Mercedes-Benz stellt bei einer virtuellen Konferenz vor Investoren und Analysten seine Strategie für die kommenden Jahre vor. Der Hersteller will deutlich profitabler werden. Aktuell kommen ermutigende Absatzzahlen aus dem chinesischen Markt.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Stuttgart - Mit einer dreieinhalb Stunden dauernden Reihe von Ansprachen, Präsentationen, Videos und Fragerunden hat der Autohersteller Mercedes-Benz am Dienstag versucht, internationale Investoren und Finanzanalysten von seiner Strategie für die nächsten Jahre zu überzeugen. Ins Zentrum der Ausführungen rückte Vorstandschef Ola Källenius dabei das Ziel, weltweit die Nummer eins bei Elektrofahrzeugen und Autosoftware werden zu wollen.

 

Die Daimler-Sparte für Pkw will sich stärker auf den Luxusmarkt konzentrieren, und durch große Sparanstrengungen wesentlich profitabler werden als zuletzt, kündigte Källenius an. Selbst unter ungünstigen Bedingungen wolle man bis 2025 eine Umsatzrendite von sechs bis acht Prozent erreichen, sagte der Finanzvorstand Harald Wilhelm. In einem nur halb ironisch zu interpretierenden Einspielvideo sagte Wilhelm Mercedes-Benz wolle in puncto Sparsamkeit „more swabian than ever“ werden, also schwäbischer denn je, obwohl er selbst aus Bayern stamme.

Im nächsten Jahr kommt der EQS auf einer neuen Plattform

Für das kommende Jahr bekräftigte Källenius, dass der batteriebetriebene EQS als erstes Fahrzeug auf einer speziell für Elektroautos konzipierten Plattform auf den Markt kommt. Auf derselben Basis sollen dem elektrischen Pendant zur S-Klasse dann ein Auto der E-Klassen-Größe sowie zwei SUV folgen. Ab 2024 sind außerdem rein elektrische Fahrzeuge von kompakter und mittlerer Größe auf einer weiteren Plattform geplant. Um sich den CO2 -Anforderungen der EU nähern zu können, werden zudem viele zusätzliche Modelle mit Hybridantrieben angeboten.

Um die Marke profitabler zu machen, sollen bis 2025 nicht nur die Fixkosten um 20 Prozent gegenüber 2019 gesenkt werden, sondern auch die Ausgaben für Investitionen sowie den Forschungs- und Entwicklungsbereich. Zudem strebe man eine starke Konzentration des Produktportfolios an. Bis 2024 werde man die Vielfalt von Antrieben mit Verbrennungsmotor um 40 Prozent, bis 2030 um 70 Prozent reduzieren, kündigte der Entwicklungschef Markus Schäfer an. Dies geht mit einer partiellen Abkehr vom Massenmarkt einher: Künftig werde nicht die Stückzahl, sondern die Gewinnmarge in den Fokus gerückt, sagte Källenius.

Källenius hofft auf Milliardengewinne durch den Verkauf von Updates

Wesentliche Einnahmen erwartet der Schwede künftig beim Verkauf von digitalen Anwendungen und Zusatzfunktionen, das Potenzial liege bei einer Milliarde Euro Umsatz bis 2025. So könnten beispielsweise per Update zusätzliche Funktionen wie vollständig autonomes Parken freigeschaltet werden.

Beim Ziel, Mercedes weiter in Richtung Luxusmarke zu entwickeln, spielen die hochpreisigen Nebenlinien AMG, Maybach und G-Klasse eine erhebliche Rolle, von denen auch elektrifizierte Varianten auf den Markt gebracht werden. Als Beispiel nannte der Vorstandschef einen AMG-Boliden mit mehr als 1000 PS, der mit einem aus der Formel 1 entlehnten Antrieb ausgestattet werde.

Nach dem Corona-Einbruch, der dem Daimler-Konzern im zweiten Quartal fast 1,7 Milliarden Euro Verlust beschert hatte, gab es im dritten Quartal Zeichen der Besserung. Von Juli bis September verkaufte Mercedes-Benz 613 777 Fahrzeuge, knapp vier Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Am besten lief es in China mit einem Plus von 23,4 Prozent.