Die Gasdruckregelanlage am Max-Eyth-See steht in einem unscheinbaren Gebäude, ist jedoch für die Versorgung des Neckartals wichtig. Weil sie in die Jahre gekommen ist, wird sie bis zum kommenden Winter ausgetauscht.

Hofen - Jederzeit warmes Wasser, mit einem Dreh die Heizung an oder per Knopfdruck das Gaskochfeld nutzen – für viele Bürger eine Selbstverständlichkeit, nur die wenigsten wissen jedoch, welchen Aufwand es bedeutet, die Region Stuttgart mit Gas zu versorgen. Und weil der nächste Winter bestimmt kommt, nutzt die Netze BW die warmen Sommermonate, um die Druckregelanlage am Max-Eyth-See zu erneuern. Rund 700 000 Euro sind für die Maßnahme vorgesehen. Notwendig ist der Schritt, da es keine Ersatzteile mehr für die alten Apparaturen gibt. Sie stammen aus dem Jahr 1967. Darüber hinaus könnten sie in absehbarer Zukunft nicht mehr den gestiegenen Anforderungen genügen. Während die bestehende Anlage 10  000 Kubikmeter Gas pro Stunde befördern konnte, soll die neue ein Fünftel mehr leisten und damit auch den prognostizierten Verbrauch in 20 Jahren abdecken.

 

Gemeinsam mit den Anlagen am Kraftwerk Münster und in der Frankenstraße werden unter anderem Bad Cannstatt, Mühlhausen und Hofen mit Gas versorgt. Da Angebot und Nachfrage oftmals nicht im Gleichklang sind, gleichen sie Druckschwankungen in den Leitungen aus. Mit 25 Bar strömt das Gas durch die Rohre, jedoch nicht bis zum Endverbraucher. „Die Haushaltsinstallationen sind dafür nicht ausgerichtet. Das wäre auch zu gefährlich“, sagt Projektleiter Claudio Alkan. Ähnlich wie die Spannung bei Trafostationen im Stromnetz werde auch der Druck vor den Wohngebieten daher auf drei Bar runtergeregelt, die Häuser dann mit 40 Millibar versorgt. Zur besseren Übersicht der verschiedenen Druckstufen werden die Leitungen in unterschiedlichen Farben bemalt. Von Lila (über 16 Bar) geht es über Rot (über 1 Bar) und Grün (über 100 Millibar) zum Hausanschluss (Gelb). Entspannungsleitungen sind blau.

Dichtes Netz

Als in Leonberg zuletzt eine Gasdruckregelanlage ausgetauscht wurde, musste während der Baumaßnahmen provisorisch für Ersatz gesorgt werden. In Stuttgart ist diese Maßnahme jedoch nicht erforderlich. Das Netz in der Landeshauptstadt ist so dicht, dass der Ausfall von den anderen Anlagen außerhalb der Heizperiode kompensiert werden kann. „Wir erhöhen dort entsprechend den Einspeisedruck.“ Bis spätestens November sollten die Arbeiten allerdings abgeschlossen sein. Das größte Problem sei die Lieferzeit der Geräte, die bis zu einem halben Jahr beträgt. „Die Anlagenbauer sind sehr beschäftigt.“ Während der Demontage könne es am Max-Eyth-See immer wieder nach Gas riechen, besser gesagt nach dem Geruchsstoff, der zur Sicherheit beigemischt wird. Die Substanzen seien so geruchsintensiv, dass sie auch noch in leeren Leitungen zu riechen sind. „Damit deshalb kein Gas-Alarm ausgelöst wird, sind die Polizei und Feuerwehr informiert worden“, sagt Alkan.

Gesetzliche Vorschriften machen bauliche Änderungen notwendig

Etwas Kopfzerbrechen hat dem Planer die Anordnung der Geräte gemacht. Kleinere Filter – das Gas ist viel sauberer als früher – sparen zwar Platz, die heute geltenden gesetzliche Vorschriften machen jedoch bauliche Veränderungen notwendig. „Sie sind deutlich strenger als in den 1960er-Jahren.“ Leitungen dürfen beispielsweise nur in einem bestimmten Radius gebogen sein. T-Stücke müssen fertig geliefert werden. Früher wurde einfach vor Ort geschweißt und alles entsprechend angepasst. „Das hat auch mehr als 50 Jahre gehalten“, sagt Claudio Alkan, der ein Fan der alten Anlagen ist. „Sie haben was, sind richtig massiv. Die neuen Geräte sehen dagegen richtig futuristisch aus.“