Jens Millow ist der neue Bürgermeister von Weissach, Michael Maurer ist Rathauschef von Mönsheim. Nach den ersten paar Monaten im Amt blicken beide zurück.

Mit seinen rund 7600 Einwohnern ist Weissach bei Weitem nicht die größte Kommune im Altkreis Leonberg. Ganz zu schweigen von der 3000-Seelen-Gemeinde Mönsheim. Die Bürgermeisterwahlen in diesem Jahr boten jedoch auf ihre Art mehr Gesprächsstoff als in so mancher Großstadt. Während es in Weissach seit dem Amtsantritt von Jens Millow recht ruhig ums Rathaus geworden ist – mal abgesehen von der obligatorischen Klage gegen den Wahlausgang von Gegenkandidat Helmut Epple –, bleiben die Konflikte in Mönsheim selbst zum Jahresende noch spürbar.

 

„Die Zusammenarbeit ist konstruktiv und wertschätzend“ Von „Vetterleswirtschaft“ bis zur Affäre um die Wohnbau Weissach: Die Gemeinde Weissach hat in der Vergangenheit einen gewissen Ruf erworben. Seit dem Ende der 24-jährigen Amtszeit von Wolfgang Lucas im Jahr 1997 hat es kein Rathauschef und keine Rathauschefin mehr auf eine zweite Amtszeit gebracht – entweder freiwillig oder unfreiwillig. Selbst die Amtszeit von Daniel Töpfer (2014 bis 2022), der in der Gemeinde „aufräumen“ wollte, machte immer wieder Negativschlagzeilen: von der Greensill-Affäre, bei der Weissach voraussichtlich um die 16 Millionen Euro verlieren wird, über Defizite in der Kinderbetreuung und Konflikte mit Elternbeiräten bis hin zu Gerüchten um ein schlechtes Klima im Rathaus und ein ausgedünntes Rathauspersonal.

Jens Millow, einst Hauptamtsleiter in Löchgau, hat sich der Herausforderung dennoch gestellt – und hat mit einem Ergebnis von mehr als 75 Prozent der Wählerstimmen einen wahren Erdrutschsieg eingefahren. Am 29. September war sein Amtsantritt. Vom Gemeinderat, von seinem Team und von den Bürgern sei er sehr herzlich aufgenommen worden, erzählt er auf Anfrage unserer Zeitung. „Die Zusammenarbeit gerade mit dem Gemeinderat ist nicht nur konstruktiv, sondern auch sehr wertschätzend.“ Als erste Aufgabe habe er sich seit seinem Antritt gesetzt, sich um die Lücken im Rathausteam und beim Kindergartenpersonal kümmern.

Der Personalmangel im Betreuungsbereich ist gravierend

„Von den zahlreichen unbesetzten Stellen im Rathaus konnten wir einen großen Teil bei den Führungskräften und im Einwohnermeldeamt schließen. Hier konnten wir einige gute Mitarbeitende gewinnen und diese auch schon in Teilen einarbeiten.“ Nach dem aktuellen Stand soll das Rathaus ab März wieder voll besetzt sein. Zusätzlich wird die Sachgebietsstruktur angepasst.

In Sachen Kinderbetreuung habe er sich bereits ein umfangreiches Bild gemacht. „Zusammen mit Frau Rill, der Gesamtleitung, und ihrem Team werden wir nun ein Konzept erarbeiten, um die aktuelle Betreuungssituation zu verbessern“, verspricht er – gibt aber auch zu bedenken: „Der Personalmangel im Betreuungsbereich hat allgemein bereits gravierende Ausmaße angenommen.“ Allein in Baden-Württemberg fehlten mehrere Zehntausend Erziehende, um den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz erfüllen zu können. „Für die Verbesserung der Situation in Weissach werden wir somit viel Zeit und gute Ideen benötigen. Wir sind mit Engagement an der Problemlösung.“

„Ein ereignisreiches und bewegtes Jahr“ Die Gemeinde Mönsheim dagegen war in der Vergangenheit nicht gerade für Zwistigkeiten bekannt. Nach 24 Jahren im Amt entschied sich Thomas Fritsch, nicht noch einmal zu kandidieren. Drei junge Kandidaten aus der Umgebung bewarben sich um den Chefposten im Rathaus. Unerwartet für viele, erhielt der Stuttgarter Kandidat Michael Maurer gleich im ersten Wahlgang 57 Prozent der Stimmen. Danach allerdings wurde es unruhig in dem kleinen Ort. Die Unabhängige Bürgerliste Mönsheim stand dem Gewählten überaus kritisch gegenüber.

Der Hauptgrund waren Ungereimtheiten und eine falsche Angabe bei der Bewerbung des Gewählten, der nicht, wie behauptet, Verwaltungswirt ist, sondern Verwaltungsfachangestellter. Den Grund für den Fehler hatte er später nie benannt. Ebenfalls undurchsichtig bleibt Maurers Verhältnis zur CDU in Marbach, in der er kurzzeitig Vorsitzender war. Bekannt ist nicht viel, nur, dass die Beteiligten sich nicht im Guten getrennt haben und die Entlastung Maurers als Vorstand damals nicht einstimmig fiel. Im Nachgang zur Wahl machte sogar eine gefälschte E-Mail die Runde, die den Chef der UBLM, Hans Kuhnle, diffamieren sollte. Gleichzeitig taten sich mehrere Bürger zusammen, die den neuen Bürgermeister unterstützten und ein Ende der Zwistigkeiten forderten, damit es in Mönsheim wieder vorwärtsgeht. Hans Kuhnle wurde zum Teil persönlich angegangen. Bei einer Gemeinderatssitzung Ende November kamen die Unstimmigkeiten wieder aufs Tapet, als die UBLM in Sachen Grundstückseinkäufe eine Einschränkung der Kompetenzen des Bürgermeisters beantragte.

Unstimmigkeiten treten im Gemeinderat wieder hervor

Michael Maurer zitiert für sein Resümee Richard von Weizäcker: „Man kann in dieser Welt, wie sie ist, nur dann weiterleben, wenn man zutiefst glaubt, dass sie nicht so bleibt, sondern werden wird, wie sie sein soll.“ Ein ereignisreiches und bewegtes Jahr neige sich allmählich dem Ende zu. „Gerade in diesen unruhigen Zeiten, bin ich froh, in einer Demokratie leben zu dürfen und seit dem 19. August für die Menschen und zum Wohle dieser verlässlich arbeiten zu dürfen. Weihnachten ist eine gute Gelegenheit, um innezuhalten und Kraft für neue Taten zu tanken.“