Die Schönbuchstadt hat zwei neue Ehrenbürger, darunter erstmals eine Frau: Marli Hoppe-Ritter und ihr Bruder Alfred T. Ritter haben am Samstag die Urkunden erhalten.

Waldenbuch - Es war ein eher seltenes Ereignis, das am Samstagvormittag in der Musikschule Waldenbuch gefeiert worden ist, „aber eins mit Strahlkraft“, wie Bürgermeister Michael Lutz nicht ohne Stolz festgestellte. Im Beisein von Regierungspräsident Johannes Schmalzl und Landrat Roland Bernhard überreichte der Rathauschef die Ehrenbürger-Urkunde sowohl an Marli Hoppe-Ritter als auch an Alfred Theodor Ritter. Die Verleihung dieser höchsten Auszeichnung einer Kommune hatte der Gemeinderat im Juni beschlossen. Umrahmt wurde die Feierstunde von den Könnern der Musikschule.

 

Waldenbuch sei Heimatgemeinde der Geschwister und Standort des Unternehmens, das Menschen in 90 Ländern der Erde mit Schokolade begeistere, wie Lutz sagte. Möglich gemacht habe den Erfolg eine außergewöhnliche Verbindung von Tradition und Fortschritt, unternehmerischer Kultur und Wirtschaftskraft – nicht zu vergessen die schwäbischen Tugenden wie Fleiß und Bodenständigkeit.

Für Waldenbuch einen Schatz geschaffen

Mit dieser „unverwechselbaren Handschrift“ hätten Marli Hoppe-Ritter und Alfred T. Ritter das Werk in dritter Generation weiter entwickelt. „Die Anerkennung und der Respekt Ihrer Großeltern und Eltern wäre Ihnen gewiss“, sagte Lutz. Auch mit seiner eigenen Wertschätzung hielt der Rathauschef nicht hinterm Berg: Die Synthese von Ökologie und Ökonomie habe für Waldenbuch einen Schatz geschaffen.

Zweieinhalb Millionen charakteristische Schoko-Quadrate verlassen täglich die „süßeste Stadt Europas“, wie Roland Bernhard die Schönbuchgemeinde betitelte. Augenzwinkernd kommentierte der Böblinger Landrat die Gefahren, die sich hinter der „Verbindung von gutem Lebensgefühl und Genuss“ verbergen können: „Drei Kilo Zuwachs in kurzer Zeit“. Der Landkreis indes brauche solche Unternehmerpersönlichkeiten, die sich wie Alfred T. Ritter als Geschäftsführer und Marli Hoppe-Ritter als Beiratsvorsitzende für fairen Handel stark machten und zudem das Wohl der örtlichen Mitarbeiter im Blick behielten. 940 Firmenangehörige sorgen heute dafür, dass sich die Schokoladenmarke auf dem hart umkämpften Markt behaupten kann. „Und die Leute schaffen gern bei Ritter“, so die Erfahrung des Landrats.

„Gelebtes Unternehmertum“

Auch Johannes Schmalzl hatte zuvor den Sympathiewert betont, der etwa beim Jubiläumsfest zum hundertjährigen Bestehen der Firma im Juli dieses Jahres spürbar gewesen sei. Zudem leuchteten in der ganzen Welt die Augen auf, wenn man als Heimatort „die Stadt mit der leckeren Schokolade“ erwähne, sagte der in Waldenbuch wohnhafte Regierungspräsident. Er beglückwünschte den Gemeinderat zu seiner Entscheidung und die neuen Ehrenbürger zur Auszeichnung. Das Ritter’sche Markenzeichen sei das „gelebte Unternehmertum“. Der Regierungspräsident erinnerte an Wirtschaftsführer, die „ohne jeden ethischen Kompass“ die Gesellschaft fast an den Abgrund geführt hätten. Waldenbuch hingegen könne sich glücklich schätzen über das Bekenntnis der „Vorzeigeunternehmer“ zum Standort und zudem über ein Kunstmuseum, das gleichermaßen Besuchermagnet sei wie architektonisches Schmuckstück.

Marli Hoppe-Ritter bedankte sich gerührt für „die große Ehre“. Auch sie war überzeugt, dass sich ihre Vorfahren mitgefreut hätten. Der Firmengründer Alfred Eugen Ritter wurde bereits 1951 zum Ehrenbürger ernannt, sein Sohn Alfred Otto Ritter im Jahr 1964. Michael Lutz hatte in einem geschichtlichen Abriss darauf hingewiesen, dass Alfred Eugen Ritter auch kommunalpolitische Verantwortung übernommen hatte: Der erklärte Nazi-Gegner durfte nach dem Krieg als kommissarischer Bürgermeister die wieder gewonnene Selbstverwaltung der Gemeinde umsetzen.

Dank an die Stadt

Sein Enkel, der heutige Geschäftsführer Alfred T. Ritter, dem die erneuerbaren Energien sehr am Herzen liegen, bekam schon ebenso das Etikett „Öko-Spinner“ angeheftet wie beispielsweise den renommierten Business Award 2012 verliehen. Sein Dank gebühre aber in erster Linie der Schönbuchstadt und ihren Bürgern, sagte der Firmenchef. Hin und wieder werde er gefragt, warum er ausgerechnet am Standort Waldenbuch festhalte. Seine Antwort: „Na, wegen den Waldenbuchern!“