Der enge Beckenbauer-Vertraute Fedor Radmann hat an der WM 2006 nach „Bild“-Angaben mehr als drei Millionen Euro verdient. Der Fall passt zu einer Reihe undurchsichtiger Geldflüsse in dieser Affäre.

Frankfurt/Main - In der WM-Affäre gibt es neue Enthüllungen über das Finanzgebaren des damaligen Organisationskomitees. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung hat der enge Beckenbauer-Vertraute Fedor Radmann für seine diversen Tätigkeiten rund um die Fußball- Weltmeisterschaft 2006 mehr als drei Millionen Euro kassiert.

 

Der Deutsche Fußball-Bund reagierte darauf am Montag, indem er Radmann und alle anderen Mitglieder des früheren WM-Organisationskomitees in einer Stellungnahme auf seiner Internetseite dazu aufforderte, „vollständig und transparent über diese Abläufe zu informieren und Auskunft darüber zu geben, welche Leistungen konkret den damaligen Vergütungen zugrunde lagen“.

Dem „Bild“-Bericht zufolge erhielt Radmann zunächst ein fünfstelliges Monatsgehalt als Mitglied des WM-Organisationskomitees, Provisionen für den Abschluss von Werbeverträgen, einen mit 320 000 Euro vergüteten Beratervertrag nach seinem Ausscheiden aus dem WM-OK sowie eine Zahlung von 30 000 Euro anderthalb Jahre nach der WM.

Undurchsichtige Zahlungsmodelle

Fragwürdig daran ist, dass laut „Bild“ sowohl bei seinem Berater-Honorar als auch bei der Zahlung von 2007 nie vom WM-OK dargelegt wurde, worin Radmanns Gegenleistung genau bestand. Außerdem seien die mit ihm abgeschlossenen Verträge nie vom Aufsichtsrat des Organisationskomitees abgesegnet, sondern in einigen Fällen nur von Franz Beckenbauer als Chef des WM-OK unterschrieben worden.

Es sei allgemein bekannt, „dass Herr Radmann im Zuge der Bewerbung um die Weltmeisterschaft 2006 und nach dem Zuschlag für das WM-OK in unterschiedlichen Funktionen tätig war“, heißt es in der Mitteilung des DFB. „Auf welcher inhaltlichen Absprache die Höhe seiner finanziellen Vergütungen damals festgelegt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.“

Die neuen Enthüllungen passen zu einer Reihe anderer undurchsichtiger Zahlungsmodelle der früheren WM-Macher. So wurde im September erst nach Jahren bekannt, dass Beckenbauer das Organisationskomitee nicht wie immer behauptet unentgeltlich geleitet hat, sondern 5,5 Millionen Euro aus Sponsorengeldern der WM erhielt. Die Bundesanwaltschaft der Schweiz ermittelt gegen Radmann, weil er über Jahre Zahlungen des Weltverbandes FIFA an Beckenbauer weitergeleitet haben soll.

Dubiosen Zahlungsflüsse

Seit einem Jahr ist bekannt, dass Vergabe und Organisation der WM 2006 von mehreren dubiosen Zahlungsflüssen begleitet wurden. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt abgesehen von Radmann auch gegen Beckenbauer sowie die früheren OK-Mitglieder Wolfgang Niersbach, Horst R. Schmidt und Theo Zwanziger. Der Verdacht lautet auf Betrug, ungetreue Geschäftsbesorgung, Geldwäsche und Veruntreuung. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt zudem gegen Niersbach, Zwanziger und Schmidt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall.

Radmann gilt in der WM-Affäre als einflussreicher Strippenzieher. Durch seine langjährigen Tätigkeiten für Adidas und den in Konkurs gegangenen Sportvermarkter ISL ist er in der Sportwelt bestens vernetzt. Dem WM-OK gehörte er von 2001 bis 2003 als Vizepräsident an. Weil er zeitgleich noch Verträge mit Adidas und der Kirch-Gruppe besaß, trat er unter öffentlichem Druck von diesem Posten zurück. Nur zwei Monate später erhielt er den Beratervertrag des OK.