Der Jugendgemeinderat will eine neue Debatte über vier Straßen, die nach Offizieren des Ersten Weltkriegs benannt sind. Ein erster Änderungsvorschlag ist bereits da.

Gerlingen - Das Thema ist in der Gerlinger Kommunalpolitik in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder hochgekocht: Im Viertel hinter dem Schulzentrum gibt es die Immelmannstraße, die Richthofenstraße, die Boelckestraße und die Otto-Weddigen-Straße. Alle vier Männer waren Offiziere im Ersten Weltkrieg: Weddigen U-Boot-Kapitän, die anderen drei Jagdflieger. Alle vier waren an Kampfhandlungen beteiligt und starben als Soldaten. Die vier Straßen mit ihren Namen wurden 1937 von den Nazis glorifizierend so benannt und diese bis heute nicht geändert. 1962 und 1988 gab es Umbenennungsdiskussionen im Gemeinderat und 2011 eine Initiative von Schülern, zu den Straßenschildern Zusätze mit Erklärungen anzufügen. Alle Anträge wurden abgelehnt.

 

Nun hat der Jugendgemeinderat am Mittwochabend einen neuen Vorstoß unternommen: Das Gremium will bisher abgelehnte Zusatzinformationen installieren. Die Jugendräte beziehen sich auf eine Veranstaltung von Klaus Herrmann, dem Leiter des Stadtarchivs. Dieser hatte am letzten Augustwochenende in seinen Sommerführungen zur Bedeutung der Straßen- und Flurnamen auch auf das Quartett von Richthofen und Co. hingewiesen. Steffen Laicher, der Sprecher des Jugendgemeinderat, ergriff am Schluss der jüngsten Jugendgemeinderatssitzung das Wort und wies darauf hin.

Der Vorstoß eines Religionskurses des Robert-Bosch-Gymnasiums sei nun fünf Jahre her; der Jugendrat habe sich jetzt nach Herrmanns Äußerungen Gedanken über dieses Thema gemacht. „Die Jugendlichen wissen nicht, wer diese Personen sind. Wir würden das wieder aufgreifen.“

Mit den Jungen Gerlingern habe man Kontakt aufgenommen, so Laicher. „Mit den anderen Fraktionen wollen wir noch sprechen“, so der 17-Jährige, „und deren Meinungen erfahren.“ Drei Besucherinnen hörten zu: Gabriele Badenhausen (CDU), Petra Bischoff (Freie Wähler) und Barbara Günther (SPD) vertraten ihre Fraktionen.

Erste Idee eingebracht

Laicher nannte auch bereits eine Idee des Jugendgemeinderats, wie man über die vier Männer informieren könne: auf einem Zusatzschild der Straßennamen einen sogenannten QR-Code abbilden. Das ist ein Muster von kleinen schwarz-weißen Quadraten, die zusammen wieder ein Quadrat ergeben. Dieses muss der Nutzer mit einem Smartphone fotografieren, dann erhält er über das Internet dafür hinterlegte Informationen. Den Inhalt dieser Einträge kann derjenige, der den QR-Code zur Verfügung stellt, selbst bestimmen. „Wir finden, dass dies sehr wichtig ist“, sagte Laicher abschließend im Namen seiner Kollegen.

Gemeinsamen Antrag angestrebt

Beim Ursprung der jetzt wieder aufkommenden Debatte, den Führungen im August, waren auch zwei Stadträte dabei: Gunter Stirner-Sinn von der CDU und Nino Niechziol, Fraktionschef der Jungen Gerlinger. Stirner-Sinn sagte hinterher, kleine Zusatzschilder an den Namensschildern der vier Straßen seien „bestimmt nicht verkehrt“. Er sei dafür, darüber zu diskutieren – momentan habe der Gemeinderat aber dafür weder Zeit noch Geld. Niechziol hatte im August erklärt, er wolle aktiv werden und in den anderen Fraktionen Meinungen abfragen. Nun wollen die Jungen Gerlinger mit dem Jugendgemeinderat einen Antrag an die Verwaltung formulieren, diesen aber vor der Abgabe mit den anderen Fraktionen besprechen.