Der Ruster Vergnügungspark eröffnet den Can-Can-Coaster. In der neuen Attraktion im französischen Viertel steckt modernste Digitaltechnik, ein Schuss Frankreich und viel Sentimentalität.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Rust - Am Eingang grüßt das rote Windrad des „Moulin Rouge“. Dann geht es zum Can-Can-Coaster. Was die neue, 45 Meter hohe Dunkelachterbahn im Europapark mit seinen Can-Can-Tänzerinnen zu tun hat, kann Jean-Victor Clerico, der Geschäftsführer des berühmten Varietés in Paris, natürlich am besten erklären: „Es schüttelt und hüpft und geht in alle Richtungen, wie bei unserern Tänzerinnen auf der Bühne“, sagte er nach einer Probefahrt. Dann wurde die neue Bahn feierlich eröffnet.

 

Künftige Fahrgäste könnten allerdings auch andere Assoziationen haben, wenn sie die neue Attraktion mitten im französischen Viertel von Deutschlands größtem Vergnügungspark wieder verlassen. Dank modernster Virtual-Reality-Technik mutieren die Besucher schon vor dem Einsteigen zu Avataren. In Anlehnung an „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“, einen Kinofilm des französischen Regisseurs Luc Besson, schweben sie durch ein Weltraumabenteuer – und fühlen sich beim Aussteigen vermutlich tatsächlich so, als ob sie die Welt gerettet hätten.

Weiterentwicklung des Alpenexpress

Schon beim Alpenexpress 2015 haben die Europapark-Macher die Digitaltechnik erprobt. Jetzt sollen die Besucher die Brillen sogar schon vor Fahrtbeginn aufsetzen. So genannte Tracker erfassen sämtliche Positionen, so dass sich die Fahrgäste gegenseitig erkennen können. „Das ist weltweit einzigartig“, freute sich der Seniorchef des Europaparks, Roland Mack.

Dabei steckt in der neuen Dunkelachterbahn auch eine gehörige Portion Sentimentalität. Ursprünglich hätten seine Designer die alte Kugel, in der seit 1989 die Vorgängerachterbahn Eurosat ihre Kreise zog, abreißen wollen. Aber das sei nicht in Frage gekommen, sagte Mack. Schließlich sei das Metallkonstrukt zu einem Erkennungszeichen des Parks geworden. Auch seine Söhne Michael und Thomas, die mittlerweile die Leitung des Tagesgeschäfts übernommen haben, brachten es nicht übers Herz. Der Eurosat sei noch vom Opa erdacht worden. „Wir waren dabei, als er in Waldkirch das Modell baute“, erzählte Thomas Mack. Acht Jahre sei er damals alt gewesen und habe in der Nacht vor der Eröffnung mit einem persönlichen Fahrrekord sogar den großen Bruder geschlagen. Allerdings gab es Ärger mit der Mama. „Ich hatte Nasenbluten vom vielen Fahren.“

„Bester Vergnügungspark der Welt“

Mit der neuen Achterbahn könne das nicht passieren, versprach Roland Mack bei der Eröffnung. Auch bei den Schienen, die wie die gesamte Bahn aus der eigenen Waldkircher Werkstatt stammen, habe sich die Technik weiter entwickelt. Vor zehn Monaten hatte der alte Eurosat seinen Betrieb eingestellt. „Die Achterbahn war am Ende ihrer Lebenszeit“, sagte Roland Mack. Die Kugel wurde an der Oberseite geöffnet, die alte Bahn herausgenommen und die neue installiert. 30 Millionen Euro habe der Europapark dafür investiert. „Die Renovierung eines Hauses ist auch oft teurer, als ein neues zu bauen.“

Es ist nur eine von mehreren Großinvestitionen, die der Europapark, der gerade in den USA zum fünften Mal hintereinander als bester Vergnügungspark der Welt ausgezeichnet wurde, stemmen muss. Gleichzeitig laufen die Bauarbeiten für einen Wasserpark. Ein Hotelneubau ist in Arbeit. Zudem muss der abgebrannte Bereich im skandinavischen Dorf erneuert werden. Das Feuer Ende Mai hat die Besucher aber offenbar kaum abgeschreckt. Man rechne in diesem Jahr mit mindestens 5,6 Millionen Gästen, sagte Roland Mack. Seit dem Saisonstart Ende März seien knapp vier Millionen Besucher gezählt worden. Lediglich der heiße August sei etwas schwächer gewesen. Die Leute seien lieber ins Freibad gegangen. Der Besucherrekord des vergangenen Jahres werde aber erneut erreicht oder übertroffen.