jahren regelmäßig Trauungen vorgenommen hat, wird als eine ihrer letzten Amtshandlungen ein befreundetes Paar im Palmschen Schloss trauen. „Das ist ein schöner Abschluss“, findet sie. Den Stadtbezirk Mühlhausen kannte sie, die in Ostfildern lebt, vor ihrer Zeit im Bezirksrathaus gar nicht. „Stuttgart hat für mich hinter dem Hauptbahnhof aufgehört“, sagt sie lachend. Das hat sich schnell geändert: „Ich konnte mir rasch ein Netzwerk aufbauen, viele Leute kennenlernen, mich einarbeiten.“ Jeder Bezirk habe seine Eigenarten, und je mehr man diese kenne, desto mehr könne man sie nutzen. „In Plieningen werden andere Sachen angesagt sein als in Mühlhausen.“

Schwerpunkt auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Die Kleinteiligkeit des Stadtbezirks ist ein Thema, mit dem sie sich zwangsläufig auch beschäftigt hat. „Es ist schade, dass die Neugereuter sich nicht auch als Mühlhäuser sehen.“ Und die Tatsache, dass Neugereut – und auch Mühlhausen – bei vielen Stuttgartern doch eher einen schlechten Ruf habe, findet sie schade. „Es gibt so viele positive Dinge hier. Wir haben den Max-Eyth-See, Ereignisse wie die Steillagen-Tage, und es ist so schön grün.“ Was Projekte angeht, hat es sich eher zufällig so ergeben, dass Andrea Lindels Schwerpunkt auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen lag. Die gefällt ihr aber auch: „Dinge wie die Suchtpräventionswoche oder die Ausbildungsmesse haben wir auf die Beine gestellt, und das wird auch ohne mich weitergehen. Es hat holprig angefangen, und daraus haben wir gelernt. Aber in diesem Jahr war ich sehr zufrieden.“ Auch die Kinderspielstadt Neuropoli, die jedes Jahr im Jugendhaus Neugereut eingerichtet wird, ist ein Projekt, das Lindel ans Herz gewachsen ist. „Gerne würde ich das in ähnlicher Form auch in Plieningen machen. Man muss einfach sehen, ob das funktionieren könnte.“

Nachfolger zum 1. Oktober gesucht

Von Plieningen aus will sie den Verlauf einiger Projekte in Mühlhausen im Auge behalten, um zu sehen, wie es weitergeht. Etwa das Vorhaben, zum Fairtrade-Stadtbezirk zu werden. „Es gibt viele Leute, die sich da engagieren; das ist schön“, sagt Lindel. Schwierig sei es allerdings, die benötigte Zahl an Gastronomen ins Boot zu holen: „Es gibt hier einfach nicht so viele.“ Außerdem habe der Bezirk eben eine hohe Sozialhilfeempfänger-Dichte. „Und die haben andere Sorgen als Fairtrade-Produkte, das kann ich auch absolut verstehen.“

Zum 1. Oktober dieses Jahres wird nun eine Nachfolge für Andrea Lindel in Mühlhausen gesucht. „Es ist eine schöne Stelle und ein wirklich schönes Rathaus“, sagt sie. Das 1813 erbaute Palmsche Schloss hat aber auch seine Eigenheiten: „Wenn freitags schon alle fort sind, und man noch länger arbeitet, dann knarzt es manchmal irgendwo, und man weiß nicht genau, was das war.“ Das wird in Plieningen wohl anders sein: das dortige Rathaus stammt aus den 1970er-Jahren.