Der katholische Bischof Gebhard Fürst hat die neue Eugen-Bolz-Gedenkstätte an der Kirche St. Eberhard geweiht. Der Stuttgarter Politiker war 1945 von den Nazis ermordet worden. Bolz soll bald selig gesprochen werden.

Zwei Steinquader liegen neben dem Eingang von St. Eberhard an der Königstraße. Fast wirkt es, als seien sie aus der Sandsteinfassade herausgebrochen worden, um mehr Durchlässigkeit zwischen dem Sakralraum und der Öffentlichkeit zu schaffen. Ganz im Sinne jenes Mannes, dessen Bronzebüste im neu entstandenen Sichtfenster steht: Eugen Bolz: Minister, Staatspräsident von Württemberg, Gemeindemitglied der Domkirche und Christ im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. 1945 wurde er enthauptet.

 

Folter hat Bolz nicht brechen lassen

Am Sonntag weihte Bischof Gebhard Fürst die neue Gedenkstätte im kleinen Kreis, darunter Vertreter der Gemeinde, die Bolz-Enkel Norbert und Paul Rupf-Bolz sowie Künstler Ralf Ehmann, der eine Fotografie des Angeklagten Eugen Bolz als Vorlage genutzt hat, wie er vor dem Volksgerichtshof stand: von Haft und Folter gezeichnet aber nicht gebrochen. Die Büste vermittelt ein Gefühl von innerer Kraft. Auch Glaubensstärke, wie Fürst betont. Er hoffe auf eine baldige Seligsprechung des in Rottenburg geborenen Zentrums-Politikers. Das Verfahren läuft seit 2015.

Bolz: Politik als praktische Religion

Stadtdekan und Dompfarrer Christian Hermes hofft auf viele Begegnungen mit Bolz im Zuge des bevorstehenden Katholikentages. Er hebt hervor, dessen Wirken rufe die Bedeutung von Werten in Erinnerung. Auch das öffentliche Leben müsse wertvoll sein. Schon deshalb hält Hermes auch eine Trennung von Glaube und politischem Handeln für falsch. Wie Bolz. Zwei Tafeln an der Kirchenwand zitieren aus einer Rede, die er 1924 hielt: „Politik ist für mich nichts Anderes als praktische Religion“.