In Schwäbisch Gmünd soll 2024 die größte Produktionsanlage im Südwesten eröffnen. Der Clou: Der Wasserstoff ist grün.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Die alte Stauferstadt Schwäbisch Gmünd will zu einem Vorreiter in der Wasserstofftechnologie werden. Ein erstes Ausrufezeichen stellt nun eine Anlage dar, die von 2024 an täglich bis zu vier Tonnen Wasserstoff produziert. Das reicht rechnerisch, um 200 Lastwagen vollzutanken. In der Tat ist eine Lkw-Tankstelle direkt an der Elektrolyse-Anlage geplant. Vor allem aber soll der künftige Technologiepark Aspen mit dem Wasserstoff versorgt werden. Der grüne Strom für die Herstellung stammt von den Stadtwerken Schwäbisch Gmünd.

 

Bei einem Informationstag in Schwäbisch Gmünd in dieser Woche mit vielen Vertretern aus Politik und Wirtschaft wurde deutlich, dass die Nachfrage nach dem kleinsten Element im Periodensystem große Fahrt aufnimmt. Das Unternehmen Stellantis etwa hat bereits für Citroën, Peugeot und Opel einen Lieferwagen mit Wasserstoff als Energiequelle auf den Markt gebracht. Daimler Truck will 2027 mit großen Lkws in Serie gehen. In Schwäbisch Gmünd entwickelt das Forschungsinstitut Edelmetalle und Metallchemie neue Produkte für die Wasserstofftechnologie. Und die Unicorn Energy AG, ebenfalls ein Gmünder Unternehmen, will bald eine Brennstoffzelle herstellen, mit der man auch Häuser beheizen kann.

Gedrosselte Produktion aufgrund der Gesetzeslage

Insofern wollen und können viele nicht mehr darauf warten, bis irgendwann zwischen 2030 und 2035 die erste Wasserstoff-Pipeline von Mannheim in die Region Stuttgart in Betrieb gehen wird. Die französische Firma Lhyfe, vor fünf Jahren in Nantes gegründet, hat etwa große Ziele: „Ende 2025 wollen wir so viele Produktionsanlagen gebaut haben, dass Deutschland flächendeckend beliefert werden kann“, so Vertriebsleiter Pascal Louvet in Schwäbisch Gmünd.

Die allererste ist jene in Schwäbisch Gmünd, schon bald sollen aber weitere und größere folgen, etwa im bayerischen Herzogenaurach, wo der Industriezulieferer Schaeffler einen Großteil des Wasserstoffs abnehmen will. Gmünds OB Richard Arnold (CDU) betonte jedenfalls, dass seine Stadt mit dem klimafreundlichen Gewerbepark einen großen Schritt in die Zukunft mache, und geißelte zugleich weltfremde Gesetze: Denn vorerst sei man gezwungen, die Produktion auf 2,5 statt auf die möglichen vier Tonnen täglich zu beschränken.

Modellprojekt in drei Regionen Baden-Württembergs

Das Gmünder Projekt ist Teil eines baden-württembergischen Wasserstoff-Modellprojektes namens Hy-Five, das im Juli 2022 gestartet und mit 32 Millionen Euro an Fördergeldern ausgestattet ist. In Ulm soll eine Wasserelektrolyse erstellt und betrieben werden. In Reutlingen, Tübingen, Mössingen und Rottenburg planen die Stadtwerke ebenfalls kleinere Produktionsanlagen, die Nah- und Fernwärme erzeugen.