Alte Räume treffen auf ein modernes Kunstkonzept. In der Esslinger Altstadt gibt es von Samstag an eine alte neue Ausstellungsfläche.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Diesen Ort habe ich nicht gesucht, er ist einfach zu mir gekommen.“ Leander Schwazer lächelt. Am Samstag, 16. Dezember, um 19 Uhr öffnet der aus Südtirol stammende und seit drei Jahren in Esslingen lebende Künstler zusammen mit Jedrzej Golecki und dem Koch und Sommelier Roland Bieg ein neues Kapitel in der Geschichte der traditionsreichen Galerie 13 im aus dem 15. Jahrhundert stammenden Haus in der Webergasse 13.

 

Am richtigen Ort angekommen

Den Kontakt zwischen dem neuen künstlerischen Leiter der Galerie und der Besitzerin und langjährigen Galeristin Margrit Luick-Gregorius hat der Esslinger Kulturamtsleiter Benedikt Stegmeyer hergestellt – und dabei, so findet Schwazer, ein bisschen Schicksal gespielt. „Ich stamme aus einer Weber-Familie“, erzählt Leander Schwazer. „Mein Großvater hat in Südtirol einst sogar Esslinger Wolle verkauft.“ Schon bei der Adresse Webergasse sei er deshalb hellhörig geworden. Als er dann im Keller der Galerieräume einen riesigen uralten Webstuhl entdeckte, habe er gewusst, dass er am richtigen Ort angekommen sei.

Der soll, so Schwazer, nun mit vollkommen neuem Leben erfüllt werden. „KdeWe“ als Abkürzung von „Künste der Welt“, soll der Galerieraum in Zukunft heißen und zum künstlerischen Marktplatz werden, „der sich mit der wilden weiten Welt vernetzt und in Esslingen am Neckar verortet ist“. Wiedereröffnet wird die Galerie 13 mit der Ausstellung „Imaginary Interiors“, zu der die in München geborene Künstlerin Laura Schawelka, die Chinesin Lu Yang und Leander Schwazer selber Werke beisteuern. Grundidee ist eine Geschichte aus dem Venedig des 15. Jahrhunderts. Dort zeichnete ein Mönch eine Weltkarte, die zu der exaktesten seiner Zeit gehörte. Das Besondere daran: der Mönch Fra Mauro hat die Mauern seines Klosters nie verlassen.

Wie aus Fantasie und Wissen harte Fakten werden

Schwazer beschreibt es so: „Das Verhältnis aus Klosterzelle und Grenzenlosigkeit, aus exakter Beobachtung und fantastischer Imagination, die zu „hard facts“, also zu einer realistischen Karte der Welt geführt hat, beschreibt den Anspruch unserer Ausstellung.“ Das Ziel sei es, „Trennungen zwischen dem Symbolischen und dem Materiellen aufzuheben“.

In einem Ausstellungsraum etwa zeigt Schwazer in überdimensionaler Größe das Schuppenkleid einer Perleidechse, das sich so als wahres Kunstwerk der Natur entpuppt. In meinem Verständnis ist Kunst nicht nur etwas, was Menschen schaffen“, erklärt Leander Schwazer. In einem anderen entfalten in ebensolchen Vergrößerungen Bretter einer chinesischen Dschunke eine ganz eigenwillige Atmosphäre.

Normalerweise ist geplant, die Galerie 13 zunächst nur während der die Ausstellungen begleitenden Veranstaltungen zu öffnen. An diesem Wochenende können Besucher aber zusätzlich zur Ausstellungseröffnung am Samstagabend auch am Sonntag von 16 bis 19 Uhr in der Webergasse vorbeischauen und mit dem neuen künstlerischen Team, das sich eng mit der Esslinger Künstlerszene vernetzten will, ins Gespräch kommen.