Neue Bundesliga-Saison mit frischen Regeln: Schiedsrichter erklären VAR-Entscheidungen live, Hightech prüft Abseits und neue Zeitspielvorgaben bringen Keeper ins Schwitzen.
Zum Start der Bundesliga am 22. August präsentiert sich der Fußball moderner, transparenter – und womöglich auch redseliger. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) haben ein ganzes Maßnahmenpaket geschnürt, das Fans, Spielern und Trainern mehr Klarheit, Tempo und Fairness verspricht. Einige Punkte wurden bereits erprobt, andere feiern Premiere. Gemeinsam sollen sie dafür sorgen, dass Diskussionen rasch enden und der Ball schneller wieder ins Spiel kommt.
Stadiondurchsage durch Schiedsrichter
Ab sofort erklärt der Schiedsrichter im Stadion selbst, wenn er nach VAR-Kontrolle eine Entscheidung ändert. Die Ansagen sind kurz, aber informativ – in der Bundesliga vom ersten Spieltag an, in der zweiten Liga ab dem neunten. Für die Fans vor Ort heißt das: weniger Rätselraten, mehr Durchblick. Was im Fernsehen längst selbstverständlich ist, kommt nun auch auf die Tribünen. Manchem hitzigen Halbzeit-Dialog am Bierstand dürfte das den Wind aus den Segeln nehmen. In der vergangenen Saison war dieses Vorgehen bereits bei ausgewählten Partien getestet worden.
„RefCam“ & Fairplay-Handschlag
Die Kamera auf der Brust des Unparteiischen bleibt ein besonderes Extra. Bei ausgewählten Spielen dürfen Zuschauer später sehen, was der Schiri sah. Die „RefCam“ (englisch für: Schiedsrichter-Kamera) bietet Einblick in Zweikämpfe, Abseitslinien und Protestgespräche. 70 Minuten vor Anpfiff gibt’s zudem ein Treffen von Schiedsrichterteam, Trainern und Kapitänen. Ob das alle Rudelbildungen verhindert, bleibt abzuwarten – schaden kann es vermutlich nicht.
Halbautomatisches Abseits und neue Laufdaten
21 Körperpunkte pro Spieler, Sensor im Ball, Auswertung durch künstliche Intelligenz in Sekunden – so prüft die neue Technik mögliche Abseitsstellungen. Das Ergebnis sehen VAR und Fans in 3D-Animationen, die präzise zeigen, ob die Fußspitze im Abseits war oder nicht. Parallel dazu werden in den Datenerhebungen für Statistikfans Sprints und Tempoläufe strenger definiert: Sprint ab 25 Kilometer pro Stunde, Tempolauf ab 20. Die neuen Werte sind deutlich aussagekräftiger als historische Vergleichszahlen.
Neue Zeitspiel-Regel für Torhüter
Die Torhüter dürfen den Ball nun acht statt sechs Sekunden in den Händen halten. Die letzten fünf Sekunden zeigt der Schiri sichtbar an, fast wie ein Countdown. Wer dann immer noch trödelt, verschafft dem Gegner nun einen Eckball statt bislang eines indirekten Freistoßes. Das soll taktisches Bummeln unattraktiver machen.
Doppelberührung beim Elfmeter
Trifft der Schütze versehentlich zweimal den Ball – etwa über das Standbein – und erzielt ein Tor, wird der Strafstoß künftig wiederholt.
Kapitänsdialog und Schiedsrichterball
Der direkte Draht ausschließlich zwischen Spielführer und Unparteiischen ist jetzt offiziell Teil des Regelwerks, in Deutschland war er eigentlich schon Praxis – auch, wenn sich nicht immer alle daran gehalten haben. Außerdem wird der Schiedsrichterball präziser: Der Ball geht an das Team, das zuletzt in Ballbesitz war, und zwar an der Stelle, wo er vor der Unterbrechung war.
Neu erfunden wird der Fußball durch die neuen Regeln nicht. Aber klare Schiedsrichterdurchsagen sorgen für Transparenz, Hightech beim Abseits liefert präzisere Entscheidungen und angepasste Regeln bei Zeitspiel und Elfmetern schaffen mehr Fairness. Diskussionen wird es weiterhin geben, doch sie werden fundierter geführt. Und vielleicht gibt es sogar den einen oder anderen Moment, in dem ein Schiedsrichter mit seiner Erklärung das gesamte Stadion zum Schmunzeln bringt.