Von afro-amerikanischen Kritikern wird „Lincoln“ hingegen vorgeworfen, dass der Film einem klassischen Erzählmuster folge, wenn es um die Darstellung von Rassendiskriminierung gehe. Die Schwarzen in Spielbergs Film seien passive Beobachter, die ganz auf die Wohltätigkeit ihrer weißen Fürsprecher angewiesen seien. Außerdem werde das gesamte Phänomen der Sklaverei auf das Politische reduziert. Der Kampf um die gesellschaftliche Emanzipation der Afro-Amerikaner sei bei Spielberg ein blutleerer Vorgang in den Hinterzimmern von Washington.

 

Das kann man von „Django“ nicht behaupten. Der Film zeigt die Grausamkeiten der Sklaverei in einer Deutlichkeit, wie man das auf der großen Leinwand noch nicht erlebt hat. Selbst der Hauptfigur King Schultz, einem skrupellosen deutschen Kopfgeldjäger, brillant gespielt von Christoph Waltz, wird es unerträglich, den Sadismus des Plantagenbesitzers Calvin Candie alias Leonardo DiCaprio mit anzusehen. Als dieser einen Sklaven von Hunden zerfetzen lässt, wird ihm übel, während Django (Jamie Foxx) keine Miene verzieht. „Er ist noch nicht so an Amerikaner gewöhnt“, entschuldigt sich Django vielsagend für seinen Freund.

Dass er die Sklaverei beschönige, lässt sich Tarantino demnach beim besten Willen nicht nachsagen. Stattdessen muss er sich aus dem schwarzen Lager den Vorwurf gefallen lassen, nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit an das Thema heranzugehen. „Die Sklaverei war kein Spaghetti- Western“, twitterte Tarantinos Kollege Spike Lee. „Es war ein Holocaust. Meine Vorfahren waren Sklaven, die man aus Afrika gestohlen hat. Ich werde sie ehren.“

Ein Spiel mit zahlreichen Genres

Lee rügt an Tarantino dessen Tarantinotum. „Django Unchained“ ist, wie schon andere Filme des Regisseurs, etwa die Nazi-Groteske „Inglorious Basterds“, ein Meta-Film, ein Spiel mit den Gepflogenheiten eines halben Dutzends von Leinwandgenres, angefangen vom Spaghetti-Western über die Blaxploitation Filme der siebziger Jahre, die Tarantino schon seit „Jackie Brown“ beschäftigen, bis hin zum klassischen Hollywood-Western. Für Spike Lee und andere Kritiker ist diese Verspieltheit kein angemessener Umgang mit einem ernsten historischen Thema.

Dass all dies mit Obama zu tun hat, liegt auf der Hand. Sein zweiter Wahlsieg wurde von vielen Seiten als Anbruch eines neuen Amerikas gedeutet, eines Amerikas, in dem es keine Mehrheit und keine Minderheit mehr gibt, sondern nur ein multi-ethnisches Miteinander. Ob die sozialen Realitäten das überall im Land widerspiegeln, lässt sich freilich bezweifeln. Immerhin aber scheint das Bewusstsein eines solchen Wandels eine gewisse Entkrampfung im Diskurs über „Race“ bewirkt zu haben.

Nicht, dass nicht gestritten würde. Konservative Kritiker werfen Spielberg vor, Lincoln in allzu rosigem Licht erscheinen zu lassen. Mit der Aufgeklärtheit des Präsidenten, den Obama explizit als Vorbild nennt, sei es nicht so weit her gewesen, wie der Filmregisseur das glauben machen möchte. Im Gegenteil, der Sklavenbefreiung habe der zutiefst rassistische Lincoln mehr als ambivalent gegenübergestanden. Von echter Gleichberechtigung wollte er seiner humanistischen Überzeugung zum Trotz nichts wissen.

Dem Bösewicht wird übel

Von afro-amerikanischen Kritikern wird „Lincoln“ hingegen vorgeworfen, dass der Film einem klassischen Erzählmuster folge, wenn es um die Darstellung von Rassendiskriminierung gehe. Die Schwarzen in Spielbergs Film seien passive Beobachter, die ganz auf die Wohltätigkeit ihrer weißen Fürsprecher angewiesen seien. Außerdem werde das gesamte Phänomen der Sklaverei auf das Politische reduziert. Der Kampf um die gesellschaftliche Emanzipation der Afro-Amerikaner sei bei Spielberg ein blutleerer Vorgang in den Hinterzimmern von Washington.

Das kann man von „Django“ nicht behaupten. Der Film zeigt die Grausamkeiten der Sklaverei in einer Deutlichkeit, wie man das auf der großen Leinwand noch nicht erlebt hat. Selbst der Hauptfigur King Schultz, einem skrupellosen deutschen Kopfgeldjäger, brillant gespielt von Christoph Waltz, wird es unerträglich, den Sadismus des Plantagenbesitzers Calvin Candie alias Leonardo DiCaprio mit anzusehen. Als dieser einen Sklaven von Hunden zerfetzen lässt, wird ihm übel, während Django (Jamie Foxx) keine Miene verzieht. „Er ist noch nicht so an Amerikaner gewöhnt“, entschuldigt sich Django vielsagend für seinen Freund.

Dass er die Sklaverei beschönige, lässt sich Tarantino demnach beim besten Willen nicht nachsagen. Stattdessen muss er sich aus dem schwarzen Lager den Vorwurf gefallen lassen, nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit an das Thema heranzugehen. „Die Sklaverei war kein Spaghetti- Western“, twitterte Tarantinos Kollege Spike Lee. „Es war ein Holocaust. Meine Vorfahren waren Sklaven, die man aus Afrika gestohlen hat. Ich werde sie ehren.“

Ein Spiel mit zahlreichen Genres

Lee rügt an Tarantino dessen Tarantinotum. „Django Unchained“ ist, wie schon andere Filme des Regisseurs, etwa die Nazi-Groteske „Inglorious Basterds“, ein Meta-Film, ein Spiel mit den Gepflogenheiten eines halben Dutzends von Leinwandgenres, angefangen vom Spaghetti-Western über die Blaxploitation Filme der siebziger Jahre, die Tarantino schon seit „Jackie Brown“ beschäftigen, bis hin zum klassischen Hollywood-Western. Für Spike Lee und andere Kritiker ist diese Verspieltheit kein angemessener Umgang mit einem ernsten historischen Thema.

Was es bei der ganzen Diskussion nicht gab, waren indes Stimmen, welche die Greuel der Sklaverei verharmlosen wollten oder sie gar zum Teil verteidigten. Worum es geht, ist die angemessene Art der Historisierung – eine lange und zähe Debatte, wie man sie in Deutschland zur Genüge kennt. In den USA ist die Debatte über diesen Teil der eigenen Geschichte nach hundertfünfzig Jahren nun endlich aus akademischen Kreisen heraus und in die breite Öffentlichkeit gedrungen.