Neue Galerie in Holzmaden Vergoldete Versteinerungen
Krokodile, Seelilien und Ammoniten haben es Ute Hauff angetan. Die Holzmadenerin vergoldet versteinerte Schönheiten.
Krokodile, Seelilien und Ammoniten haben es Ute Hauff angetan. Die Holzmadenerin vergoldet versteinerte Schönheiten.
Ich habe einen Keller voller Krokodile“, scherzt Ute Hauff und führt ihre Besucher in die unterste Etage ihres Hauses. Tatsächlich warten dort mehrere Tiere: Alle sind Replikas von versteinerten Krokodilen, die vor rund 180 Millionen Jahren im Jurameer rund um die Schwäbische Alb gelebt haben. Hauff hat die Krokodile und viele andere Tierarten in ihrer neuen Galerie „Fossil art“ in Holzmaden um sich geschart und präsentiert sie dort auf Schwemmholz, Cortenstahl oder Aluminium.
Neben den Stenosauriern, wie Fachleute die Urzeit-Krokodile nennen, haben es Ute Hauff auch Ammoniten und Seelilien angetan, die fast alle aus den alten Schieferschichten von Holzmaden stammen. Vor allem die Seelilien ziehen sich wie ein roter Faden durch Hauffs Arbeit. Sie begleiten sie schon seit 25 Jahren, als sie mit ihrem damaligen Ehemann Rolf Bernhard Hauff das Urweltmuseum in Holzmaden leitete.
Dann begann Ute Hauffs goldenes Zeitalter. Vor acht Jahren hatte sie die Idee, Abgüsse von Versteinerungen zu fertigen und diese zu vergolden. Zuvor habe sie sich jahrelang überlegt, wie die präparierten Schätze aus dem Jurameer über die üblichen Präsentationen hinaus noch wirkungsvoller in Szene gesetzt werden könnten, erzählt sie. Das handwerkliche Können eignete sich Hauff unter anderem bei einer Vergolderin in Baden-Baden an, wo sie schnell merkte, dass der Umgang mit feinem Blattgold ihr Ding ist. Nur ein Zehntausendstel Millimeter stark ist das Edelmetall, das mit einem Pinsel angeschlagen wird, wie es im Fachjargon heißt. Sie liebe diese meditative Arbeit, sagt Hauff. Zumal Gold auch nicht gleich Gold ist, die Töne reichen von hellem Mondgold über Rosenoble Doppelgold bis zu Rotgold. Besonders hochwertig sind ferner die Arbeiten, die Hauff mit dem Platinmetall Palladium fertigt.
Kleine und größere Ammoniten schimmern verheißungsvoll in schlichten grauen Rahmen, die ein Kirchheimer Rahmenbauer für Hauffs Galerie angefertigt hat. Auch die feingliedrigen Metallgestelle, an denen ihre Objekte hängen, sind Maßarbeit, für die Hauff die Ideen lieferte. „Design ist mir wichtig“, damit beschäftige sie sich unglaublich gern, sagt die frisch gebackene Galeristin. Auch dem Ausstellungsraum hat Ute Hauff eine klare Handschrift verpasst. Eine feine hellgrüne Linie setzt die cremefarben gestrichenen Wände von der Stuckdecke ab. Die dunkelgrünen Kacheln des historischen Kachelofens zeugen von der bewegten Geschichte des 110-jährigen Gebäudes, und nur die roséfarbenen Taftgardinen dürfen farblich ein wenig aus der Reihe tanzen.
„Modernes und ganz Altes ergibt eine tolle Spannung“, sagt Hauff, die die wundervollen Originale und Schätze der Natur, für die sie größte Hochachtung empfinde, ins Leben holen will. „Die Schöpfung berührt uns im tiefsten Innern. Das macht etwas mit einem“, beschreibt Hauff ihren Umgang mit Versteinerungen. Sie holt einen Ammoniten herbei, um die perfekte Formgebung zu belegen. Und die Galeristin erzählt: „Das harmonisiert mich, und das Auge genießt mit.“
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Schon als Kind habe sie wie viele Gleichaltrige in Holzmaden im Schieferabraum gewerkelt, um nach kleinen Schätzen zu suchen. Sie habe damals am liebsten nach Katzengold geschürft, dem bei Kindern beliebten, golden schimmernden Pyrit.
Hauffs Replikas in der Galerie stammen zum größten Teil aus Sammlung und Ausstellung des nahen Urweltmuseums. Es fasziniere sie selbst, dass diese Nachbildungen vom Original eigentlich nicht zu unterscheiden seien. Als die wahre Künstlerin betrachtet Ute Hauff allerdings „Mutter Erde“. Ihre eigene Arbeit bringe diese Schätze lediglich zusätzlich zum Glänzen.
Eine ganze Menge an Gewerken sei nötig, damit die Objekte so präsentiert werden können. Handwerklich herausgefordert hätten sie auch die beiden Seelilien, die Hauff auf einer großen runden Platte mit gut etwa einem Meter Durchmesser montiert hat. „La Luna“ heißt das Objekt auf der mit blauem Samt bezogenen Platte. Anders als der Name nahelegt, handle es sich bei Seelilien allerdings nicht um eine Pflanze, sondern um ein Tier, erklärt die Galeristin. Neben den großen und seltenen Exemplaren finden sich Seelilien in der Galerie außerdem in verkleinerter Form als schlichter und moderner Prägedruck und als Teil von Hauffs Schmuckkollektion. Zu sehen sind Mini-Seelilien als Medaillon oder als Gemme aus Achat geschnitzt, die auf einem feinen Acrylsockel als Anhänger oder Armschmuck getragen werden. Und auch das Krokodil ist im Kleinformat zu haben: als Schmuckguss-Anhänger am Lederband oder als fossiler Schmuck auf einer Stiftablage.
Eine steinerne Welt voller Wunder
Tierwelt
Nur ausgewachsene Krokodile wagten sich in der Jurazeit aufs offene Meer hinaus. Die Küste, die sie zur Eiablage aufsuchten, lag etwa 150 Kilometer östlich von Holzmaden. Zu den bekanntesten Objekten aus Holzmaden zählt die mit 100 Quadratmetern Fläche größte je präparierte Kolonie von Seelilien weltweit.
Galerie
Die vergoldeten Objekte in der neuen Galerie von Ute Hauff sind freitags von 16 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung zu sehen. Die Adresse der Galerie lautet: Aichelberger Straße 66, Holzmaden. Hauff ist per E-Mail (ute.hauff@hauff-fossil-art.de) und unter der Rufnummer 0173/9 52 64 78 zu erreichen.
Museum Das benachbarte Urweltmuseum Hauff in der Aichelberger Straße 90 zeigt Versteinerungen aus der Jurazeit rund um die Fossilienfundstätte Holzmaden. Mit 40 000 Besuchern jährlich zählt es zu den größten deutschen privaten Naturkundemuseen. Geöffnet ist es dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr.