Martina Fehrlen ist am Montagabend in ihr neues Amt eingeführt worden. Ihre dringendste Aufgabe sieht sie darin, die Menschen wieder zusammenzubringen.

Urbach - Wenn Martina Fehrlen über Urbach spricht, ist gleich zu merken, dass sich die neue Bürgermeisterin, die am Montagabend offiziell in ihr Amt eingeführt worden ist, schon ganz gut im Flecken auskennt. Sie weiß natürlich schon, wie schön Urbach sein kann. Aber auch, wo den Bürgern der 9000-Seelen-Gemeinde im mittleren Remstal der Schuh drückt. Und sie freut sich auf ihre neue Aufgabe, in die sie ganz und gar eintauchen möchte: „Ich will Urbach leben“, sagt die 40-Jährige.

 

Leben, das heißt, dass Fehrlen, wie schon im Wahlkampf angekündigt, mit ihrem Mann Dirk und ihrer inzwischen dreijährigen Tochter Katharina aus Esslingen nach Urbach ziehen möchte. Und das so bald wie möglich: „Wir suchen etwas zum Mieten“, sagt Fehrlen. Dann könne sie sich erst einmal mit ihrer Familie einleben und sich ganz auf ihre neue Aufgabe konzentrieren. Erst dann wollen die drei ein geeignetes Haus zum Kaufen suchen.

Ganz viel dasein und zuhören

Leben, das heißt für Martina Fehrlen aber auch, in ihre neue Gemeinde eintauchen und den Menschen vor Ort zuhören, Dinge anpacken. Mittendrin sein, statt nur dabei. So hat sich die junge Bürgermeisterin für die erste Zeit gleich einiges vorgenommen: Schnell kümmern will sie sich um Themen wie die Gartenschau, das Baugebiet „Neue Mitte II“, um E-Mobilität, Busstreckenführung und Durchgangsverkehr, aber auch um Sportstätten, die Wirtschaft oder etwa die Einzelhandelssituation in Oberurbach. Und dabei ganz viel da sein und zuhören.

Aber eben auch gestalten und anpacken. Konkret heißt das: „Ich möchte eine Arbeitsgruppe Urbach Nord gründen“, sagt sie. Die Mitglieder sollen sich um die Wiederansiedlung eines Lebensmittel-Einzelhändlers im alten Kern von Oberurbach und auch generell um die Erhaltung des Dorfkerns kümmern.

Beim Thema Gartenschau 2019 hat Fehrlen auch schon konkrete Ansätze: „Ich möchte die Gartenschau nutzen und Urbach bestmöglich darstellen.“ Das Thema will sie wieder positiv besetzen. Schließlich solle die Schau ein Fest von Bürgern für Bürger werden, meint Fehrlen. „Die Gartenschau ist jetzt das Megathema“, sagt sie. Größere Projekte müssten jetzt angestoßen werden. Sonst sei es zu spät.

Miteinander nicht übereinander reden

Am dringendsten sieht Martina Fehrlen allerdings etwas anderes: „Ich möchte die Menschen wieder zusammenbringen, sie sollen miteinander reden, nicht übereinander.“ Die Diskussionen um das Waldhaus, das nun nach dem Bürgerentscheid im April nicht mehr gebaut werden soll, habe große Gräben in der Gemeinde hinterlassen. „Es gibt einen hohen Bedarf an Gehört werden und nicht nur an schlichtem Verwaltungshandeln.“

Ihr Lösungsansatz ist eine offene Kommunikation, eine transparente Verwaltung, mehr Erklärungen, mehr Öffentlichkeit – und eine einfache Erreichbarkeit: Schon im Wahlkampf hatte sie ihre Handynummer weitergegeben und sich über Whatsapp-Nachrichten aus Urbach gefreut. „Die Leute hatten keine Berührungsängste. Das soll so bleiben“, betont die frisch gebackene Bürgermeisterin.

Ihren neuen Job an der Spitze der Gemeinde sieht die konservative Frau nicht als Beruf, sondern als Berufung. Schon früh in ihrem Leben war ihr klar, dass sie Bürgermeisterin werden wollte. Kommunalpolitik spielte bei ihr zu Hause oft eine Rolle – war doch ihr Vater Ingo Schwytz selbst viele Jahre Mitglied im Ludwigsburger Gemeinderat und Kreistag. „Als Bürgermeister sieht man das Ergebnis seines Handelns“, sagt Martina Fehrlen. Auf lokaler Ebene habe man gute Möglichkeiten das Leben und seine Umgebung aktiv zu gestalten. Das sei reizvoll an ihrer neuen Aufgabe.

„In Urbach muss man nicht Auto fahren“

Deswegen will sie auch gleich aktiv werden: So ist ihr beispielsweise ein Business Lunch ein großes Anliegen. Regelmäßig möchte sie sich in Absprache mit dem Gewerbeverein mit den Unternehmen vor Ort austauschen. Auch eine Leihstation für Lastenfahrräder am Marktplatz möchte sie anregen: „Das würde hier total passen“, sagt Fehrlen. Sie ist überzeugt: In Urbach müsse man nicht Auto fahren: „Das Fahrrad ist die Lösung für Verkehrsprobleme.“ Die topografischen Voraussetzungen seien ja schließlich da.

Martina Fehrlen sprudelt regelrecht vor Ideen für ihre neue Gemeinde. Eine Begeisterung ist zu spüren, wenn sie so über Urbach spricht: „Urbach ist gerüstet für die Zukunft.“ Und Martina Fehrlen will darauf achten, dass das auch so bleibt.

Zur Person von Martina Fehrlen

Werdegang
Martina Fehrlen ist 1978 in Stuttgart geboren und in Ludwigsburg aufgewachsen. Die Verwaltungswissenschaftlerin und Mutter einer dreijährigen Tochter war zuletzt Assistentin des Rektors der Hochschule Esslingen sowie Geschäftsführerin des Instituts für Weiterbildung der Hochschule Esslingen. Ihre Parteiämter in der Kreis-CDU Esslingen – als Vorsitzende der dortigen Frauen Union und als Vorstandsmitglied – wird sie niederlegen – „geordnet“, wie sie sagt.

Wahl Am 22. April ist Martina Fehrlen mit fast 60 Prozent zur neuen Bürgermeisterin von Urbach gewählt worden. Ihr Amt hat die 40-Jährige am 1. Juni angetreten. Die offizielle Amtseinführung ist am Montagabend in der Auerbachhalle gewesen.