Die geplanten neuen Geschwindigkeitsmessgeräte an der Cannstatter Straße sind besonders effektiv. Sie überwachen alle sechs Spuren gleichzeitig.

Stuttgart - Zwischen dem Schwanentunnel beim Mineralbad Leuze und der Feinstaub-Messstation am Neckartor fahren täglich mehr als 80.000 Fahrzeuge über die sechsspurig ausgebaute Cannstatter Straße. Wer dort das zulässige Tempo 60 einhält, gilt anderen Verkehrsteilnehmern als Hindernis - wer 80 Sachen fährt, wird oft noch schnittig überholt. Mit den forschen Überholmanövern dürfte es allerdings vom nächsten Frühsommer an vorbei sein. Denn dann nehmen zwei hochmoderne digitale Blitzgeräte alle Schnellfahrer auf dem gut einen Kilometer langen Streckenabschnitt aufs Korn.

"Die beiden Blitzer können alle Fahrspuren gleichzeitig überwachen und alle Raser fotografieren", erläutert Dieter Biller, Leiter der Verkehrsbehörde im Ordnungsamt. Bereits vom 1. März 2010 an gelte auf der Cannstatter Straße Tempo 50 statt 60. "Wer schneller fährt, bekommt rasch teure Post und vielleicht sogar Punkte", prophezeit Biller.

Mit den unansehnlichen "Starenkästen" haben die neuen elektronischen Kontrolleure nichts mehr gemein. Die in schlanken und unauffälligen Säulen untergebrachten digitalen Messgeräte können den Verkehr aus zwei Richtungen auf jeweils drei Fahrspuren lückenlos überwachen. "Raser können jetzt auch bei dichtem Verkehr und auf mehrspurigen Straßen zur Rechenschaft gezogen werden", heißt es in dem Prospekt des Herstellers. Auf den Beweisfotos seien "der Fahrerbereich und das Kennzeichen sehr gut les- und auswertbar".

Auch der Feinstaubwert soll sinken


Biller nimmt an, dass die beiden rund 250.000 Euro teuren Blitzer im Frühsommer einsatzbereit auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen stehen. "Der Abstand zwischen den beiden Säulen beträgt rund 500 Meter", erklärt er. Damit sei gewährleistet, dass die komplette Strecke zwischen Neckartor und Schwanentunnel optimal überwacht werde. Die Stadt hofft, dass mit diesem Schritt auch der Feinstaubwert an Deutschlands schmutzigster Kreuzung etwas gesenkt werden kann.

Für den Verkehrsexperten Biller gibt es rund ums Neckartor noch in Sachen Geschwindigkeit noch reichlich Luft nach unten. "Dort wird zu schnell gefahren", stellt er fest. Das belegen auch die Erfahrungen der Stadt, die ein modernes Messfahrzeug angeschafft hat, das auch mehrere Fahrspuren gleichzeitig überwachen kann. Bei einer Tempokontrolle im Sommer zu verkehrsärmerer Zeit waren zwischen Schwanentunnel und Neckartor von 1200 in 90 Minuten gemessenen Autofahrern mehr als 600 schneller als erlaubt unterwegs. Die Stadt verhängte Bußgelder in Höhe von mehr als 16.000 Euro; außerdem wurden 22 Führerscheine eingezogen.

Inzwischen hat das Ordnungsamt an der Cannstatter Straße 28 mal mobil kontrolliert. "Dabei wurden tagsüber bei dichtem Verkehr fast 87.000 Fahrzeuge überprüft", so Biller. "Davon waren mehr als 5000 zum Teil viel zu schnell unterwegs."