Die Stadt hat ihre Überlegungen zur Neukonzeptionierung der Traditions-Marktplatzhocketse vorgestellt. Werden sie verwirklicht, hat das einschneidende Folgen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen der Stadt und den Zwiebelfestwirten droht zu eskalieren. Am Mittwoch haben der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger und der Chef der Esslinger Stadtmarketing- und Tourismus-Gesellschaft (EST), Michael Metzler, bei einer Pressekonferenz Ideen zur Neuausrichtung der Esslinger Traditionsveranstaltung vorgestellt. Die Zwiebelfestwirte, die in diesem Jahr zum 32. Mal die sommerliche Marktplatz-Hocketse organisieren, spielen in diesen Überlegungen keine – oder wenn überhaupt – nur noch eine sehr untergeordnete Rolle.

 

Die nun vorgestellte Neukonzeptionierung geht auf einen Auftrag des Gemeinderats zurück. Aus Sorge um die Entwicklung des Fests hatte das politische Gremium die Verwaltung im Jahr 2016 beauftragt, Vorschläge zur Weiterentwicklung des Zwiebelfestes auszuarbeiten. Dabei hat man, so erklärt der Pressesprecher der Stadt, Roland Karpentier, zwar mit vielen Akteuren geredet, die bisher federführende Zwiebelfest-Gesellschaft aber nicht an den Überlegungen beteiligt und sie erst am Mittwoch – und das auch erst nach einem Hinweis aus der Presse – über die neuen Ideen in Kenntnis gesetzt.

Stadt will selber Organisator werden

Konkret schlägt die Stadt vor, zunächst selbst als Veranstalterin und Betreiberin eines Sommerfests in der Esslinger Altstadt aufzutreten. Damit soll, so Jürgen Zieger, „eine Struktur geschaffen werden, die Verteilungsgerechtigkeit sicherstellt und Transparenz und Fairness in der Vergabe der Lauben gewährleistet.“ Das Ziel sei es, allen Gastronomen potenziell gleiche Chancen auf eine Teilnahme zu ermöglichen und die Veranstaltung selbst konzeptionell weiterzuentwickeln“. Später könnte die Betriebsführungsrolle „an eine strukturell geeignete Institution“, etwa an die EST, übergeben werden.

Die von der Stadt erarbeiteten konzeptionellen Grundlagen, mit denen die Reorganisation begründet wird, klingen allerdings kaum anders als die der bisherigen Zwiebelfestsziele: Das neue Sommerfest soll „für die Bürgerschaft identitätsstiftend sein, zugleich Strahlkraft nach außen entwickeln und ein vielfältiges Angebot zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen“, sagt Michael Metzler.

Das Fest solle „Tradition und Innovation, lokaler Identität und Weltoffenheit“ vereinen. Die Grundstruktur soll eine Landschaft mit Holzlauben bilden, in denen Gastronomen aus Esslingen und der Region überwiegend schwäbische Küche, Weine aus Esslingen, dem Neckartal und Remstal sowie alkoholfreie Getränke aus der Region ausschenken.

Das Thema Sekt soll „inszeniert“ werden

Zudem soll als „konzeptionelles Alleinstellungsmerkmal“ ergänzend das Thema Sekt „inszeniert“ werden. Als strategischer Partner stände, so erklärt Michael Metzler, die Sektkellerei Kessler bereit. Auch ist daran gedacht, die Laubenwelt auf dem Marktplatz neu zu ordnen und darüber hinaus bis auf den Rathausplatz auszudehnen. Auf dem Marktplatz sollen die Lauben mittig angeordnet werden und so die ursprüngliche Bebauung des Platzes mit dem Katharinen-Hospital nachzeichnen. Zudem soll so der bisherige Trutzburgcharakter des Zwiebelfests verschwinden.

Kleines Entgegenkommen der Stadt an die Zwiebelfestwirte: ihnen soll eine Übergangsfrist bis zum Ende des Jahres 2020 eingeräumt werden. Hinter diesem Angebot steht aber ebenfalls ein dickes Fragezeichen. Denn in der Vorlage, über die der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am 7. Mai erstmals beraten soll, heißt es wörtlich: „Sofern die Auflagen für eine Sondernutzung erfüllt sind, kann in der Übergangszeit bis einschließlich 2020 das Zwiebelfest durch die Zwiebelfest GmbH auf Antrag oder ein anderes Sommerfest durch einen anderen Antragssteller durchgeführt werden.“ Der Startschuss für das neue Sommerfest, das, so Zieger, gewiss nicht mehr Zwiebelfest heißen werde, soll voraussichtlich 2021 sein. Die Stadt rechnet mit jährlichen Kosten in Höhe von 50 000 Euro für die Organisation.