Den selbstgerösteten Kaffee des Vorbesitzers Jochen Mattes gibt es nun an neuer Stelle in Ludwigsburg, in der Alten Gasse 1. Dafür kommt im Bubbles jetzt mehr Amerikanisches auf die Teller.

Ludwigsburg - Eigentlich war das Bubbles unser erstes Kind“ , sagt Jochen Mattes. Mit seiner Frau Brigitte hat er das Café aufgezogen und mehr als zehn Jahre lang gehegt. Sie wollten es nicht an irgendwen abgeben und sind sich sicher, in Rebecca Wawzyniak die Richtige gefunden zu haben. Seit Kurzem betreibt sie das Café. Beide sind überzeugt, dass die gebürtige Texanerin mit ihrer amerikanisch offenen Art das Café mit derselben Herzlichkeit wie sie selbst weiterführen wird.

 

Auch Wawzyniaks Erfahrung zählte. In den USA hat die 48-Jährige Management studiert und später ein großes Café geleitet. Über ihren deutschen Mann ist sie nach Ludwigsburg gekommen. Lange hat sie sich ausschließlich um ihre Kinder gekümmert. Die Sehnsucht, wieder ein Café zu leiten – am besten ein eigenes –, hat sie aber nie verloren. Nach einigen gescheiterten Anläufen ist es ihr nun gelungen. Ihr Glück sei, dass sie Axel Müller vom Innenstadtverein Luis kennengelernt habe. Er saß eines Tages mit ihr im Café Bubbles und überraschte sie mit der Chance, ihren großen Traum verwirklichen zu können.

Mehr Amerikanisches und warme Speisen

„Ich war selbst oft Gast, es gefällt mir hier“, sagt sie. Am Look mit den 50er-Jahre Retromöbeln wollte sie nichts ändern. Aber am Angebot. Jetzt werden hausgemachte Muffins oder amerikanischen Kuchen kredenzt. Bald soll es auch einfache warme Speisen wie Suppen sowie einen Brunch mit amerikanischen Einflüssen geben.

Die größte Veränderung ist aber, dass sie nicht mehr den Kaffee anbietet, den Jochen Mattes bislang selbst geröstet hat, und der als Bubbles-Kaffee in der Stadt bekannt wurde: Bei ihr gibt es den kräftigen Indien Monsooned Malabar in die Tassen. Ganz besonders ist ihr Cortado – quasi der spanische Espresso – mit gesüßter Kondensmilch.

Jochen Mattes verkauft seinen Kaffee nun hobbymäßig im Internet und in der Alten Gasse 1 unter neuem Namen: Die Bohnenstrolche. Große Chargen wollte er nicht mehr brennen. Sein persönliches Ziel: die Sehnsucht nach weniger Stress stillen. Deshalb haben er und seine Frau auch das Bubbles aufgegeben. Denn zum „ersten Kind“ Café kam menschlicher Nachwuchs dazu. „Wir wollten mehr Zeit für uns und unsere Kinder haben“, sagt er. Zuvor habe er nicht selten 80 Stunden pro Woche gearbeitet. Jetzt geht er als Erzieher in eine Kita und seine Frau hat einen Nebenjob. „Wir haben dadurch zwar nicht mehr Geld, aber mehr Zeit“, sagt er. „Das ist unser Luxus.“

Bohnenverkauf neben Wunschbrille und Honig

In der alten Gasse 1 öffnet Mattes nun dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr, mittwochs von 18 bis 20 Uhr und am ersten Samstag im Monat. Der Gang zur seiner Theke verwirrt allerdings: In der Mitte schleifen die Nachbarn von „Die Wunschbrille“ individuelle Brillengestelle. Ganz vorn verkauft die Hausbesitzerin ihren Honig. Ihre Imkerkästen sind vom Laden aus zu sehen. „Die Bienen fliegen vor allem ins Blühende Barock“, sagt Mattes. „Wir können uns auch vorstellen, andere Produkte in den Laden zu nehmen“, sagt er. Auf diese Weise lebt er nun seine Leidenschaft weiter aus – und Rebecca Wawzyniak ihre im eigenen Café. „Mein Spitzname auf der Highschool war Bubbles“ sagt sie. „Es war wohl Schicksal, dass ich es bekommen habe.“