Alles auf Anfang: Martin Fry schreibt mit seiner Band ABC sein Achtziger-Jahre-Projekt „The Lexicon of Love“ fort .

Stuttgart - Das war einmal etwas, was einen beschäftigen konnte. Subversiv, weil es dem kalten Zeitgeist entsprach und die Romantik sehr offensichtlich als Abziehbild gebrauchte. Ein Musical der Genusssucht als Album. Alles nicht so gemeint. „The Lexicon of Love“ der Band ABC, das Projekt eines gewissen Martin Fry in den frühen achtziger Jahren.

 

Die Band ABC war Beiwerk, ausführendes Organ. Nach schwierigen Zeiten, in denen er völlig ohne subversives Raffinement untergegangen war, ist Fry nun mit „The Lexicon of Love 2“ wieder am Start. Da capo, alles auf Anfang! Dick die achtziger Jahre auftragen, mit Trevor Horn als Produzent die akustische Breitwand noch einmal aufziehen: Das geht heute einigermaßen vorbei an einem. Und es hat etwas Rührendes. Die zuckrig zuckenden Songs, der Groove der künstlichen Gefühle, das dünne Stimmchen der sexy Neonfarben, das hohle Pathos einer falschen Technokratie – heute ist das alles ein zwiespältiges Zitat.

Aufgepumptes Ausgrabungsstück

Die Realität hat die überdrehte Posse von 1982 längst eingeholt. Ein paar überkandidelte Verläufe alleine machen noch kein gutes Konzept. Die Songs heißen „Viva Love“, „I believe in Love“, „The Love inside of Love“ oder „Kiss me goodbye“, wollen spektakulär sein und sickern doch als klebrige Naivität ins Ohr.

Celli, Orchester, synthetische Atmosphären, zu große Geste: alles da. Aufgebretzeltes Nichts. Fry wirft all das in die heutige Popszene. Als aufgepumptes Ausgrabungsstück und Versprechen einer unendlichen Fortsetzung. Eigentlich wohlfeil billig. Oder Shakespeares Versprechen. Fry selbst ist zu klein für diese Funkelperle.