Neue CD von Kool & the Gang Was Leichtes gegen die Düsternis
Kool & the Gang sind seit 1964 im Geschäft. Auf ihrem neuen Album zeigt die Band, dass sie noch immer an Liebe, Spaß und Party glaubt.
Kool & the Gang sind seit 1964 im Geschäft. Auf ihrem neuen Album zeigt die Band, dass sie noch immer an Liebe, Spaß und Party glaubt.
Stuttgart - Aggression und Sozialschäden verkaufen sich auf dem Musikmarkt bestens. Gerade Afroamerikaner können absahnen, wenn sie ihre Rapgeschichten als immer neue Varianten einer Killerphilosophie anlegen: „Starr mich an, und ich leg Dich um!“ Mit rührender Sturheit stemmt sich eine der dienstältesten afroamerikanischen Bands überhaupt, „Kool & the Gang“, gegen diese Verdüsterung einer sowieso schon dunklen Welt. Nach einigen Jahren Studiopause und dem Tod von zwei Gründungsmitgliedern, Songschreiber und Sänger Ronald Bell sowie Saxofonist Dennis Thomas, legen sie mit „Perfect Union“ ihr 32. Album vor.
Der Sound der Band ging zwischen Soul, Funk, Disco mit ein paar Rock- und Jazzelementen mal ein wenig in diese, mal ein wenig in jene Richtung. Aber Ziel war stets und bleibt beflügelnde Leichtigkeit, Ab-ins-Wochenende-Stimmung: jeder Track ein Anstupser für die Füße, so tanzbegierig zu zappeln, dass dem Menschen oben dran gar nichts anderes übrig bleibt, als sein Bündel Müh’ und Sorgen für einen Moment abzulegen und sich unter einer Glitzerkugel zu wiegen und zu drehen.
„Perfect Union“ startet mit thematisch ungewohnt Ernsthaftem – „Pursuit of Happiness“. Es geht um die Hoffnung auf ein besseres Leben ohne Umweltverschmutzung und Hass, auf eine Gesellschaft voller Liebe und Verständnis, die endlich jedermanns Grundrechte wahrt. Der liebe Gott wird angerufen, er möge doch einen neuen Lincoln, Kennedy oder Martin Luther King senden.
Ja, das ist schreiend naiv. Aber in einem von Donald Trump skrupellos gespaltenen Land, in dem eine Bewegung wie „Black Lives matter“ bittere Notwendigkeit ist, hat dieser Wunsch auch etwas sehr Ergreifendes. Vor allem, weil der leichte Beat dazu sich wie eine Entkrampfungsmassage anbietet. Die Band singt vom Partymachen und romantischen Stunden. Das mochten Verächter früher für die weichste aller Softdrinkbrühen in einer Welt feuriger Getränke halten. Heute wird die unterschwellige Botschaft unüberhörbar: Legt doch die Waffen weg, auch die im Kopf.
Kool & the Gang wurden 1964 in Jersey City von ein paar Teenies gegründet, von den Brüdern Ronald und Robert Bell und ihren Kumpels. Robert legte sich den Straßennamen Kool zu, und die Band die Philosophie, die Welt könne man nur mit guter Laune erobern. „Celebration“ aus dem Jahr 1980 ist ihr unverwüstlichster Hit geworden. Den wird vermutlich einmal der letzte Mensch in einem Anfall von Zynismus spielen, bevor er in einem radioaktiv verstrahlten Plastikmüllberg zugrunde geht. Aber bis dahin kann man sich ja mal 36 Minuten gute Laune gönnen und „Perfect Union“ hören.
Album
Perfect Union
CD von Omnivore Recordings. Auch bei den üblichen Streamingdiensten.